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NickelallergieL23.0
Synonym(e)
Definition
Vorkommen/Epidemiologie
Nickel ist bei Frauen im Epikutantest mit einer Reaktionsfrequenz von 13,7% das häufigste Allergen, bei Männern zeigen 2,6% positive Reaktionen (s.u. MOAHLFA-Index). Nickel wird in der Legierung von Metallen verwendet und kann in allen metallenen Gegenständen, sofern es sich nicht um reine Edelmetalle handelt, enthalten sein, wie z.B. in Modeschmuck, Uhren, Brillengestellen, Jeansknöpfen, Reißverschlüssen. Auch Edelmetallen kann Nickel beigemengt sein. Zahnprothesen enthalten ebenso wie Gelenkprothesen, medizinische Klammern und Nägel u.a. auch Nickel.
In der Kosmetikindustrie wird Nickel in Gesichts- und Rasierwasser und Haarpflegemitteln verwendet. In der Waschmittelindustrie werden nickelhaltige Katalysatoren benötigt. Auch 1- und 2-Euro-Münzen sind nickelhaltig. Außerdem kommt Nickel in Konservendosen, Staniolpapier und Flaschenverschlüssen vor und löst sich auch in der so verpackten Nahrung.
Einen besonders hohen Nickelgehalt weisen die Nahrungsmittel Hafer, Mais, Soja, Kakao, Schokolade und Tee (1-13 µg/g) auf. Fleisch, Milchprodukte, Weißbrot, Kartoffeln, Öl (< 1 µg/g) sind hingegen nickelarm.
Ätiopathogenese
Allergie gegen Nickel, das u.a. in Modeschmuck (z.B. Piercing), Hosenknöpfen, Büstenhaltern, Reißverschlüssen, Strumpfhaltern, Korsetts, Schuhschnallen und in geringen Mengen in Nahrungsmitteln enthalten ist.
Cave! Ggf. Manifestation als Berufskrankheit der Haut (evtl. bei Friseuren, Metallarbeitern, häufigem Kontakt mit Münzen).
Genetik: Noch wenig erforscht ist der Zusammenhang zwischen Nickel-Sensibilisierung und genetischen Faktoren (s.u. Polymorphismus). So ist die Konkordanz bei Monozygoten stärker ausgeprägt als bei Dizygoten.
Bei Nickel-Kontaktsensibilisierten scheint der Anteil an Filaggrin-Mutationen höher zu sein als bei anderen Kontaktsensibilisierten.
Bemerkenswert ist, dass Nickel bei dem Prozess der Kontaktsensibilisierung auch direkt von T-Zellen erkannt (auch MHC-unabhängig) wird. Es konnte gezeigt werden, dass Nickel über eine Interaktion mit dem Toll-like-Rezeptor 4 (TLR4) das angeborene Immunsystem aktiviert, wodurch der Prozess der Kontaktsensibilisierung initiiert wird.
Mundschleimhaut: Interessant ist eine Beobachtung bei Trägern Nickel-haltiger Zahnspangen. Bei diesem Klientel werden Nickelsensibilisierungen trotz intensiver Kontaktsituation im Schleimhautbereich seltener nachgewiesen als bei einem vergleichbaren Kollektiv. Offenbar wirkt eine Zahnspange wie eine sublinguale Immuntherapie!
Klinisches Bild
- Bild des kontaktallergischen Ekzems.
- In seltenen Fällen kann ein systemisches Nickelallergiesyndrom (SNAS) vorliegen mit dem Auftreten von gastro-intestinalen Beschwerden nach Genuß Nickel-haltiger Nahrungsmittel (Pföhler 2016). Bemerkung: in allergologischen Sprechstunden werden derartige Probleme häufiger beklagt (f>m), ohne dass ein eindeutiger Zusammenhang zwischen den beklagten Symptomen und dem diagnostischen Resultat hergestellt werden kann. Häufig wird auch eine Amalgam-Allergie angeschuldigt.
Diagnose
Komplikation(en)
Lokale oder systemische Reaktionen nach Implantation von nickelhaltigem Osteosynthesematerial (s.u. Implantunverträglichkeit).
Therapie
- Meiden des auslösenden Allergens. Behandlung der Hautveränderungen, s.u. allergisches Kontaktekzem. Nikotinkarenz (auch Passivrauchen!).
- In Fällen, in denen das Ekzem trotz Meidung von Nickelkontakt nicht vollständig abheilt und bei Relevanz für die Erkrankung im Sinne eines hämatogen streuenden allergischen Kontaktekzems sollte eine nickelarme Diät eingehalten werden.
- Eine vorherige orale Provokation mit 2,5 (5,0) mg Nickel (Verum Kapsel: Nickel (II)-Sulfat 0,0025 g, Sacch. lactis ad 0,25 g) soll sich als nützlicher diagnostischer Test erweisen und durch Anschaulichkeit der Zusammenhänge die Motivation des Patienten zur Einhaltung einer Diät verbessern. Wenn innerhalb von 1-2 Monaten keine Besserung eintritt, soll die Diät abgebrochen werden. Bei Besserung (ca. 50%) ggf. Umstellung sonstiger Nickelbelastung wie Ersatz von Edelstahltöpfen, Schneebesen usw. durch Aluminium, Emaille- und Teflongeschirr. Der erste Liter morgens aus der Wasserleitung sollte verworfen werden. Viele Waschmittel enthalten Nickelspuren. Diätfehler bei Festen und auf Reisen sollen i.d.R. problemlos toleriert werden. Die Nickeldiät ist insgesamt umstritten, der Erfolg ist auch aus unserer Sicht fraglich.
Tabellen
Nickelarme Diät (nach Bresser)
|
Gegessen werden dürfen |
Vermieden werden sollten |
Fleisch, Fisch, usw. |
Alle Fleischsorten, Geflügel, Fisch, Eier, tiefgefrorener Fisch |
Größere Mengen Innereien, Heringe, Shrimps, Muscheln, Fischkonserven, u.a. Meeresfrüchte |
Milchprodukte |
Alle Milchprodukte wie Butter, Käse, Milch (in jeder Form), Joghurt |
Größere Mengen Edamerkäse, strikt zu meiden ist Sojamilch |
Gemüse |
Rote Beete, Brokkoli, Rosenkohl, Weißkohl, Chinakohl, Dill, Pilze, Pfeffer (rot, grün), Gurken, Kartoffeln, Petersilie, Aubergine, Spargel |
Sojaprodukte, Spinat, Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen grün/weiß/braun, Linsen), Grünkohl, Lauch, Bohnensprossen, Kopfsalat |
Getreide und Getreideprodukte |
Alle Frühstücksfertigprodukte aus Cornflakes, Popkorn, weißer Reis, Spaghetti, Makkaroni, Weißmehlprodukte, Vollkornprodukte in geringeren Mengen |
Haferflocken und andere Haferprodukte, Buchweizen, Hirse, Weizenkleie und andere Kleie- und faserreiche Lebensmittel wie z.B. Kleiebisquits, Weizenkleietabletten, Mehrkornbrote |
Früchte und Beeren |
Alle Beeren (außer Himbeeren), Pfirsiche, Birnen, Rosinen, Rhabarber |
Feigen, Ananas, Himbeeren, Backpflaumen, Obstkonserven |
Getränke |
Kaffee und Tee (kurz ziehen lassen, nicht in größeren Mengen), Limonade, alkoholische Getränke (außer Wein und Bier) |
Schokolade- und kakaohaltige Getränke, Tee aus Automaten |
Verschiedenes |
Margarine, Hefe |
Schokolade, Marzipan, Kakao, Mandeln, Haselnüsse, Erdnüsse, Leinsamen, Soja und Sojaprodukte, Lakritze, Sonnenblumenkerne, Backpulver, Dosennahrung |
Nickelarme Nahrungsmittel, die die Ekzeme verschlimmern können (gekocht werden sie oft toleriert) |
Bier, Wein (v.a. Rotwein), Heringe, Makrelen, Thunfisch, Tomaten, Zwiebeln, Karotten, viele Früchte (Äpfel, Zitrusfrüchte) |
Diät/Lebensgewohnheiten
Hinweis(e)
Laut Verordnung der Gesundheits- und Verbraucherschutzbehörde aus dem Jahr 2000 dürfen nickelhaltige Gegenstände, die mehr Nickelionen als 0,5 µg/cm2/Woche freisetzen, nicht mehr verkauft werden. Diese Maßnahme hat bereits zu einem deutlichen Rückgang der Nickelallergien in der Bevölkerung geführt.
Ein Nachweis zwischen Nickelsensibilisierung und dyshidrotischem Ekzem wurde in einer Fall-Kontroll-Studie nachgewiesen.
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