Nieren

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 22.08.2024

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Allgemeine Information

Entwicklungsgeschichte

Die Niere zählt zum uropoetischen System. Sie entwickelt sich aus einer Vorniere (Pronephros), wird dann zur Urniere (Mesonephros) und anschließend zur Nachniere (Metanephros).

(Graumann 2004)

  • Pronephros:

Die Vorniere entwickelt sich in der 3. - 5. Woche. Sie verfügt bereits über einen Vornierengang und Vornierentubuli. Sie ist aber funktionslos (Graumann 2004).

 

  • Mesonephros:

Die Urniere entwickelt sich in der 4. Woche. Bei ihr findet sich bereits der Urnierengang, auch als Wolff- Gang bezeichnet. Sie verfügt außerdem über Urnierenkanälchen und von den Aortenästen ausgehende Glomeruli. Die Urniere ist partiell funktionsfähig (Graumann 2004).

 

  • Metanephros:

Die Nachniere stellt die endgültige Niere als funktionstüchtiges Exkretionsorgan dar. Sie entwickelt sich ab der 5. SSW (Sigel 2013). Sie besteht aus 2 Komponenten: der epithelialen Ureterknospe und aus den mesenchymalen metanephrogenen Blasten. Bereits ab der 8. SSW nimmt sie ihre Funktion auf. Eine erste Harnbildung findet aber erst in der zweiten Hälfte des Fetallebens statt (Graumann 2004).

 

Anatomie

Die Nieren sind bohnenförmig und liegen extraperitoneal im Nierenlager, dem Spatium retroperitoneale. Die linke Niere ist geringfügig größer als die rechte. Das Gewicht beträgt im Normalfall zwischen 130 – 150 g, die Nieren sind 10 – 12 cm lang, 5 – 6 cm breit und ca. 4 cm dick. Bei Verlust einer Niere kann die verbliebene Niere auf die doppelte Organgröße hypertrophieren.

Am Hilum renale befindet sich eine tiefe Einbuchtung, durch welche die A. renalis, V. renalis und der Ureter in die Niere eintreten bzw. diese verlassen (Graumann 2004). Der Nierenhilus führt in eine größere Bucht, den Sinus renalis (Anhuber 2012).

 

Die Nieren liegen in Höhe des 12. BWS und reichen bis zum 3 LWS, wobei im Regelfall die rechte Niere wegen des großen Leberlappens etwas tiefer liegt (Anhuber 2012).

 

Die Niere ist von einer derben Kapsel, der Capsula fibrosa umhüllt, die wiederum in eine Fettschicht, der Capsula adiposa, eingebettet ist und von einer bindegewebigen Faszie, der Gerotafaszie umhüllt wird (Manski 2019).

Das Innere der Niere lässt sich makroskopisch unterteilen in:

  • Medulla renalis

Im Nierenmark liegen ca. 10 – 15 sog. Markpyramiden, die in die Nierenpapillen münden. Zu jeder Nierenpapille gehört ein Nierenkelch. 

  • Cortex renalis

Die Cortex renalis ist ca. 6 – 10 mm breit. Von der Nierenrinde gehen Fortsätze ab, die sog. Columnae renalis, auch als Bertini- Säulen bezeichnet, die zwischen benachbarten Pyramiden liegen (Anhuber 2012). Im Cortex renalis befinden sich die Henle- Schleifen, die Sammelrohre und die radiär angeordneten Markstrahlen (Fortsetzung der Pyramiden). Die Markstrahlen sind von einem Parenchymmantel umgeben, in dem sich die Nierenkörperchen befinden. Von hier wird der Primärharn über den entsprechenden Markstrahl geleitet (Graumann 2004). 

Im kranialen Teil der Niere liegt die Nebenniere auf (Manski 2019).

 

Aufbau der Niere 

  • Glomerulum:

In beiden Nieren sind zwischen 1 Million (Manski 2019) bis zu 2,5 Millionen Glomerula vorhanden (Anhuber 2012). Die Anzahl der Glomerula hängt vom Geburtsgewicht ab (Manski 2019).

Ein Glomerulum bildet zusammen mit der Bowmanschen Kapsel, welche auch als Malpighi- Kapsel bezeichnet wird, ein malpighisches Nierenkörperchen, dieses wiederum zusammen mit dem dazugehörigen Tubulus ein Nephron (Anhuber 2012). 

  • Nephron:

In beiden Nieren sind genauso viele Nephrone wie Glomerula vorhanden. Jedes Nephron besteht aus:

  • einem Nierenkörperchen (sog. Glomerulum [Manski 2019])
  • dem dazu gehörigem Harnkanalsystem
  • mit jeweils einem proximalen, intermediären und distalem Tubulus 

(Anhuber 2012)

Von dort aus leitet das Verbindungsstück zum Sammelrohr über, welches sich zum Ductus papillaris vereinigt und in die Nierenkelche mündet (Anhuber 2012).

 

Gefäßversorgung

Die Blutversorgung der Niere geschieht über die A. renalis, die sich in den R. anterior und posterior zur Versorgung der einzelnen Segmente teilt. Aus den Segmentarterien entspringen die Aa. interlobares, die in die Aa. arcuatae übergehen und anschließend in die Aa. interlobulares.

An den Aa. interlobulares hängen traubenartig die Glomeruli. Die Glomeruli sind über die Arteriola glomerularis afferens und die Arteriola glomerularis efferens verbunden (Graumann 2004). 

Die Venenversorgung erfolgt über die V. renalis dextra et sinistra. Die linke V. renalis ist länger als die rechte, da sie unterhalb der A. mesenterica superior über die Aorta zieht. Beide Venen drainieren in die V. cava inferior (Manski 2019).

 

Aufgabe der Niere

Bei den Nieren handelt es sich um ein paarig angelegtes, lebenswichtiges Organ, welches 

  • zum einem die Homöostase des Organismus über Ionen- und Osmoregulation aufrecht erhält
  • zum anderen wichtige Wirkstoffe bildet wie z. B. Renin, Erythropoetin etc.
  • außerdem werden Hormone verstoffwechselt, indem sie in eine wasserlösliche Form umwandelt werden und so dessen Ausscheidung ermöglicht wird
  • ist außerdem Zielorgan verschiedener Hormone wie z. B. Adiuretin = Antidiuretisches Hormon (Graumann 2004).

Die Ausscheidung der harnpflichtigen Substanzen geschieht in einem zweistufigen Prozess:

  • 1. durch eine Ultrafiltration des Blutes wird zunächst ein sog. Primärharn gebildet
  • 2. durch Rückresorption entsteht dann der Sekundärharn, der über die ableitenden Harnwege durch Miktion ausgeschieden wird (Graumann 2004).

 

Literatur
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  1. Anhuber F et al. (2012) Waldeyer Anatomie des Menschen. Lehrbuch und Atlas in einem Band. De Gruyter Verlag 582 - 587
  2. Graumann W et al. (2004) CompactLehrbuch Anatomie in 4 Bänden. Schattauer Verlag 207 – 209, 228 - 244
  3. Manski D (2019) Das Urologielehrbuch. Dirk Manski Verlag 6 – 19
  4. Sigel A et al. (2013) Kinderurologie. Springer Verlag 1 - 6
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