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Acne inversaL73.2
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Definition
Wahrscheinlich besondere Form der Akne vulgaris des Erwachsenenalters mit Befall von Arealen die reich an apokrinen Schweißdrüsen und Terminalhaaren sind (inverses Befallsmuster), mit Ausbildung von Komedonen und eminent chronischen, abszedierenden Fistelgängen (DD: Hidradenitis suppurativa).
Lokalisation
Klinisches Bild
Multiple, chronisch stationäre, meist schmerzhafte, disseminierte, flach elevierte, oder auch deutlich erhabene, unscharf begrenzte, rote feste Papeln, Plaques und Knoten. Daneben auch schmerzhafte, fluktierende Abszesse oder tief eingesunkene, derbe Narbenplatten oder auch Narbenwülste, die zu Bewegungseinschränkungen führen können. Bei genauer Inspektion finden sich immer wieder kleine eingesunkene Komedonen, wodurch die Zugehörigkeit zum Formenkreis der Akne deutlich wird.
Therapie
Bei weniger ausgeprägten Fällen empfiehlt sich ein komplexes externes, systemisches Vorgehen:
- Retinoide: Die Wirksamkeit von Retinoiden wird unterschiedlich bewertet. Offenbar ist Acitretin im Vergleich zu Isotretinoin das effektivere Therapeutikum.
- Immun-modulierende Therapeutika: Für Immunmodulatoren wie Dapson, Cyclosporin A, Methotrexat, Colchicin oder Kortikosteroide liegen bisher nur ungenügende klinische Daten vor (Schneider-Burrus S et al. 2018).
- Sonstiges: Weiterhin konsequente tägliche Lokaldesinfektion. Empfehlenswert ist eine Laserepilation der befallenen Areale, ggf. komplette Exzision knotiger Entzündungen; wenn möglich Primärverschluss; alternativ Sekundärheilung des Defektes.
- Komedonen: Bei Nachweis von Komedonen konsequente Entfernung mittels Stanzbiopsien.
Fortgeschrittene Krankheitsbilder:
- Medikamentöse Maßnahmen: Adalimumab (Humira®) ist seit 2015 zugelassen und scheint eine vielversprechende Option zu sein (Zouboulis CC et al 2019).
- Secukinumab (Cosentyx): Dieser Interleukin-17A-Inhibitor ist nun zur Behandlung von Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Akne inversa zugelassen. Insbesondere für Patienten, bei denen konventionelle systemische Therapien nicht ausreichend wirksam waren.
- Operative Maßnahmen: Bei fortgeschrittenen Krankheitsbildern ist als einzig kurative Maßnahme die frühestmögliche chirurgische Intervention anzusehen mit großzügiger en-bloc-Resektion der betroffenen Areale. Auch größere Defektflächen bleiben postoperativ offen und können unter sorgfältiger Wundüberwachung sekundär zugranulieren und epithelisieren. Bei Notwendigkeit einer Defektdeckung sind freie Transplantate gegen Schwenklappenplastik abzuwägen. Auch hierbei kann präoperativ, 3-4 Monate vor dem geplanten Eingriff, die systemische Behandlung mit Retinoiden durchgeführt werden. Postoperativ sollte diese Behandlung für einige Monate fortgeführt werden.
Allgemeine Maßnahmen:
- Raucher sollten striktes Rauchverbot erhalten.
- Falls vorhanden, Behandlung einer Anämie.
- Vermeiden enganliegender Kleidung (z.B. Jeans).
Verlauf/Prognose
Hinweis(e)
Die Entität des Krankheitsbildes ist umstritten. Diskutiert werden Beziehungen zur Perifolliculitis capitis abscedens et suffodiens, zur Acne conglobata und zur Hidradenitis suppurativa (s. dort auch klinische Einteilung und Therapie). Der Begriff Acne inversa wird z.T. synonym zu Akne-Triade, Akne-Tetrade und Hidradenitis suppurativa gebraucht.
Literatur
- Küster W et al. (1991) Acne inversa. Hautarzt 42: 2-8
- Lentner A et al. (1992) Klinisches Erscheinungsbild und Therapie der Pyodermia fistulans sinifica (Acne inversa). Z Hautkr 67: 988-992
- Stein A et al. (2003) Acne inversa. Hautarzt 54: 173-185
- Wienert V et al. (2002) Acne inversa (stage 2). Hautarzt 53: 18-21