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Acrokeratose paraneoplastischeL85.1
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Definition
Zu den sogenannten obligaten Paraneoplasien zugehörige, mit chronisch persistierenden, erythematosquamösen, hyperkeratotischen Plaques an den Akren einhergehende Hauterkrankung. Bei dem größerenTeil der Fälle mit Bazex-Syndrom gehen die Hautläsionen der Diagnose des Primarius voraus, während sich die Hautläsionen bei rund 15 % der Patienten erst nach der Diagnose des Neoplasmas entwickelten. Die Hautveränderungen wurden auch im Zusammenhang mit einem Multiplen Myelom beschrieben (Kandemir Alibakan Ö et al. 2020). Eine klinisch gesicherte Diagnose hat eine hohe diagnostische Relevanz.
Ätiopathogenese
Die Pathogenese des Bazex-Syndroms ist unbekannt. Einige Autoren vermuten einen immunologischen Mechanismus, der sich auf den Nachweis von Immunglobulinen (IgG, IgA, IgM) und Komplement (C3) entlang der Basalmembran der betroffenen und gesunden Haut stützt. Es wurde eine Immunreaktion auf ein gemeinsames Antigen (Haut und Tumor) vermutet (Bolognia JL et al. 1991). Weiterhin wurde vermutet, dass die zugrundeliegenden Malignome mit einer Verschiebung zu einem Th2-Immunweg verbunden sein könnten, was wiederum zu einer verstärkten Expression von epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptoren in den betroffenen Keratinozyten führen könnte (Amano M et al. 2016).
Zu den Risikofaktoren für das Bazex-Syndrom gehören Tabak- und Alkoholkonsum (Räßler F et al. 2017).
Verschiedene von dem Primarius produzierten Wachstumsfaktoren wie Tranforming growth factor-alpha sowie andere Wachstumsfaktoren scheinen für die Proliferation der epithelialen Zellen zuständig zu sein.
Assoziierte Malignome sind v.a. epitheliale Karzinome, so Plattenepithelzellkarzinome der Zunge, des Pharynx, des Larynx, des Ösophagus (39% der Fälle); bei den anderen Malignomen handelt es sich um Plattenepithelkarzinome der Lunge (11 %), Adenokarzinome der Lunge (4 %), gastrointestinale Adenokarzinome (8 %), Urogenitaltumore (5 %) und Lymphome. Die Hautveränderungen wurden auch im Zusammenhang mit einem Multiplen Myelom beschrieben (Kandemir Alibakan Ö et al. 2020).
Lokalisation
Finger- und Zehenendglieder, Nägel, Nase, Ohrmuschel; im Spätstadium großflächige Ausbreitung auf das gesamte Integument möglich.
Klinisches Bild
Schuppende, unscharf begrenzte, symmetrisch auftretende, nicht juckende, psoriasiforme Plaques, später ödematöse Schwellung der Akren. Selten können auch bullöse Läsionen auftreten. Die Läsionen treten bevorzugt an akralen Stellen wie den Fingern (61 %), Zehen (39 %), Ohren (79 %) und der Nase (63 %) auftreten. Die Nägel sind fast immer betroffen, unterscheiden sich nicht von den Nagelveränderungen bei der Psoriasis und sind oft das erste Anzeichen der Erkrankung. Im Gesicht können erythematodesähnliche Hautveränderungen auftreten. Bei längerer Bestandsdauer kann es zu einer Ausbreitung auf die gesamte Hautoberfläche kommen. Hierbei entstehen psoriasiforme Krankheitsbilder.
Histologie
Zu den Merkmalen in der Epidermis können Spongiosis, Grenzflächenveränderungen einschließlich vacuolarer Degeneration und dyskeratotischer Keratinozyten und in der Dermis ein lichenoides Infiltrat, Melanophagen und papilläre dermale Fibrose gehören.
Jüngste Untersuchungen belegen lokalisierte Ablagerungen von Komplementfaktoren, Immunglobulinen und Fibrin an der Basalmembran.
Differentialdiagnose
Stachelartige Hyperkeratosen (bei multiplem Myelom)
Therapie
Externe Therapie
Bestrahlungstherapie
Interne Therapie
Fallbericht(e)
Anamnese: 65 Jahre alter Patient; seit 6-8 Monaten zunehmende, symptomlose Keratinisierungsstörungen an Handflächen und Fußsohlen /hier schmerzhaft bei Belastung (Schmerzen waren Ursache des Arztbesuches). Gleichzeitig vermehrte verruköse Keratinsierung der Areolae mammae sowie mulitple seborrhoide Keratosen im Sternalbereich und am Rücken.
Befund: Schmerzlose, über beide Handflächen disseminiert verteilte, bis 0,2 - 0,4 cm große, festhaftende, gelb-bräunliche, teils warzenartige teils flach eingesunkene Keratosen. An Druckstellen stellenweise flächige Aggregation der Keratosen. Hier „spike-artiger“ Aspekt. Vereinzelt auch „Cornu-cutaneum-artig“. Endoskopischer Nachweis eines zuvor unbekanntem Adenokarzinom des Kolons.
Kommentar: Eine erworbene, ungewöhlich schnell auftretende, generalisierte Keratinsierungstörungen der Haut sollte stets Anlass zu einer gründlichen allg. Tumordiagnostik sein.
Literatur
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Amano M et al. (2016) Bazex Syndrome in Lung Squamous Cell Carcinoma: High Expression of Epidermal Growth Factor Receptor in Lesional Keratinocytes with Th2 Immune Shift. Case Rep Dermatol 8:358-362.
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Bazex A, Salvador R, Dupré A, Christol B (1965) Syndrome paranéoplasique à type d'hyperkératose des extrémités. Guérison après le traitement de l'épithélioma laryngé. Bull Soc Franc Derm Syph 72: 182
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Bolognia JL et al. (1991) Bazex syndrome (acrokeratosis paraneoplastica). An analytic review. Medicine (Baltimore) 70:269-280.
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Buxtorf K et al. (2001) Bazex syndrome. Dermatology 202: 350-352
- Gill D et al. (2001) Bullous lesions in Bazex syndrome and successful treatment with oral psoralen phototherapy. Australas J Dermatol 42: 278-280
- Hinzenstern v J et al. (1990) Paraneoplastische Akrokeratose Bazex - Verlauf unter palliativer Therapie eines Zungengrundkarzinoms. Hautarzt 41: 490–493
- Hoepffner N et al. (1992) Sonderform einer Akrokeratose Bazex bei kleinzelligem Bronchialkarzinom. Hautarzt 43: 496–499
- Kandemir Alibakan Ö et al. (2020) An Unconventional Presentation of Multiple Myeloma: Bazex Syndrome. Turk J Haematol 37: 294-296.
- Kofler L e, Kofler H (2015) Acrokeratosis paraneoplastica Bazex 6 Jahre vor Diagnose eines Magenkarzinoms. Hautarzt 66: 542-544
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Räßler Fet al. (2017) Acrokeratosis paraneoplastica (Bazex syndrome) - a systematic review on risk factors, diagnosis, prognosis and management. J Eur Acad Dermatol Venereol 31:1119-1136.