Synonym(e)
Definition
Unter einer ischämischen Kolitis (IK) versteht man Veränderungen des Kolons, die durch eine komplette oder inkomplette Ischämie der Darmwand hervorgerufen werden. Das Schädigungsmuster reicht von einer reinen Schleimhautläsion bis hin zu transmuralen Nekrosen (Remmele 1996).
Einteilung
Die IK zählt zusammen mit der Clostridioides- difficile- Kolitis zu den nicht okklusiven Erkrankungen des Kolons (Böhm 2025).
Eine ischämische Kolitis kann verlaufen als:
- Transiente ischämische Kolitis. Diese tritt bei ca. 80 % der Betroffenen auf.
- Gangränöse ischämische Kolitis. Diese Form findet sich bei ca. 20 % (Hauser 2018)
- Stenosierende Kolitis (Fleischmann 2020).
Man differenziert außerdem zwischen der akuten und chronischen Verlaufsform einer ischämischen Kolitis (Fleischmann 2020).
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Vorkommen/Epidemiologie
Die ischämische Kolitis zählt zu den häufigsten gastrointestinalen Ischämien (Fleischmann 2020). Zuverlässige Zahlen zur Häufigkeit liegen nicht vor, da die Dunkelziffer der leichter betroffenen Fälle als sehr hoch eingeschätzt wird (Remmele 1996).
Ätiopathogenese
Verursacht wird die ischämische Kolitis durch eine generalisierte Minderperfusion, im Gegensatz zur mesenterialen Ischämie. Eine Kompression der Schleimhaut durch intraluminale Stuhlmassen soll als weiterer Pathogenese- Faktor mitverantwortlich sein (Hauser 2018).
Manifestation
Die ischämische Kolitis tritt bevorzugt im höheren Lebensalter auf. Die Patienten sind i. d. R. > 65 Jahre (Herold 2023)
Klinisches Bild
Aus Wohlbefinden heraus kommt es akut zu kolikartigen Schmerzen im Abdomen (Herold 2023) und hämorrhagischen Diarrhoen. Im Vollbild stellt sich ein akutes Abdomen dar (Hauser 2018).
Diagnostik
Die Diagnostik ist abhängig vom Schweregrad des klinischen Befundes. Sollte ein milder bis mäßiger Schweregrad vorliegen, empfiehlt sich zur Diagnostik eine Koloskopie. Sollte jedoch das Vollbild eines akuten Abdomens bestehen, so ist nach einer Basisdiagnostik (wie z. B. Labor, Röntgen Abdomen) die Indikation zur Notfall- Laparotomie gegeben (Hauser 2018).
Koloskopie
Koloskopisch lassen sich segmentale, scharf begrenzte weißliche Läsionen erkennen. Betroffen sind überwiegend das linke Hemikolon, die rechte Kolonflexur und der rekto- sigmoidale Übergang (Hauser 2018). Bei einer schweren Form der IK hingegen zeigen sich Ulzerationen mit schwarzen oder grünlichen Verfärbungen der Schleimhaut (Kasper 2017).
Computertomographie
Hierbei lassen sich segmentale Wandverdickungen des Kolons erkennen (Hauser 2018).
Therapie
Bei der transienten ischämischen Kolitis besteht die Behandlung in einer Nahrungskarenz, Substitution von Flüssigkeit und ggf. einer supportiven Antibiotikagabe (Hauser 2018).
Operative Therapie
Bei Vorliegen einer gangränösen ischämischen Kolitis ist eine Notfall- Laparotomie indiziert (Hauser 2018), ebenso bei der stenosierenden Kolitis (Fleischmann 2020).
Das Ausmaß der Resektion richtet sich nach dem Ausmaß der Darmschädigung. Intraoperativ kann erst entschieden werden, ob eine Kontinuitätswiederherstellung mit vorgeschaltetem Ileostoma möglich ist oder die Operation durch eine Diskontinuitätsresektion nach Hartmann beendet werden sollte (Hauser 2018).
Verlauf/Prognose
Die transiente ischämische Kolitis hat normalerweise eine gute Prognose, während die gangränöse Form ohne chirurgische Therapie immer letal verläuft (Hauser 2018).
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir
Kopernio

- Böhm G. (2025) Ischämische und pseudomembranöse Kolitis aus chirurgischer Sicht. Koloproktologie 47 , 121 - 128 https://doi.org/10.1007/s00053-025-00862-9
- Fleischmann T, Hohenstein C (2020) Klinische Notfallmedizin: Band I Wissen. Emergency Medicine nach dem EU- Curriculum. Elsevier Urban und Fischer Verlag Deutschland 124
- Hauser H, Buhr H J, Mischinger H J (2018) Akutes Abdomen: Diagnose – Differentialdiagnose – Erstversorgung – Therapie. Springer Verlag Wien 434
- Herold G et al. (2023) Innere Medizin. Herold Verlag 484, 818
- Kasper D L, Fauci A S, Hauser S L, Longo D L, Jameson J L, Loscalzo J et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education 1980
- Remmele W (1996) Pathologie 2: Verdauungstrakt. Springer Verlag Berlin / Heidelberg / New York 553
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