Synonym(e)
Definition
Die gemeine Bettwanze, Cimex lectularius, ist eine ausschließlich hämatophager, 1-7mm großer, Ektoparasit, der zur Familie der Cimicidae gehört. Er kommt in subtropischen und gemäßigten Zonen vor. Cimex lectularis war in den 1950er Jahren in Zentraleuropa praktisch verschwunden, wahrscheinlich aufgrund einer Verbesserung der allgemeinen Hygiene in den Wohnungen und des wirksamen Einsatzes von DDT und anderen chlororganischen Verbindungen. Bettwanzen haben eine Lebensdauer von 4-6 Monaten, in denen die Weibchen 50-200 Eier legen. Als Enwicklungsstadien benötigen sie Blut von Menschen oder anderen Säugetieren auch von Vögeln.
Seit Anfang der 1990er Jahre sind Bettwanzen in Zentraleuropa wieder zunehmend anzutreffen (Egg M et al. 2024). Das weltweite Wiederauftreten betraf zwei Arten, C. lectularius und C. hemipterus. Letztere wird möglicherweise regelmäßig von Reisenden aus tropischen in gemäßigte Regionen eingeführt, aber die Wintermonate in Zentraleuropa sind wahrscheinlich zu kalt, als dass sich die Art dort etablieren könnte. Die Prävalenz von C. hemipterus ist viel geringer als die von C. lectularius. Die Gründe für das Wiederauftreten sind umstritten, aber die Resistenz gegen Insektizide scheint neben der Zunahme des internationalen Verkehrs durch Tourismus und Handel der Hauptfaktor zu sein.
Allgemeine Information
Bettwanzen nisten v.a. in dunklen Ritzen von Möbeln, Wänden, hinter Bildern in verwahrlosten Räumen. Nachts nehmen sie alle 3-5 Tage Nahrung auf. Überlebenszeiten von mehreren Monaten ohne Blutmahlzeiten sind möglich (Egg M et al.2024). Das mit dem Biss eingespritzte Speichelsekret ruft eine zunächst urtikarielle, später papulöse oder auch bullöse Hautreaktion hervor. Typischerweise treten die Bißstellen an unbedeckten Körperteile auf.
S.u. Cimikose
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Klinisches Bild
Beschrieben wurde ein Patient mit bullösen Bissreaktionen nach sequenziellem Kontakt mit C. lectularius über einen Zeitraum von einem Jahr. Bei Hauttests wurden sofortige Reaktionen auf die Speicheldrüsenlösung von C. lectularius beobachtet, gefolgt von einer ausgeprägten, teilweise blasenbildenden Spätphase. Die Immunoblot-Analyse des Patientenserums mit Speicheldrüsenextrakten und rekombinanten C. lectularius-Speichelproteinen ergab spezifische IgE-Antikörper gegen das 32 kDa C. lectularius-Nitrophorin, jedoch nicht gegen das 37 kDa C. lectularius-Apyrase. Diese Daten weisen draufhin, dass die bullöse Cimikose die Spätphase einer allergischen IgE-vermittelten Überempfindlichkeit gegen C. lectularius-Nitrophorin sind (Leverkus M et al. 2006,Price JB et al. (2012).
Therapie allgemein
Alle Stadien des Wanzenlebenszyklus sind temperasturempfindlich und können durch trockene Hitze oder Dampf abgetötet werden. Die Behandlung ganzer Räume erfordert ein Aufheizen auf >600C für mehrere Stunden. Bei Kleidern empfiehlt sich das heiße Waschen >600C, alternativ das Einfrieren auf -200C für >2 Stunden. Das Vernebeln von chemischen Insektiziden wird eher als unsicher angeben (Aerosole erreicheen möglicherweise nict das Versteck der Wanzen). Auch können sie ein Gesundheitsrisiko für den Menschen darstellen. Weiterhin wurden weltweit Resistenzen gemeldet (Egg M et al.2024).
Hinweis(e)
Bettwanzen wurden die Übertragung von mehr als 40 menschlichen Krankheiten zugeschrieben, aber es gibt kaum Belege dafür, dass eine solche Übertragung jemals stattgefunden hat. In älterer wissenschaftlicher Literatur wurde postuliert, dass Bettwanzen Überträger von Pest, Gelbfieber, Tuberkulose, Rückfallfieber, Lepra, Filariose , Kala Azar (Leishmaniose), Krebs, Pocken, Gelbfieber und Chagas-Krankheit (Trypanasoma cruzi) übertragen werden können. Kürzlich wurde die Möglichkeit der Übertragung des Humanen Immundefizienz-Virus und des Hepatitis-B-Virus (HBV) durch Bettwanzen untersucht und als unwahrscheinlich .
Ein möglicher Kandidat für die Übertragung von Krankheiten auf den Menschen durch Bettwanzen ist HBV. Bettwanzen, die in Hütten in einem HBV-Endemiegebiet im Norden von Transvaal, Südafrika, gesammelt wurden, waren Hepatitis-B-Oberflächenantigen-positiv, ebenso wie Proben aus Senegal, Ägypten, der Elfenbeinküste und China. Es wurde auch nachgewiesen, dass das Hepatitis-B-Oberflächenantigen in Bettwanzen nach experimenteller Fütterung länger als 7 Wochen persistiert, aber es wurde keine Replikation von HBV in den Insekten nachgewiesen.
Bisher liegt keine Studie vor, die die „Vektorkompetenz“ von Bettwanzen (die Fähigkeit, einen Infektionserreger zu erwerben, zu erhalten und zu übertragen) nachgewiesen (Jourdain F et al. 2016).
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Arayesh A et al. (2013) Juckreiz und urtikarielle Entzündungsreaktion der Haut unklarer Genese. Hautarzt 64: 187-189
- Beck W (2017) Befall mit Bettwanzen durch Cimex lectularis und Cimex columbarius. Derm 23: 362-366
- Doggett SL et al. (2012) Bed bugs: clinical relevance and control options. Clin Microbiol Rev 25:164-192.
- Egg M et al. (2024) Disseminierte bullöse Eruptionen: Bettwanzen. JDDG 20: 999-1002
- Jourdain F et al. (2016) The Common bed bug (Cimex lectularius) in metropolitan France. Survey on the attitudes and practices of private- and public-sector professionals. Parasite. 23:38.
- Leverkus M et al. (2006) Bullous allergic hypersensitivity to bed bug bites mediated by IgE against salivary nitrophorin. J Invest Dermatol 126:91-96.
- Price JB et al. (2012) IgE against bed bug (Cimex lectularius) allergens is common among adults bitten by bed bugs. J Allergy Clin Immunol 129:863-865.e2
- Studdiford JS et al.(2012) Bedbug infestation. Am Fam Physician 86:653-658.