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Larva migransB76.9
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Definition
Einwanderung von Larven diverser Parasitenarten (Würmer/Fliegen) in die Haut mit charakteristischen, sich entzündlich abzeichnenden, linearen, juckenden Wanderungswegen.
Erreger
Verschiedene Parasiten können das klinische Bild des "Larva-migrans-cutanea-Syndroms" auslösen. Insofern ist die sog. Larva migrans kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern lediglich das klinische Symptom einer Infestation durch diese Parasiten.
In Abgrenzung zum Larva-migrans-visceralis-Syndrom (z.B. ausgelöst durch Toxocara canis oder Toxocara cati, die Spulwürmer von Hunden und Katzen) ist der Begriff "Larva-migrans-cutanea-Syndrom" statt Larva migrans (Larva migrans bezeichnet im eigentlichen Sinne den Erreger) die bessere Begrifflichkeit.
- Larven der Pferdebremsen
- Ankylostoma-Arten (Hakenwürmer wie Ancylostoma brasiliense, Ancylostoma caninum u.a. die primär tierpathogen sind und für der Mensch ein Fehlwirt ist)
- Strongyloides-Arten
- Cordylobia anthropophaga (Tumbufliege: Afrika).
Vorkommen/Epidemiologie
Ankylostomatidae (insbes. Ancylostoma brasiliens und caninum; Strongyloides stercoralis): Die Larven der o.g. Nematoden (Fadenwürmer) bohren sich beim Barfußgang oder Liegen am Strand aktiv durch die Haut. Infektionsquellen sind durch Hunde- und Katzenkot verunreinigte Strände und Spielflächen von Kindern. Im Gegensatz zu Ancylostoma duodenale und Necator americanus, die ein systemisches Krankheitsbild verursachen (Ancylostomiasis) gelingt es diesen Arten nicht in der menschlichen Haut Anschluss an das Gefäßsystem zu erhalten. Die Folge ist eine lokale (kutane) Infestation unter dem klinischen Bild des Larva-migrans-cutanea-Syndroms.
Myiasis linearis migrans (insbesondere Arthropodenlarven der Gattung Gastrophilus): Durch die Haut penetrierte Fliegenlarven. Die Infestation erfolgt miest an afrikanischen Stränden beim Barfußgang.
Manifestation
Häufigste Erkrankung bei Tropenreisenden; keine Altersbeschränkungen; gehäuft bei Kindern und Jugendlichen sowie jüngeren Ewachsenen.
Lokalisation
V.a. an der unteren Extremität und Glutaealgegend auftretend, entsprechend den Körperstellen, die mit Larven-haltigem Sand, wie er in tropischen und subtropischen Gegenden zu finden ist, in Berührung gekommen sind. Selten ist der Befall des Capillitiums.
Klinisches Bild
Differentialdiagnose
Das klinische Bild mit den juckenden, bizarren Gängen ist diagnostisch. Bei den seltenen follikulären Krankheitserscheinungen sind v.a. bakterielle Follikulitiden auszuschließen.
Externe Therapie
1% Ivermectin-Creme (Off-Label-Anwendung; Präparat - Soolantra® - ist jedoch zur Behandlung der Rosazea zugelassen) 2x täglich über einen Zeitraum von 14 Tagen.
Alternativ: 10%-15% Tiabendazol-Salbe (z.B. R254 , Mintezol) unter Okklusion mehrfach tgl. für 5-7 Tage. Hinweis: Tiabendazol ist häufig nicht mehr erhältich. Ggf. Bezug über das Ausland.
Alternativ: Albendazol 10% in Vaseline (3 x täglich auf die betroffenen Areale auftragen)
Ergänzend: ggf. Glukokortikoid-Zusatz bei stark entzündlicher Reaktion oder auch alternierende Therapie
Interne Therapie
Gemäß der S1-Leitlinie ist eine Systemtherapie Therapie der 1. Wahl.
- Albendazol (z.B. Eskazole) 800 mg/Tag p.o. über 3 Tage
- Alternativ (off-label): Ivermectin (Mectizan) 200 µg/kgKG p.o. als Einmaldosis. Bemerkung: Ivermectin kann deklariert als individueller Heilversuch über eine internationale Apotheke bezogen und verordnet werden.
Operative Therapie
Merke! Auf Behandlung eines ausreichend großen Hautareals ist zu achten (Larven 1-2 cm vor dem Gangende).
Verlauf/Prognose
Mensch ist Fehlwirt; auch unbehandelt kommt es stets zur Spontanheilung. Diese kann aber Monate in Anspruch nehmen.
Hinweis(e)
Eine Hakenwurmfollikulitis ist stets systemisch zu behandeln!
Bei der durch menschenpathogene Erreger ausgelösten viszeralen "Larva migrans" fehlen häufig die typischen bizarren Gangstrukturen in der Haut, es kommt zum Organbefall.
Literatur
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