Synonym(e)
Erstbeschreiber
Im Jahre 1987 stellte Twardowski erstmals den peritonealen Äquilibrationstest zur Bestimmung des kleinmolekularen Stofftransportes und des Ultrafiltrationsverhaltens (Wiegard- Szramek 2019) vor. In späteren Jahren erfolgten einige Modifizierungen (Haag- Weber 2017). Den sog. Mini- PET- Test z. B. stellten La Milia et al. 2005 vor. Mit ihm kann einfach und schnell der freie Wassertransport beurteilt werden (La Milia 2005).
Definition
Unter einem peritonealen Äquilibrationstest versteht man einen Funktionstest zur Therapieoptimierung bzw. zur Auswahl des optimalen Verfahrens im Rahmen einer Peritonealdialyse (s. a. APD) (Herold 2020). Beim PET werden durch Bestimmung der Transferraten für Harnstoff, Kreatinin und Glukose die peritonealen Transporteigenschaften evaluiert (Kasper 2015).
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Einteilung
Es existieren inzwischen drei Formen des Tests:
- Traditioneller PET: Dieser wird mit einer 2,27 %igen Glukoselösung durchgeführt.
- Mini- PET: Hierbei verkürzt sich die Testdauer auf 1 h. Man kann mit dem Mini- PET Aussagen zur Bestimmung des freien Wassertransportes machen (La Milia 2005)
- Kombiniert- modifizierter PET: Dieser Test erfolgt mit 3,86 %iger Glukoselösung. Zusätzlich wird das Natrium- Sieving bestimmt (Haag- Weber 2017).
Vorkommen
Im Jahre 2000 hat die International Society of Peritoneal Dialysis den kombiniert- modifizierten PET empfohlen (Geberth 2011). Seitdem ist dieser Test der am häufigsten angewandte Funktionstest bei Patienten mit Peritonealdialyse (Bruck 2017).
Hinweis(e)
Bei einer Peritonealdialyse sollten regelmäßig die peritonealen Transporteigenschaften mit Hilfe des kombinierten modifizierten peritonealen Äquillibrationstests (PET) überprüft werden, laut Empfehlung erstmals 4 Wochen nach Therapiebeginn, anschließend 1 x jährlich (Herold 2020) und zusätzlich nach jeder stattgehabten Peritonitis (4 Wochen nach Absetzen der Antibiose [Geberth 2011]) (Kasper 2015).
Testdurchführung ( kombiniert- modifizierter PET): Der Test ist standardisiert und erfolgt durch Dialysat- Wechsel mit einem Gesamtvolumen von 2.000 ml und einer Verweildauer von insgesamt 4 h (Kasper 2015).
Bei Diabetikern ist vor Testbeginn eine gute Blutzuckereinstellung erforderlich.
Vor dem Test sollte eine glukosehaltige Dialyselösung für mindestens 60 min in der Bauchhöhle verblieben sein. Diese wird vollständig abgelassen und 2 l einer 3,68 % igen Glukoselösung instilliert. Das Ende des Einlaufs stellt den sog. PET- Beginn dar = Zeitpunkt 0 min.
Zu genau festgelegten Zeitpunkten werden Dialysatproben aus der Bauchhöhle entnommen (Kuhlmann 2015).
- Am Zeitpunkt 0 min.: Es werden unmittelbar nach Einlauf 200 ml entnommen, von denen 10 ml als Probe verbleiben. Die restlichen 190 ml lässt man wieder zurücklaufen.
- Nach 60 min.: Es erfolgt ein gesamter Auslauf des Dialysats, von denen 10 ml als Probe dienen. Anschließend wird das mengenmäßig notierte Dialysat wieder eingelassen. Es erfolgt zusätzlich eine Blutabnahme.
- Nach 4 h: Das gesamte Dialysat wird erneut abgelassen und 10 ml als Probe entnommen. Anschließend kann der Patient sein gewohntes Dialyseverfahren fortsetzen. (Bruck 2017)
Während des Tests wird die Zeit ermittelt, in der sich die Konzentration eines gelösten Stoffes zwischen dem Dialysat und dem Plasma angleicht. Dieses Verhältnis wird mit D/P bezeichnet.
Durch Standarddiagramme für die Permeabilität der Membran kann damit der peritoneale Transporttyp (s. w. u.) bestimmt werden (Bruck 2017).
Die beim Test verwendete hochprozentige Glukose stimuliert über Aquaporinkanäle die Ultrafiltration. In den ersten 2 h des Tests resultiert daraus ein überwiegender Transport von Elektrolyt- freiem Wasser, da das Natrium zurückgehalten wird (was auch als sog. „Sodium sieving“ oder „Natrium- Sieving“ bezeichnet wird).
Der komplette Dialysatauslauf nach 1 h lässt durch den Abfall des Natriums im Dialysat Rückschlüsse auf die Funktion der Aquaporine zu (Bruck 2017).
Die prognostische Aussage zur kardiovaskulären und infektiösen Mortalität der Patienten lässt sich möglicherweise besser durch die peritoneale Protein- Clearance bestimmen als durch die peritonealen Transporteigenschaften kleinmolekularer Substanzen. Es hat sich gezeigt, dass ein hoher Proteinverlust eine höhere Korrelation hinsichtlich der o. g. Mortalität beschreibt als das D/P Kreatinin (Bruck 2017).
Testergebnis: Im Anschluss an den Test kann man zwischen 4 verschiedenen Transporttypen differenzieren:
1. Typ: schneller Transporter: Bei schnellen Transportern wird die Glukose rasch resorbiert, es besteht aber eine schlechte Ultrafiltration bei langen Verweilzeiten (Hörl 2003). Deshalb ist hierbei die automatisierte Peritonealdialyse (APD) das Standardverfahren bei der Peritonealdialyse (Keller 2010).
2. Typ: hoch- normaler Transporter: Bei hochnormalen Transportern können die kontinuierliche ambulante Peritonealdialyse = CAPD oder die automatisierte Peritonealdialyse (APD)angewandt werden (Keller 2010).
3. Typ: niedrig- normaler Transporter: Für niedrig- normale Transporter eignet sich die kontinuierliche ambulante Peritonealdialyse = CAPD. Sollte eine ausreichende renale Restfunktion bestehen, kann alternativ auch die automatisierte Peritonealdialyse (APD) eingesetzt werden (Keller 2010).
4. Typ: langsamer Transporter: Diese Patienten resorbieren Glukose langsam. Die Ultrafiltration ist optimal, aber die Elimination von klein- bis mittelmolekularen Stoffen ist oftmals nur unzureichend (Hörl 2003). Für langsame Transporter ist die kontinuierliche ambulante Peritonealdialyse = CAPD geeignet. Eine automatisierte Peritonealdialyse (APD) sollte nicht erfolgen. Falls es zu einem Verlust der renalen Restfunktion kommt, empfiehlt sich der Wechsel zur Hämodialyse (s. Nierenersatzbehandlung) (Keller 2010).
Die Abnahme des Natrium- Sievings und des freien Wassertransports sind derzeit die besten verfügbaren Parameter zur Früherkennung einer enkapsulierenden Peritonealsklerose (EPS). Ein Marker für die peritoneale Fibrose ist die Abnahme des freien Wassertransports (Haag- Weber 2017).
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Bruck H et al. (2017) Standardisierung des peritonealen Äquilibrierungstest (PET) bei Peritonealdialyse: Eine Expertenempfehlung. Der Nephrologe (12) 33 - 39
- Geberth S et al. (2011) Praxis der Dialyse nach den Leitlinien NKF KDOQITM, KDIGO, EDTA, DGfN. Springer Verlag 179; 190 – 193
- Haag- Weber M (2017) Peritoneale Funktionstests. Der Nephrologe (12) 27 - 32
- Herold G et al. (2020) Innere Medizin. Herold Verlag 645
- Hörl W H et al. (2003) Dialyseverfahren in Klinik und Praxis: Technik und Klinik. Thieme Verlag 72 - 73
- Kasper D L et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education 1824 - 1825
- Kasper D L et al. (2015) Harrisons Innere Medizin. Georg Thieme Verlag 2243
- Keller C K et al. (2010) Praxis der Nephrologie: Nach den Leitlinien der: NKF (National Kidney Foundation), DHL (Deutsche Hochdruckliga), EDTA European Best Practise Guidelines), DGfN (Deutsche Gesellschaft für Nephrologie), KDIGOKidney Disease: Improving Global Outcome). Springer Verlag 251- 254
- Kuhlmann U et al. (2015) Nephrologie: Pathophysiologie - Klinik – Nierenersatzverfahren. Thieme Verlag 720 – 721
- La Milia V et al. (2005) Mini-peritoneal equilibration test: A simple and fast method to assess free water and small solute transport across the peritoneal membrane. Kidney Int. (68 / 2) 840 - 846
- Twardowski Z J et al. (2003) Short peritoneal equilibration test: impact of preceding dwell time Clinical Trial (19) 53 – 58
- Wiegard- Szramek I (2019) Der PET: praxisnah und verständlich. Nieren- und Hochdruckkrankheiten (1) 18 – 20