HaselnussallergieT78.0, T 78.1, L27.-
Synonym(e)
Definition
Pollenallergie: Allergologisch spielen Haselpollen eine bedeutende Rolle (s. Baumpollen). Eine Pollinose macht sich häufig schon im Januar bemerkbar. Das Hauptallergen der Haselpollen sind die Proteine Cor a1 und Cor a 8.
Nahrungsmittelallergie: Allergische Reaktionen auf die Haselnüsse selbst manifestieren sich mit zunehmender Häufigkeit (etwa 40% der Patienten mit Nahrungsmittelallergie). Sensibilisierungen gegen Bet-v 1-homologe Proteine wie Ara h 5 und Ara h 8 beruhen meist auf Kreuzreaktionen mit Pollenallergenen. Bei der Sensibilisierung gegen Ara h 9 ein nichtspezifisches Lipidtransferprotein gilt als sekundäres Nahrungsmittelallergen (v.a. in den Mittelmeerländern). Die primäre Sensibilisierung erfolgt meist über Pru p3 einem Pfirsich-Majorallergen.
Einteilung
Bisher identifizierte und akzeptierte Allergene von Corylus avellana:
- Cor a 1 Pathogenesis-related protein, PR-10, Bet v 1 family member: Bet v 1-assoziierte Kreuzreaktion; Sensibilisierung erfolgt durch Bet v 1. Klinisch selten Reaktionen
- Cor a 2 (Profilin-assoziiert)
- Cor a 6 Isoflavonreduktase homologue
- Cor a 8 Nicht-spezifisches Lipidtransferprotein: Kreuzallergen, Indikator für eine primäre Sensibilisierung druch andere Proteine der Lipidtransferprotein-Gruppe
- Cor a 9 11S Speicherprotein (Legumin-artig): Markerallergen, Indikator für Risikosensibilisierung. Die Frage nach einer Kreuzreaktion mit Cor a 11 ist nicht abschließend geklärt.
- Cor a 10 Luminal binding protein
- Cor a 11 7S Speicherprotein (Vicilin-artig); wurde in einer Studie bes bei Kleinkindern gefunden, die nach Genuss systemische Reaktionen entwickelten.
- Cor a 12 Oleosin
- Cor a 13 Oleosin
- Cor a 14 2S Albumin: Majorallergen; Indikator für Risikosensibilisierung.
Ätiopathogenese
Allergische Reaktionen werden von Patienten mit einer Pollinose auf frühblühende Bäume ( Birke, Erle, Rotbuche, Erle) aufgrund einer strukturellen Ähnlichkeit zwischen den Allergenen dieser Baumpollen und der Haselnuss erworben. Nahrungsmittel-Sensibilisierungen gegenüber Haselnussallergenen (v.a. Cor a 9, Cor a 14) sind oftmals gleichzeitig gegen Erdnussallergene (Ara h 2) sensibilisiert.
Klinisches Bild
Klinik der Haselnussallergie:
- orales Allergiesyndrom (etwa 30%)
- akute allergische Urtikaria (etwa 30%)
- Bronchospasmus (etwa 15%)
- anaphylaktischer Schock (etwa 7%)
- Nausea und Erbrechen (etwa 7%).
- Haselnüsse sind in verschiedene Zubereitungen als Speise weit verbreitet. Haselnussöl ist ein hochwertiges Speiseöl und wird auch in der Ölmalerei und in der Parfümindustrie benutzt. Haselnussöle (v.a. kaltgepresste Öle) können ebenfalls allergische Reaktionen hervorrufen. Bei den gereinigten, hochraffinierten Ölen werden die Allergene meist hitzedenaturiert bzw. durch Filterungsprozesse entfernt.
Literatur
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- Hofer Th, Wüthrich B (1985) Nahrungsmittelallergien. II. Häufigkeit der Organmanifestationen und der Allergie-auslösenden Nahrungsmittel. Schweiz Med Wochenschr 115: 1437-1442
- WHO/IUS Allergen Nomenclature Sub-Committee