Synonym(e)
Definition
Noscapin (internationale Freiname für (−)-α-Narcotin) ist ein Hauptalkaloid des Schlafmohns, Papaver somniferum (3–10 %). Ähnlich wie Codein oder Dihydrocodein wirkt es antitussiv, aber nicht schmerzstillend, wobei die Wirkung etwas schwächer ausgeprägt ist als beim Codein.
Im Gegensatz zu Morphin wirkt Noscapin schwach atemanregend und bronchodilatatorisch. Die Plasmahalbwertzeit von Noscapin beträgt 2,6 bis 4,5 Stunden. Die Bioverfügbarkeit ist individuell variabel und liegt bei circa 30 %.
Pharmakodynamik (Wirkung)
Beim oxidativen Abbau von Noscapin entstehen die Spaltprodukte Cotarnin und Opiansäure.
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Pharmakodynamik (Wirkung)
Noscapin wirkt als kompetitiver Agonist an σ-Rezeptoren. Man vermutet, dass es dadurch die analgetische Wirkung von opioiden Analgetika erhöhen kann. Die antitussive Wirkung wird wahrscheinlich durch Hemmung der Bradykinin-Freisetzung sowie eine direkte antagonistische Wirkung an (peripheren) Bradykinin-Rezeptoren erreicht. In ersten Studien senkte die Gabe Noscapin die Mortalität nach einem Schlaganfall bereits in antitussiven Dosierungen deutlich. Über den gleichen Mechanismus hat die Substanz eine schwache, anregende Wirkung auf das Atemzentrum und wirkt außerdem leicht bronchodilatatorisch.
Das Pharmakon verändert die Hustenqualität vom trockenen Reizhusten hin zu produktivem Husten und verringert damit die Zahl der Hustenattacken. Anders als Morphin beeinträchtigt Noscapin das Flimmerepithel nicht.
Eine Bindung an zentrale Neurokinin-Rezeptoren ist ebenfalls beschrieben. Noscapin zeigt eine Hemmwirkung auf HIF-1α, einen durch Hypoxie aktivierten Transkriptionsfaktor, der an der Angiogenese beteiligt ist.
Weiterhin zeigt Noscapin eine starke Hemmwirkung auf die Bildung der Mikrotubuli bei der Zellteilung und hat daher evtl. ein Einsatzpotential in der Krebstherapie. In Tierversuchen wurden z.T. sehr gute Reduktionen der Tumorvolumina bei gleichzeitig extrem geringen Nebenwirkungen gefunden. Die eingesetzten Dosierungen sind deutlich höher als beim Einsatz als Antitussivum (ca. 1000 - 3000 mg/d).
Eine antiangiogene Wirkung wird ebenfalls diskutiert. Sedierende und obstipierende Wirkungen fehlen.
Indikation
Trockener Reizhusten. Noscapin kann daher bereits bei Säuglingen ab sechs Monaten gegen Reizhusten eingesetzt werden.
Kontraindikation
Kinder < 6 Jahren: Das Arzneimittel sollte in dieser Gruppe in der Regel nicht angewendet werden. Es gibt Präparate, die von der Wirkstoffstärke und/oder Darreichungsform besser geeignet sind.
Schwangerschaft: Das Arzneimittel sollte nach derzeitigen Erkenntnissen nicht angewendet werden.
Präparate
Capval (/Saft, Tropfen und Dragees); Tussanil N (CH), Nosca-Mereprin (B, L); in Deutschland (wie auch in Österreich) ist Noscapin als Hydrochlorid als Rezeptursubstanz verfügbar. Das NRF enthält jedoch keine entsprechende Rezepturvorschrift.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Mahmoudian M et al. (2009) The anti-cancer activity of noscapine: a review. In: Recent patents on anti-cancer drug discovery 4: 92–97
- Winzer T et al. (2012) A Papaver somniferum 10-Gene Cluster for Synthesis of the Anticancer Alkaloid Noscapine. Science 336: 1704–1708