Reninhemmer
Synonym(e)
Definition
Antihypertensiv wirksame Substanzen (Reserveantihypertensivum), die sich an das von der Niere gebildete Enzym Renin binden und so die Umwandlung von Angiotensinogen in Angiotensin I verhindern. Die Spiegel von Angiotensin II und Aldosteron sinken.
Pharmakodynamik (Wirkung)
Das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) reguliert den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt im Körper und beeinflusst damit den Blutdruck. Das RAAS besteht aus verschiedenen Komponenten, die alle in einer engen Wechselbeziehung zueinanderstehen. Das in den juxatglomerulären Zellen der Niere produzierte Enzym Renin (Endopeptidase) spaltet Angiotensinogen in Angiotensin I, das anschließend in Angiotensin II überführt wird. Angiotensin II bewirkt eine vermehrte Aldosteron-Ausschüttung. Aldosteron bewirkt eine Retention von Natrium und Wasser in der Niere. Angiotensin II wirkt über eine Vasokonstriktion und Volumenerhöhung innerhalb der Gefäße blutdruckerhöhend.
Reninhemmer blockieren selektiv die Endopeptidase Renin. Die Umwandlung von Angiotensinogen in Angiotensin I wird verhindert. Somit fällt der Angiotensin II Spiegel sowie der Spiegel von Aldosteron ab. Die Reninkonzentration nimmt zwar unter der Einnahme von Reninhemmern zu, doch seine die Aktivität nimmt ab. Diese Wirkungsweise ist der größte Unterschied zwischen Reninhemmern und ACE Hemmern oder AT II Blockern. Weiterhin wird Natrium vermindert in der Niere retiniert, Kalium in geringerem Maße im Urin ausgeschieden. Bemerkenswert ist, dass der Hauptvertreter der Renihemmer, Aliskiren antiproliferativ und antiinflammatorisch (Hemmung von TNF-alpha und Interleukin -6: günstige Beeinflussung psoriatischer Hautveränderungen - Pawloski PL et al. 2018)
Dosierung und Art der Anwendung
Reninhemmer werden bei Hypertonieformen eingesetzt, die dadurch zustande kommt, dass die Nebenniere Aldosteron vermehrt produziert. Von dieser Form der Hypertonie ist rund 50% aller Patienten mit Hypertonie betroffen. Reninhemmer müssen zur Blutdrucksenkung regelmäßig eingenommen werden. Es ist zu beachten, dass der Wirkstoff bei fettreicher Nahrung schlechter resorbiert wird.
Unerwünschte Wirkungen
Diarrhöe, unerwünschter chronischer Husten (etwas seltener als bei ACE-Hemmern).
Weitere potenzielle UAWs von Reninhemmern:
Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Infektionen der oberen Atemwege, Rücken- und Gelenkschmerzen, nicht näher differenzierte „Hautausschläge“.
Angioödeme: das Risiko eine Angioödem zu entwickeln ist etwas geringer als das der ACE-Hemmer, aber 3x höher als das bei Betablockern (Toh S et al. 2012)
Präparate
Alisikiren (Rasilez®: mittlere Tagessdosis 150-300mg/p.o.)
Hinweis(e)
Bei Diabetes mellitus, chronischer Urtikaria- oder Angioödemneigung sowie einer reduzierten Nierenfunktion sollten Reninhemmer vermieden werden. Die Kombination eines Reninhemmers mit einem ACE-Hemmer sollte vermieden werden
Literatur
- Pawloski PL et al. (2018) Aliskiren: Preclinical evidence for the treatment of hyperproliferative skindisorders. Biomed Pharmacother 104:151-157.
- Toh S et al. (2012) Comparative risk for angioedema associated with the use of drugs that target the renin-angiotensin-aldosterone system. Arch Intern Med 172:1582-1589.