Trichinella spiralis

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

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Erstbeschreiber

Owen, 1835

Definition

Die Gattung Trichinella (Trichinen) in der Würmerklasse der Nematoden, enthält als wichtigste humanpathologische Spezies Trichinella spiralis und Trichinella britovi, beide Erreger der Trichinose (Trichinellose), die in Mitteleuropa wegen der Trichinenuntersuchungen mittlerweile aber nur noch selten ist. In Osteuropa (Bulgarien, Serbien) und Griechenland (Dimzas D et al. 2019) wurden in der Vergangenheit immer wieder kleinere Ausbrüche verzeichnet (Vutova K et al. 2020; Pavic S et al. 2020), wobei beide Spezies gleichermaßen nachgewiesen werden konnten. Offenbar spielten bei diesen Ausbrüchen eine bewusste „alternative“ Schweinhaltung eine Rolle. In tropischen Gebieten haben Trichinellen keine große Bedeutung.

Prinzipiell sind alle Säugetiere empfänglich, natürliche Infektionen sind aber bei Fleisch- und Allesfressern wie dem Fuchs und dem Schwein am wahrscheinlichsten. In Mitteleuropa gilt der Rotfuchs als das wichtigste Reservoir des Erregers. In Deutschland und in der Schweiz ist die Infektion beim Menschen meldepflichtig.

Erreger

Nach Aufnahme Trichinen-haltigen Fleisches, werden durch Verdauungsenzyme (z.B. Pepsin) die Larven im Magen freigesetzt und reifen in Epithelzellen des oberen Dünndarms innerhalb weniger Tage zu adulten Würmern. Nach der Begattung sterben die Männchen relativ schnell ab. Die Weibchen beginnen bereits 4 bis 7 Tage nach der Infektion mit der Ablage der Larven. Dies erfolgt meist über 2 bis 4 Wochen, kann jedoch bis zu 3 Monate andauern. Insgesamt setzt ein Weibchen etwa 500 bis 1.500 Larven frei. Diese "enterale Phase" dauert in der Regel etwa 20 Tage. Während dieser Zeit führt die Besiedlung des Darmepithels zu den Zeichen einer „akuten Darminfektion“ mit Übelkeit, Erbrechen Diarrhö u.a.

Die jungen Larven passieren die Mukosa und gelangen in die Blutbahn, dort zirkulieren sie und wandern schließlich in die quergestreifte Muskulatur ein. Bevorzugt werden sauerstoffreiche, d.h. gut durchblutete Muskeln wie z.B. Zwerchfell, Nacken-, Kaumuskulatur, Muskulatur des Schultergürtels und der Oberarme befallen. Beim aktiven Eindringen werden Muskelfasern zerstört.

Nach 2 bis 3 Tagen erreichen die Trichinella-Larven ihren endgültigen intrazellulären Sitz in Fasziennähe. Die befallene Muskelzelle wird innerhalb von 4 bis 6 Wochen zu einer kapselförmigen "Ammenzelle" transformiert, in der die Larven bis zu 30 Jahre überleben können. Die auf etwa 1 mm Länge angewachsenen Larven sind spiralförmig aufgerollt. Nach einem Zeitraum von etwa 6 Monaten bis zu über einem Jahr beginnt die Verkalkung zunächst der Parasitenkapsel und erst wesentlich später des Parasiten selbst (Informationen des RKI). Sogar durch die verkalkte Kapsel hindurch konnte ein Stoffwechselaustausch der Trichinellen mit dem sie umgebenden Gewebe nachgewiesen werden.

Klinisches Bild

Die Trichinellose ist eine lebensmittelbedingte Erkrankung, die durch den Verzehr von rohem oder ungenügend erhitztem Fleisch erfolgt, das Trichinella-Larven (Trichinellen, Trichinen) enthält. Der klinische Verlauf ist abhängig von der Anzahl der inkorporierten Trichinenlarven. Sie beginnt mit den Zeichen einer Lebensmittelvergiftung. Schon 50 Larven können deutliche klinische Symptome hervorrufen. Bei einer größeren Anzahl von Larven kommt es innerhalb von 24 Stunden nach Aufnahme zu erheblichen systemischen Reaktionen wie: wie Fieber, Darm-Koliken, Diarrhoe, Muskelschmerzen. Weiterhin finden sich Ödeme im Gesicht (Lidödeme), makulöse Exantheme, subunguale Splitterblutungen.

Labor

Die labordiagnostische Bestätigung einer Trichinella-Infektion erfolgt in erster Linie durch den Antikörpernachweis (mittels ELISA oder Immunoblot), der meist frühzeitig geführt werden kann, in einigen Fällen jedoch erst in der 3. oder 4. Krankheitswoche einen positiven Befund aufweist.

Seltener praktiziert wird die histologische Untersuchung (Hämatoxilin-Eosin (HE)-Färbung) von Muskelbiopsie-Präparaten (aus M. deltoideus, M. pectoralis oder M. biceps). Die Bestimmung der Trichinella-Art erfolgt mittels Multiplex-PCR

Therapie

Albendazol (z.B. Eskazole Filmtbl.) 10-15 mg/kg KG tgl. in 2 Tagesdosen oder Mebendazol (Vermox Tbl.) 200-400 mg 3mal/Tag für 3 Tage, dann 400-500 mg 3mal/Tag für 10 Tage. Cave! Nebenwirkungen, daher genaue Dosierungsvorschrift beachten!

Zur Vorbeugung möglicher sekundärer Krankheitssymptome begleitende Therapie mit 20-60 mg Prednison (z.B. Decortin Tbl.), bei drohenden Komplikationen initiale, hoch dosierte parenterale Gabe von bis 1 g.

 

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Cortes-Blanco M et al. (2002) Outbreak of trichinellosis in Caceres, Spain, December 2001-February 2002 Euro Surveill 7: 136-138
  2. Dimzas D et al. (2019) Human trichinellosis caused by Trichinella britovi in Greece, and literature review. J Helminthol 94:e33
  3. Holstein A et al. (1999) Father and son with muscle pain and loss of muscle strength. Acute Trichinosis. Internist 40: 673-677
  4. Liu M et al. (2002) Trichinellosis in China: epidemiology and control. Trends Parasitol 18: 553-556
  5. Owen R (1835) Description of a microscopic entozoon infesting the muscles of the human body. London Med Gaz 16: 125-127
  6. Pavic S et al. (2020) Trichinella britovi outbreak: Epidemiological, clinical, and biological features. Med Mal Infect 50:520-524.
  7. Roy SL (2003) Trichinellosis surveillance--United States, 1997-2001. MMWR Surveill Summ 52: 1-8
  8. Virchow R (1859) Recherches sur le developpement de la trichina spiralis (ce ver devient adulte dans l’intestin du chien). CR Seanc Acad Sci 49: 660-662
  9. Vutova K et al. (2020) Clinical and epidemiological descriptions from trichinellosis outbreaks in Bulgaria. Exp Parasitol 212:107874.
  10. Zenker FA (1860) Ueber die Trichinen-krankheit des Menschen. Arch Pathol Anat Physiol Klin Med 18: 561-572
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