Dyshidrotische DermatitisL30.8

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles, Robert Jast

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Akutes Fußekzem; Dermatitis dyshidrotische; Dyshidrosiforme Dermatitis; Dyshidrosiformes Ekzem; Dyshidrotic eczema; Dyshidrotisches Ekzem; Dyshidrotisches Hand- und Fußekzem; Ekzem dyshidrosiformes

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Erstbeschreiber

Hutchinson, 1875. 

Definition

Polyätiologische, meist schubweise auftretende, akute, subakute oder chronisch rezidivierende, vesikulöse, auch vesikulo-squamöse Dermatitis an Handflächen und Fußsohlen mit klaren, etwa 0,1 cm großen, intraepidermal gelegenen, gräulich durchschimmernden Bläschen oder (seltener) auch  Blasen. Der akute Verlaufstyp ist gewöhnlich eine einmalge Episode mit Irritanzien, seltner mit Allergenen (z.B. poison ivy). Bei letzteren können Streuphänomene auftreten, teils auch mit multiformem Aspekt.  

Überwiegt das Auftreten von großen Blasen, so wird der klinische Begriff "Pompholyx" verwendet, an den Händen "Cheiropompholyx", an den Füßen "Podopompholyx".  

Bei längerem Bestehen der dyshidrotischen Dermatitis auch groblemalläre Schuppungen und hyperkeratotische Plaques. Es überwiegt dann das Bild der subakuten oder chronischen Hand/Fußdermatitis mit zunehmender Verschwielung und schmerzender Rhagadenbildung.

In der Abheilungsphase einer schubhaften vesikulösen Dermatitis zeigt sich das klinische Bild der sog. Dyshidrosis lamellosa sicca mit zirzinären aufgeworfenen Schuppenkrausen. Diese werden gerne abgezupft, was mit der Gefahr des Einreißen der Haut einhergeht.

Die klinisch sichtbaren Bläschen des dyshidrotischen Ekzems sind Ausdruck einer spongiotischen Dermatitis der Leistenhaut.

Ätiopathogenese

Auftreten im Rahmen einer atopischen Diathese (s.u. Atopie).

Seltener auch bei einer Psoriasis palmoplantaris (s. u. Psoriasis dyshidrotica), einer allergischen Kontaktdermatitis (z.B. bei Nickelallergie), einer Mykose (vesikulöses Mykid), einem gramnegativen Fußinfekt oder idiopathisch bei ungeklärter Ursache.

Auch als Arzneimittelreaktion auftretend (z.B. nach IVIG-Therapie). 

Eine dyshidrotische Dermatitis tritt  bevorzugt in der warmen Jahrsezeit auf.

Lokalisation

Palmae, Plantae u. Finger/Zehenseitenkanten. Hände sind deutlich häufiger und intensiver betroffen als die Füße.

Klinisches Bild

Die akute dyshidrotische Dermatitis, ein akute Dermatitis der Hände oder Füße, kennzeichnet sich durch das eruptive Aufschießen von kleinsten, meist eng gruppierten, wasserklaren, juckenden Bläschen an den Seitenpartien der Finger der Zehen sowie an den Handflächen und Fußsohlen.

Hand- und Fingerrücken sowie die Interdigitalfalten sind häufig mitbeteiligt, zeigen aber  weniger das Bild der sog. Dyshidrose als die dee klassischen akuten Dermatitis der Felderhaut mit entzündlichen etwa 0,1 cm großen Papeln, bzw. größeren Plaques, sowie intakten und geplatzten Bläschen ggf. auch Nässen.

Bei hoher Enzündungsqualität der dermatitischen Reaktion (häufig auch in den Sommermonaten) können sich die Bläschen zu großen Blasen ausweiten, sodass das klinische Bild des Pompholyx entsteht.             

Komplikation(en)

Bei Ausbildung eines großblasigen dyshidrotischen Ekzems besteht die akute Gefahr der Superinfektion mit akut auftretender schmerzhafter Pustulation, mit Fieber, Lymphangitis und Lymphadenitis. 

An den Füßen kann sich ein sog. gramnegativer Fußinfekt komplikativ aufpropfen.   

Therapie allgemein

Behandlung der Grunderkrankung (z.B. Tinea), Meiden auslösender Kontaktallergene, Vermeidung extremer Temperaturen. Das dyshidrotische Ekzem wird häufig bei Rauchern gesehen. Nikotinentwöhnung ist erforderlich!

Externe Therapie

Bei nichtinfektiöser Genese (z.B. atopisches Ekzem; allergisches Kontaktekzem) im akuten Stadium Glukokortikoid-Tinkturen wie 0,1% Triamcinolon-Tinktur oder 0,1% Mometason-Lösung (z.B. Ecural Lösung) und Umschläge mit gerbenden Zusätzen wie synthetischen Gerbstoffen (z.B. Tannolact, Tannosynt). Bei Vorliegen einer colleretteartigen Schuppung Glukokortikoide in Cremegrundlage wie 0,1% Triamcinolon-Creme R259 , 0,25% Prednicarbat-Creme (z.B. Dermatop), ggf. unter Okklusion.

Begleitend schonende alkalifreie Hautreinigung (z.B. Eucerin, Sebamed), keine irritativen Noxen. Rückfettende Externa (z.B. Linola Fett, Asche Basis Salbe), ggf. mit teerhaltigen Zusätzen wie 10% LCD-Creme (Liquor carbonis detergens-Creme, Hydrophile 5/10 oder 20% (NRF 11.86.).

Ggf. nach Abklingen der akuten Phase Zinkoxid-Paste mit Bismutgallat (Zinkoxid-Paste 50% mit Bismutgallat 10%) im Wechsel mit Eichenrindenextrakt-Bädern (s.o.).

In subakuten Stadien und insbes. bei Vorliegen einer Hyperhidrose wird zudem Leitungswasser- Iontophorese als erfolgreich beschrieben.

Bestrahlungstherapie

Bei endogener Ursache sollten möglichst nebenwirkungsarme Therapien wie lokale PUVA-Therapie oder UVA-1 Kaltlichttherapie eingesetzt werden.

Interne Therapie

Bei ausgeprägter Impetiginisierung antibiotische Systemtherapie (Antibiotika) mit Cephalosporinen wie Cephadroxil (z.B. Cedrox) 1mal/Tag 1 g p.o. oder Cephalexin (z.B. Cephalexin-ratiopharm) 1-3 g/Tag p.o. in 3 ED.

Diät/Lebensgewohnheiten

Diät: Der von manchen Autoren gesehene Zusammenhang mit oraler Nickel- oder Chromataufnahme ist umstritten. Nach Meinung der Autoren sind Nickel- bzw. Chromat-freie Diäten nicht Erfolg-versprechend. 

Hinweis(e)

Ein historischer und mißverständlicher Begriff, der die akute der subakute vesikulöse Dermatitis der Hände und Füße beschreibt. Der Begriff "dyshidrotisch" bezeichnet die Manifestation einer spongiotischen Dermatitis, die durch die besondere anatomische Beschaffenheit der Haut an Handflächen und Fußsohlen (sog. Leistenhaut) zustande kommt.

Die Leistenhaut kennzeichnet sich durch das Fehlen von Haarfollikeln sowie durch Ausbildung einer schützenden, dicken Hornschicht. Bei einer bläschenbildenden dermatitischen Reaktion der Leistenhaut verbleiben die spongiotischen Bläschen wesentlich länger in der Epidermis und werden als feine, kaum 0,1cm große, graue Punkte in der Hornschicht wahrgenommen, bei stärkerer Ausprägung der "Ekzemreaktion" auch als grau-glänzende, vorspringende Bläschen. Der Begriff "Dyshidrose" zielt auf eine fehlerhafte Schweißdrüsenfunktion, die tatsächlich nicht vorliegt, wenn auch der Schweiß eine indirekte Rolle bei der Unterhaltung des Prozesses speilt.

Ebenso mißverständlich und damit überflüssig ist die Bezeichnung "dyshidrosiform", die die Bläschenbildungen bei einer atopischen Hand-/Fußdermatitis charakterisieren soll.

Die großblasige akute Dermatitis der Leistenhaut ist mit dem Begriff Pompholyx (Cheiropompholyx, Podopompholyx) belegt.         

Literatur

  1. Braun-Falco M et al. (2003) Palmoplantar vesicular lesions in childhood. Hautarzt 54: 156-159
  2. Grattan Ce et al. (1991) Comparison of topical PUVA with UV-A for chronic vesicular eczema. Acta Derm Venerol 71: 18-22
  3. Hutchinson J (1875) Cheiro-Pompholix, Dysidrosis. In: Illustrations of clinical surgery. J. Churchill, London
  4. Lee KC et al. (2013) Dyshidrotic eczema following intravenous immunoglobulin
    treatment. CMAJ 185:E530
  5. Lehucher-Michel MP et al. (2000) Dyshidrotic eczema and occupation: a descriptive study. Contact Dermatitis 43: 200-205
  6. Lodi A et al. (1992) Epidemiological, clinical and allergological observations on pompholyx. Contact Dermatitis 26: 17-21
  7. Schubert C Inflammatory skin diseases. An assortment of clinically relevant disease Conditions. Pathologe 23: 9-19
  8. Sugimura C et al. (2003) Dyshidrosiform pemphigoid: report of a case. J Dermatol 30: 525-529
  9. Swartling C et al. (2002) Treatment of dyshidrotic hand dermatitis with intradermal botulinum toxin. J Am Acad Dermatol 47: 667-671
  10. Yokozeki H et al. (1992) The role of metal allergy and local hyperhidrosis in the pathogenesis of pompholyx. J Dermatol 19: 964-967
  11. Yoon SY et al. (2012) Histological differentiation between palmoplantar pustulosis and pompholyx. J Eur Acad Dermatol Venereol 27:889-893

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