AncylostomiasisB76.9

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles, Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

Co-Autor:Dr. med. Florian Weid

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Ägyptische Chlorose; Ancylostomatidose; Ancyolstomiasis; Ankylostomiasis; Chlorose ägyptische; Hakenwurmkrankheit; hookworm disease; Tunnel-Anämie; Wurmkrankheit der Bergleute

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Erstbeschreiber

Dubini, 1843; Griesinger, 1854

Definition

Die Ancylostomiasis (Ancylostomatidose) oder Hakenwurm-Erkrankung ist eine chronische Darminfektion mit den Hakenwurmspezies Ancylostoma duodenale, Necator americanus und Ancylostoma ceylanicum

Ancylostomatidae (von ankylos = krumm) sind eine Familie der Fadenwürmer (Nematoden). Die Parasiten sind 0,7-1,8cm lang und fadenförmig. Ihr Vorderende ist hakenförmig abgebogen . Charakteristisch für diese Würmer ist ein Mundkpapsel mit zahnartigen Strukturen

 

Erreger

Ancylostoma duodenale, Hakenwurm der alten Welt (der Name "duodenale" ist absolut irreführend, da die lebenden adulten Würmer nicht im Duodenum sondern im Jejunum und Ileum leben). 

Necator americanus und Ancylostoma ceylanicum sind die Hakenwurm-Spezies der neuen Welt.

Vorkommen/Epidemiologie

Etwa 50 Millionen Patienten sind weltweit symptomatisch erkrankt; 400-900 Millionen Menschen sind asymptomatische Wirte. Ancylostoma war früher eine Erkrankung der Bergleute und der Arbeiter von Tunnelbauten u.ä. Dies entfällt heute. Heute beschränkt sich die Verbreitung auf tropische und subtropische Regionen. In Endemiegebieten (Afrika, Südeuropa, Zentral-und Südamerika, Süden der USA) ist ein erheblicher Teil der Bevölkerung befallen. Die Wurminfestation erfolgt hauptsächlich bei Arbeiten in Reisfeldern und beim Barfußlaufen auf kontaminierter Erde. 

Ätiopathogenese

Die Infektion erfolgt überwiegend perkutan. Die Invasion der Hakenwurm-Larven erfolgt an unbedeckter Haut (meist Fußsohlen/Fußrücken). Nachfolgende Larvenwanderung auf dem Blut-oder Lymphweg in die Lungengefäße (Herz-Lungen-Passage). In der Lunge verursachen sie eine flüchtige Entzündung die klinisch als eosinophiles Löffler-Infiltrat imponiert.

Die Lungen werden über Alveolen, Bronchien, Trachea verlasssen.

Die Larven gelangen in den  Rachenraum, werden verschluckt und siedeln sich letztlich in Jejunum und Ileum an.  Dort Entwicklung zur Geschlechtsreife.

Adulte Hakenwürmer setzen sich an der Schleimhaut fest und saugen Blut. Die Anwesenheit der Würmer verusacht Bauchschmerzen, Blähungen, Appetitlosigkeit mit Gewichtsverlust und dauerhaft eine Eisenmangelanämie. Die weiblichen Würmer geben täglich ca. 20.000 Eier ab, die mit der Fäzes in die Umwelt gelangen.

Manifestation

Gehäuft bei Landarbeitern in Reisfeldern, Tunnel- und Ziegelarbeitern, Kaffeeplantagenarbeitern.

Klinisches Bild

Entzündung der Haut mit Juckreiz an der Eindringstelle der 0,6mm großen Larven. Häufig Ekzematisierung und Superinfektion der Läsionen durch Kratzen, Urtikaria.

Später kann es in Abhängigkeit von den Wanderungswegen der Larven zu Lungenerscheinungen (Eosinophilie, röntgenologisch wolkenartige Lungeninfiltrate - Löffler-Infiltrat), Anämie, Herzinsuffizienz, Verdauungsstörungen, Unterernährung kommen. Werden die Larven nicht verschluckt, so siedeln sie im Rachenraum und veursachen Heiserkeit, Brechreiz, Speichelfluss und Husten.

Labor

Eosinophilie, Eisenmangelanämie.

Diagnose

Nachweis der Wurmeier im frischen Stuhl!

Interne Therapie

Albendazol (Eskazole®): 400 mg p.o. als ED.

Alternativ: Pyrantel (z.B. Helmex®) einmalige ED von 10 mg/kg KG/Tag (max. 1 g).

Alternativ: Mebendazol (z.B. Vermox®) 2mal/Tag 100 mg für 3 Tage oder

Ivermectin (Mectizan®): 150-200 μg/kg KG p.o. als ED.

Verlauf/Prognose

Unbehandelt und nach lang dauerndem starken Befall meist letal.

Hinweis(e)

Infektionen mit Hakenwurmspezies für die der Mensch Fehlwirt ist, führen zu einem lokalisierten Krankheitsbild  der Haut, dem

Larva-migrans-cutanea-Syndrom.

Literatur

  1. Albonico M et al. (2003) Efficacy of mebendazole and levamisole alone or in combination against intestinal nematode infections after repeated targeted mebendazole treatment in Zanzibar. Bull World Health Organ 81: 343-352
  2. Brenner MA et al. (2003) Cutaneous larva migrans: the creeping eruption. Cutis 72: 111-115
  3. Caumes E et al. (1992) Efficacy of ivermectin in the therapy of cutaneous Larva migrans. Arch Dermatol 128: 83–87
  4. Chu S et al. (2013) Hookworm dermatitis due to Uncinaria stenocephala in a dog from Saskatchewan. Can Vet J 54:743-747. 

  5. Cooper PJ et al. (2003) Reduced risk of atopy among school-age children infected with geohelminth parasites in a rural area of the tropics. J Allergy Clin Immunol 111: 995-1000
  6. Dubini A (1843) Nuovo verme intestinal umano (Ancylostoma duodenale) constituente un sesto genere die nematoidea propri dell’ uomo. Ann Universali Med 106: 5-13
  7. Griesinger W (1854) Klinische und anatomische Beobachtungen über die Krankheiten von Egypten. Arch Physiol Heilkd 13: 528-575
  8. Kim SC et al. (2003) Pruritic skin eruption on the left foot of a 36-year-old woman. Clin Infect Dis 37: 406, 448-449
  9. Ponnighaus JM et al. (2000) Pruritus of dark skin in hookworm infection. Hautarzt 51: 953-955

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