Bullöse Dermolyse des Neugeborenen Q82.8

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Synonym(e)

Dominantly inherited transient bullous dermolysis of the newborn; Dystrophic epidermolysis bullosa, neonatal; Epidermolysis bullosa dystrophica, neonatal form; OMIM: 131705; TBDN

Erstbeschreiber

Hashimoto et al., 1985

Definition

Die transiente bullöse Dermolyse des Neugeborenen ist eine seltene Form der dystrophischen Epidermolysis bullosa (DEB), die mit einer neonatalen Hautblasenbildung einhergeht. Diese bessert sich jedoch in der Regel im Laufe des frühen Lebens deutlich oder geht sogar vollständig zurück, wobei langzeitig persistierende Hyperpigmentierungen und auch Milienbildung zu beobachten sind. Initial können auch Nageldystrophien nachweisbar sein. Nach Sistieren der Hautblasenbildung wachsen die Nägel  normal  nach. Auch diese bessern sich, bzw. sie wachsen in der Regel normal nach.  

Ätiopathogenese

Die transiente bullöse Dermolyse des Neugeborenen (TBDN) wird durch eine heterozygote oder compound heterozygote Mutation im COL7A1-Gen (120120) auf Chromosom 3p21 verursacht. Bisher sind etwa 15 unterschiedliche Mutationen im COL7A1-Gen nachgewiesen worden.

Die autosomal dominante und autosomal rezessive Epidermolysis bullosa dystrophica (131750, 226600) sind allelische Erkrankungen (= Krankheiten die durch jeweils unterschiedliche Mutationen in ein und demselben Gen verursacht werden).

Christiano et al. (1997) identifizierten eine heterozygote Mutation im COL7A1-Gen (120120.0039). Hammami-Hauasli et al. (1998) wiesen bei einem Patienten mit TBDN Compound-Heterozygotie für zwei Mutationen im COL7A1-Gen nach (G2251E, 120120.0014; G1519D, 120120.0015). Heterozygote Träger des G2251E-Allels hatten normale Haut, aber isolierte Zehennageldystrophie (607523).

Shi BJ et al. (2015) konnten fallbezogen eine heterozygote Substitution von Guanin durch Adenin an der Nukleotidposition 6136 des Exons 73 in der dreifach helikalen Domäne des Typ-VII-Kollagens nachweisen mit Austausch von Glycin durch Serin an der Position p.G2046S . Die Mutation wurde als pathogene De-novo-Mutation eingestuft.

Klinisches Bild

Hashimoto et al. (1985) beschrieben diese Erkrankung erstmals bei einem afroamerikanischen Kind, das  kurz nach der Geburt große Blasen an den Extremitäten und in anderen Reibungsbereichen entwickelte. Die Blasen heilten schnell ab und hinterließen Hypopigmentierungen aber keine Narben oder Milien. Innerhalb der ersten 4 Monate traten neue Blasen auf, danach jedoch nicht mehr. Später entwickelte sich das Kind völlig  normal. Es gab keine signifikante Familienanamnese.

1989 beschrieb Hashimoto über 2 weitere Fälle. Auch in diesen Fällen frühkindlicher Blasenbildung  verheilten die Blasen innerhalb von 4 Monaten ohne Narben. ES verblieben zahlreiche läsionale Milien. Im Alter von 17 Monaten waren keine Blasen oder Milien zu sehen. Bei einem japanisches Mädchen konnten die Blasen als subepidermal diagnostiziert werden.  Fine et al. (1990) beschrieben analog verlaufende Kasuistiken.

McCollough et al. (1991) berichteten über einen weiblichen Säugling mit Blasen an Händen, Füßen, Rumpf, Gesicht und Mundschleimhaut, die ohne Narbenbildung abheilten. Im Alter von 6 Monaten traten nur noch gelegentlich Blasen auf.  Die Mutter litt an einer analog verlaufenden Blasenbildung.

Fassihi et al. (2005) berichteten über autosomal dominante TBDN bei einem Probanden, seinem Vater und seinem Großvater väterlicherseits.

Sonstige Untersuchungsmethoden

Nachweislich sind eine Kollagenolyse, eine Verringerung oder einen Verlust von Verankerungsfibrillen und sternförmige Einschlüsse in einem erweiterten rauen endoplasmatischen Retikulum in den Keratinozyten der unteren Epidermis.

Histologie

Hautbiopsien zeigen eine abnorme intraepidermale Anhäufung von Typ-VII-Kollagen, was zu schlecht konstruierten Verankerungsfibrillen und einer sublamina densa-Ebene der Blasenbildung führt (Fassihi et al. 2005).

Direkte Immunfluoreszenz

Immunhistochemische Untersuchungen zeigten granuläre, perinukleäre, intrazytoplasmatische Ablagerungen von COL7A1 in basalen Keratinozyten und nicht ausschließlich lineare Ablagerungen in der Basalmembran (Fine et al. 1990).

Verlauf/Prognose

In drei Familien verschwand die Blasenbildung bis zum Alter von 6 Monaten; in der vierten Familie wurde die Blasenaktivität innerhalb der ersten zwei Lebensjahre minimal, obwohl einige Läsionen bis in die dreißiger Jahre weiter auftraten. Während der Blasenbildung wurde das Typ-VII-Kollagen in den basalen Keratinozyten zurückgehalten und nicht in die dermale-epidermale Grenzfläche eingebaut. Nach vollständiger Einstellung oder deutlicher Verringerung des Ausmaßes der Blasenbildung wurde Typ-VII-Kollagen jedoch in normaler Intensität und in linearer Verteilung entlang der dermal-epidermalen Grenze exprimiert, wie dies auch bei normaler menschlicher Haut beobachtet wird. Fine et al. (1991, 1993) kamen zu dem Schluss, dass das vorübergehende Vorhandensein von mechanischer Fragilität und Blasenbildung auf eine Verzögerung des Transports und der Integration von Typ-VII-Kollagen aus den basalen Keratinozyten in die Basalmembran der Haut zurückzuführen ist.

Literatur
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  1. Christiano AM et al. (1997) Genetic basis of dominantly inherited transient bullous dermolysis of the newborn: a splice site mutation in the type VII collagen gene. J. Invest Derm 109: 811-814.
  2. Fassihi H et al. (2005) Transient bullous dermolysis of the newborn in three generations. Brit J Derm 153: 1058-1063.
  3. Fine JD et al. (1990) Intraepidermal type VII collagen: evidence for abnormal intracytoplasmic processing of a major basement membrane protein in rare patients with dominant and possibly localized recessive forms of dystrophic epidermolysis bullosa. J Am Acad Derm 22: 188-195.
  4. Fine  JD et al. (1993) Intracytoplasmic retention of type VII collagen and dominant dystrophic epidermolysis bullosa: reversal of defect following cessation of or marked improvement in disease activity. J Invest Derm 101: 232-236.
  5. Fine J D et al. (1991) Intracytoplasmic retention of type VII collagen in dominant dystrophic epidermolysis bullosa: ultrastructural demonstration of reversal of defect following cessation of or marked improvement of disease activity. (Abstract) Clin Res 39: 323A.
  6. Hammami-Hauasli N et al. (1998) Transient bullous dermolysis of the newborn associated with compound heterozygosity for recessive and dominant COL7A1 mutations. J. Invest. Derm. 111: 1214-1219.
  7. Hashimoto K et al. (1985) Transient bullous dermolysis of the newborn. Arch Derm 121: 1429-1438 .
  8. Hashimoto K et al. (1989) Transient bullous dermolysis of the newborn: two additional cases. J. Am. Acad. Derm. 21: 708-713.
  9. McCollough  ML et al. (1991) Dominant dystrophic epidermolysis bullosa with intraepidermal type VII collagen. (Letter) J. Am Acad Derm 24: 512
  10. Shi BJ et al. (2015) Transient bullous dermolysis of the newborn: a novel de novo mutation in the COL7A1 gene. Int J Dermatol 54:438-442.

Verweisende Artikel (1)

Isolierte Zehennageldystrophie;

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