Strahlenkaries

Zuletzt aktualisiert am: 10.09.2024

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Synonym(e)

Caries radiatio; dentogene caries; radiogene Karies; radiogenic caries

Definition

Strahlenkaries ist eine Nebenwirkung, die bei Patienten nach Bestrahlung im Kopf- und Halsbereich auftreten kann. Ätiologisch scheint eine synergistische Kombinationsschädigung vorzuliegen: Zum einen führt die ionisierende Strahlung an den Zähnen zu einer direkten Schädigung der Odontoblasten mit Retraktion der Odontoblastenfortsätze, so dass weniger Dentin neu gebildet werden kann und auch die antimikrobielle Abwehr der Zähne gegenüber kariogenen Bakterien reduziert ist. Andererseits werden die Zähne durch eine mögliche Radioxerostomie, d.h. durch den fehlenden Speichelfluss, anfälliger für Karies.

Klinisches Bild

Bei der Strahlenkaries zeigt sich meist eine kreidige bis opake Veränderung des Zahnschmelzes. Er verliert so seinen Glanz und seine Transparenz. Parallel oder verzögert treten echte Substanzdefekte am Zahnhals oder an den Inzisalkanten auf. Ausgehend von diesem Krankheitsprozess entwickelt sich die für die Strahlenkaries typische, den Schmelz unterminierende Zerstörung, die häufig zum Verlust großflächiger Anteile des Schmelzmantels führt. Es handelt sich somit um chronische Strahlenschäden an der Zahnhartsubstanz ("Strahlenkaries").

Therapie

Um das Risiko einer Strahlenkaries zu verringern, sollte vor Beginn der Strahlentherapie eine vollständige Sanierung des Gebisses erfolgen. Bereits in dieser Phase sollten die Mundhygiene und die Kooperationsbereitschaft des Patienten durch umfangreiche Mundhygieneinstruktionen verbessert werden. Mundhygienische Maßnahmen allein können die Entstehung von Strahlenkaries jedoch nicht verhindern. Speichelersatzmittel sind eine weitere Möglichkeit, haben aber keine kariesprophylaktische Wirkung und können sogar die Zahnhartsubstanz schädigen. Speichelersatzmittel haben zum Teil einen niedrigen pH-Wert und können erosiv wirken. Die regelmäßige lokale Fluoridierung während und nach der Bestrahlung ist eine zentrale Begleittherapie für Kopf-Hals-Bestrahlte. Symptomatisch ist die Stimulation des Speichelflusses durch zuckerfreie Bonbons oder Kaugummi sowie reichliche Flüssigkeitszufuhr hilfreich. Häufiges Mundspülen entfernt den zähen Speichel und erleichtert die Mundhygiene. Eine ausgeprägte Mundtrockenheit kann durch künstlichen Speichel gelindert werden, das Kariesproblem wird dadurch jedoch nicht gelöst.

Verlauf/Prognose

Die Erosion des Schmelzes, der sich bräunlich bis schwarz verfärben kann, schreitet innerhalb weniger Monate fort. Der freiliegende Dentinkern zeigt Erweichungen, Kavitäten und eine fortschreitende Zerstörung der gesamten Zahnkrone. Spontane oder thermische Schmerzen fehlen jedoch häufig.

Literatur
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  1. Beech N et al. (2014) Dental management of patients irradiated for head and neck cancer. Aust Dent J 59:20-28. 

Verweisende Artikel (1)

Strahlentherapie;

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