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Dyshidrotische DermatitisL30.8
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Hutchinson, 1875.
Definition
Polyätiologische, meist schubweise auftretende, akute, subakute oder chronisch rezidivierende, vesikulöse, auch vesikulo-squamöse Dermatitis an Handflächen und Fußsohlen mit klaren, etwa 0,1 cm großen, intraepidermal gelegenen, gräulich durchschimmernden Bläschen oder (seltener) auch Blasen. Der akute Verlaufstyp ist gewöhnlich eine einmalge Episode mit Irritanzien, seltner mit Allergenen (z.B. poison ivy). Bei letzteren können Streuphänomene auftreten, teils auch mit multiformem Aspekt.
Überwiegt das Auftreten von großen Blasen, so wird der klinische Begriff "Pompholyx" verwendet, an den Händen "Cheiropompholyx", an den Füßen "Podopompholyx".
Bei längerem Bestehen der dyshidrotischen Dermatitis auch groblemalläre Schuppungen und hyperkeratotische Plaques. Es überwiegt dann das Bild der subakuten oder chronischen Hand/Fußdermatitis mit zunehmender Verschwielung und schmerzender Rhagadenbildung.
In der Abheilungsphase einer schubhaften vesikulösen Dermatitis zeigt sich das klinische Bild der sog. Dyshidrosis lamellosa sicca mit zirzinären aufgeworfenen Schuppenkrausen. Diese werden gerne abgezupft, was mit der Gefahr des Einreißen der Haut einhergeht.
Die klinisch sichtbaren Bläschen des dyshidrotischen Ekzems sind Ausdruck einer spongiotischen Dermatitis der Leistenhaut.
Ätiopathogenese
Auftreten im Rahmen einer atopischen Diathese (s.u. Atopie).
Seltener auch bei einer Psoriasis palmoplantaris (s. u. Psoriasis dyshidrotica), einer allergischen Kontaktdermatitis (z.B. bei Nickelallergie), einer Mykose (vesikulöses Mykid), einem gramnegativen Fußinfekt oder idiopathisch bei ungeklärter Ursache.
Auch als Arzneimittelreaktion auftretend (z.B. nach IVIG-Therapie).
Eine dyshidrotische Dermatitis tritt bevorzugt in der warmen Jahrsezeit auf.
Lokalisation
Palmae, Plantae u. Finger/Zehenseitenkanten. Hände sind deutlich häufiger und intensiver betroffen als die Füße.
Klinisches Bild
Die akute dyshidrotische Dermatitis, ein akute Dermatitis der Hände oder Füße, kennzeichnet sich durch das eruptive Aufschießen von kleinsten, meist eng gruppierten, wasserklaren, juckenden Bläschen an den Seitenpartien der Finger der Zehen sowie an den Handflächen und Fußsohlen.
Hand- und Fingerrücken sowie die Interdigitalfalten sind häufig mitbeteiligt, zeigen aber weniger das Bild der sog. Dyshidrose als die dee klassischen akuten Dermatitis der Felderhaut mit entzündlichen etwa 0,1 cm großen Papeln, bzw. größeren Plaques, sowie intakten und geplatzten Bläschen ggf. auch Nässen.
Bei hoher Enzündungsqualität der dermatitischen Reaktion (häufig auch in den Sommermonaten) können sich die Bläschen zu großen Blasen ausweiten, sodass das klinische Bild des Pompholyx entsteht.
Komplikation(en)
Bei Ausbildung eines großblasigen dyshidrotischen Ekzems besteht die akute Gefahr der Superinfektion mit akut auftretender schmerzhafter Pustulation, mit Fieber, Lymphangitis und Lymphadenitis.
An den Füßen kann sich ein sog. gramnegativer Fußinfekt komplikativ aufpropfen.
Therapie allgemein
Externe Therapie
Bei nichtinfektiöser Genese (z.B. atopisches Ekzem; allergisches Kontaktekzem) im akuten Stadium Glukokortikoid-Tinkturen wie 0,1% Triamcinolon-Tinktur oder 0,1% Mometason-Lösung (z.B. Ecural Lösung) und Umschläge mit gerbenden Zusätzen wie synthetischen Gerbstoffen (z.B. Tannolact, Tannosynt). Bei Vorliegen einer colleretteartigen Schuppung Glukokortikoide in Cremegrundlage wie 0,1% Triamcinolon-Creme R259 , 0,25% Prednicarbat-Creme (z.B. Dermatop), ggf. unter Okklusion.
Begleitend schonende alkalifreie Hautreinigung (z.B. Eucerin, Sebamed), keine irritativen Noxen. Rückfettende Externa (z.B. Linola Fett, Asche Basis Salbe), ggf. mit teerhaltigen Zusätzen wie 10% LCD-Creme (Liquor carbonis detergens-Creme, Hydrophile 5/10 oder 20% (NRF 11.86.).
Ggf. nach Abklingen der akuten Phase Zinkoxid-Paste mit Bismutgallat (Zinkoxid-Paste 50% mit Bismutgallat 10%) im Wechsel mit Eichenrindenextrakt-Bädern (s.o.).
In subakuten Stadien und insbes. bei Vorliegen einer Hyperhidrose wird zudem Leitungswasser- Iontophorese als erfolgreich beschrieben.
Bestrahlungstherapie
Interne Therapie
Bei ausgeprägter Impetiginisierung antibiotische Systemtherapie (Antibiotika) mit Cephalosporinen wie Cephadroxil (z.B. Cedrox) 1mal/Tag 1 g p.o. oder Cephalexin (z.B. Cephalexin-ratiopharm) 1-3 g/Tag p.o. in 3 ED.
Diät/Lebensgewohnheiten
Diät: Der von manchen Autoren gesehene Zusammenhang mit oraler Nickel- oder Chromataufnahme ist umstritten. Nach Meinung der Autoren sind Nickel- bzw. Chromat-freie Diäten nicht Erfolg-versprechend.
Hinweis(e)
Ein historischer und mißverständlicher Begriff, der die akute der subakute vesikulöse Dermatitis der Hände und Füße beschreibt. Der Begriff "dyshidrotisch" bezeichnet die Manifestation einer spongiotischen Dermatitis, die durch die besondere anatomische Beschaffenheit der Haut an Handflächen und Fußsohlen (sog. Leistenhaut) zustande kommt.
Die Leistenhaut kennzeichnet sich durch das Fehlen von Haarfollikeln sowie durch Ausbildung einer schützenden, dicken Hornschicht. Bei einer bläschenbildenden dermatitischen Reaktion der Leistenhaut verbleiben die spongiotischen Bläschen wesentlich länger in der Epidermis und werden als feine, kaum 0,1cm große, graue Punkte in der Hornschicht wahrgenommen, bei stärkerer Ausprägung der "Ekzemreaktion" auch als grau-glänzende, vorspringende Bläschen. Der Begriff "Dyshidrose" zielt auf eine fehlerhafte Schweißdrüsenfunktion, die tatsächlich nicht vorliegt, wenn auch der Schweiß eine indirekte Rolle bei der Unterhaltung des Prozesses speilt.
Ebenso mißverständlich und damit überflüssig ist die Bezeichnung "dyshidrosiform", die die Bläschenbildungen bei einer atopischen Hand-/Fußdermatitis charakterisieren soll.
Die großblasige akute Dermatitis der Leistenhaut ist mit dem Begriff Pompholyx (Cheiropompholyx, Podopompholyx) belegt.
Literatur
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- Hutchinson J (1875) Cheiro-Pompholix, Dysidrosis. In: Illustrations of clinical surgery. J. Churchill, London
- Lee KC et al. (2013) Dyshidrotic eczema following intravenous immunoglobulin
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