Allgemeine Information
Urikostatika zählen – neben Urikosurika und Urikolytika (Dellas 2017) - zu den Medikamenten, die im Rahmen einer chronischen Gichterkrankung eingesetzt werden (Beubler 2011).
Zu den Urikostatika zählen:
- 1. Allopurinol
Die Halbwertszeit beträgt 3 h, die Elimination erfolgt renal, der therapeutischer Effekt setzt nach 48 h ein und erreicht das Maximum nach 1 Woche (Oberdisse 2002).
- 2. Febuxostat
Die Halbwertszeit beträgt 5 - 8 h, die Elimination erfolgt primär über die Leber und nur zu 1 % - 6 % über die Niere. Eine Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz ist nicht erforderlich (Rieke 2016).
(Beubler 2011)
Wirkungsweise
Urikostatika bewirken eine Hemmung der Xanthinoxidase, welche Hypoxanthin über Xanthin zu Harnsäure oxidiert (Beubler 2011).
Die besser wasserlöslichen Metaboliten Hypoxanthin und Xanthin werden dann vermehrt über den Urin ausgeschieden, was zur Folge hat, dass der Harnsäurespiegel fällt (Dellas 2017).
Durch Allopurinol wird darüber hinaus auch noch die De- novo- Synthese der Purinbasen aus Phosphoribosylpyrophosphat (PRPP) gehemmt, was zur Folge hat, dass der Salvage- Pathway verstärkt genutzt wird und dadurch eine zusätzliche Senkung des Harnsäurespiegels möglich ist (Dellas 2017).
Unter einer Behandlung mit Urikolytika ist eine gute Hydrierung zur Verbesserung der Harnsäureausscheidung erforderlich (Dellas 2017).
Durch Allopurinol kann das Fortschreiten der Gicht verhindert werden. Der Zielwert der Harnsäure liegt zwischen 5,0 – 6,0 mg / dl bzw. 297 – 357 µmol / l (Herold 2021).
Indikationen
Allopurinol kann eingesetzt werden zur:
- Intervallbehandlung bei chronischer Hyperurikämie (Mittel der 1. Wahl)
- Prophylaxe bei einer Chemotherapie (hierbei kommt es durch Zellzerfall zu einer Hyperurikämie)
Da die meisten Erfahrungen mit Allopurinol vorliegen, wird dieses Medikament im Normalfall bevorzugt eingesetzt.
Febuxostat ist erst dann indiziert, wenn bereits Uratablagerungen vorliegen (Dellas 2017). Zur Therapie des Tumor- Lyse- Syndroms wurde es 2015 zugelassen (Rieke 2016).
Kontraindikationen
- akuter Gichtanfall (Dellas 2017)
- Schwangerschaft
- Stillzeit
(Herold 2021)
Febuxostat:
- bekannte KHK
- dekompensierte Herzinsuffizienz
(Herold 2021)
Nebenwirkungen
Mögliche Nebenwirkungen sind:
- Allopurinol kann zu Beginn der Behandlung einen Gichtanfall auslösen. Aus diesem Grund wird eine einschleichende Dosierung empfohlen (Dellas 2017).
- allergische Hautreaktionen
- gastrointestinale Störungen
- Febuxostat verursacht i. d. R. weniger Nebenwirkungen
(Beubler 2011)
- nephrotoxische Wirkung
- Stevens- Johnson- Syndrom (selten)
(Dellas 2017)
- Mundtrockenheit
- Haarausfall
- Fieber
- Lyell- Syndrom
- Anstieg der Transaminasen
(Oberdisse 2002)
- Allopurinol- Hypersensitivitäts- Syndrom (Allopurinol- Vaskulitis) in 0,4 % der Fälle
(Herold 2021)
Bei Allopurinol ist die Häufigkeit der Nebenwirkungen mit 2 % - 3 % als gering einzustufen (Oberdisse 2002).
- V. a. ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko unter der Behandlung mit Febuxostat (Herold 2021)
Kombination
Es ist möglich, Urikostatika zu kombinieren mit:
- NSAR
- Colchicin
(Beubler 2011)
Wechselwirkungen
Da Allopurinol den Lebermetabolismus hemmt, kann eine Wirkungsverstärkung auftreten bei:
- Cumarinen
- Theophyllin
- Azathioprin
- 6- Mercaptopurin
- unter gleichzeitiger Gabe von Amoxicillin oder Ampicillin sind allergische Hautreaktionen möglich
- unter zytostatischer Behandlung können sich Blutbildveränderungen verstärken
- die Ausscheidung von Probenecid wird unter Allopurinol gehemmt
- der Hauptmetabolit des Allopurinols (das Oxipurinol) wird durch Benzbromaron beschleunigt ausgeschieden
(Dellas 2017)
- bei gleichzeitiger Behandlung mit Captopril besteht die Gefahr einer Leukozytopenie (Herold 2021)
Schwangerschaft und Stillzeit
Sowohl in der Schwangerschaft als auch in der Stillzeit sollte Urikostatika gemieden werden. (Beubler 2011)
Gegenanzeigen
Vorsicht ist bei Niereninsuffizienz geboten (Beubler 2011). Die Dosis sollte wegen der Kumulationsgefahr dann entsprechend angepasst werden (Dellas 2017).
Da Allopurinol auch hepatisch metabolisiert wird, ist auch bei einer bestehenden Leberinsuffizienz wegen der Kumulationsgefahr ebenfalls eine Dosisanpassung angezeigt (Dellas 2017).
Dosierungsempfehlung
Bei Therapieeinleitung besteht die Gefahr eines akuten Gichtanfalls, da das renale Transportsystem initial in den meisten Fällen durch die zusätzliche Ausscheidung der Metaboliten überfordert ist. Deshalb empfiehlt sich zu Beginn eine einschleichende Dosierung (Dellas 2017).
Herold (2021) empfiehlt initial eine Dosis von 100 mg / d mit schrittweiser Erhöhung über 1 Monat. Die Zieldosis liegt zwischen 100 – 300 mg / d (Herold 2021).
Alternativ kann auch zur Prophylaxe eines Gichtanfalls zusätzlich Colchicin 2 x 0,5 mg / d für ca. 6 Monate gegeben werden (Herold 2021). Eine weitere Möglichkeit stellt die parallele Behandlung über 3 Monate mit NSAR dar (Dellas 2017).
- Febuxostat:
80 mg / d (Herold 2021)
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Beubler E (2011) Kompendium der Pharmakologie: Gebräuchliche Arzneimittel in der Praxis. Springer Verlag Vienna 118
- Dellas C (2017) Kurzlehrbuch Pharmakologie. Elsevier Urban und Fischer Verlag 191 - 192
- Herold G et al. (2021) Innere Medizin. Herold Verlag 707 – 708
- Oberdisse E et al. (2002) Pharmakologie und Toxikologie. Springer Verlag 549
- Rieke H et al. (2016) Gicht: Der aktuelle Wissenstand zu Ätiologie, Pathogenese, Diagnostik, Klinik und Therapie. De Gruyter Verlag 7.5