Kolitis K52.9

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 11.03.2025

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Synonym(e)

Colitis; Dickdarmentzündung; Entzündung des Dickdarms; Entzündung des Kolons

Definition

Unter einer Kolitis versteht man Formen von Durchfallerkrankungen, die akut (kürzer als 2 Wochen) oder chronisch (länger als 4 Wochen) auftreten können (Suttorp 2004).

Einteilung

Bei einer Kolitis differenzieren wir zwischen:

  • Infektiöser Form
  • Nicht- infektiöser Form (Herold 2023)

Ätiopathogenese

  • I. Verursacher einer infektiösen Kolitis können sein:
    • 1. Akute Form durch:
      • Campylobacter
      • Shigellen
      • Salmonellen
      • E. coli
      • Yersinien
      • Ausschließlich bei Immunsupprimierten: Cytomegalievirus (Herold 2023)
    • 2. Antibiotikaassoziierte pseudomembranöse Kolitis:
      • Clostridioides difficile- Toxine (Herold 2023)
    • 3. Sexuell übertragbare:
      • Chlamydien
      • Gonokokken
      • HSV- 2 (Herold 2023)
    • 4. Parasitäre Infektionen:
      • Balantidium coli
      • Entamoeba histolytica
      • Giardien
      • Schistosomiasis (Herold 2023)
    • 5. Kolitis im Rahmen einer AIDS- Erkrankung:
      • Infektiös durch z. B.: Cytomegalieviren (CMV) Kryptosporidien, Mikrosporidien, Mycobacterium avium intracellulare
      • Medikamentös durch eine antivirale Therapie
      • HIV- Enteropathie als direkter viraler Infekt

 

  • II: Verursacher einer nichtinfektiösen Kolitis
    • - 1. Diversionskolitis: Diese kann als hämorrhagische Kolitis in operativ ausgeschalteten Darmsegmenten auftreten. Verursacht wird sie durch einen Mangel an kurzkettigen Fettsäuren. Die Therapie besteht in einer operativen Rückverlagerung des Anus praeter oder durch Einläufe mit kurzkettigen Fettsäuren (Herold 2023).
    • - 2. Immunologisch vermittelte Kolitis: Diese wird durch neue Immuntherapeutika wie z. B. Checkpoint- Inhibitoren verursacht (Overkamp 2016).
    • - 3. Ischämische Kolitis: Hiervon betroffen sind insbesondere ältere Menschen > 65 Jahre. Verursacht wird die Erkrankung i. d. R. durch eine nichtokklusive Schädigung der Blutgefäße (Neuhaus 2021). Der Beginn ist meistens sehr akut mit kolikartigen Schmerzen vorwiegend im linken Unter- Mittelbauch (Herold 2023).
    • - 4. Mikroskopische Kolitis: Sie stellt eine zunehmend anerkannte Ursache für chronische wässrige Diarrhoen dar, insbesondere bei Frauen mittleren Alters bzw. bei Einnahme Statinen, Protonenpumpenhemmer, SSRI oder NSAID (Kasper 2015).
    • - 5. Medikamentös- toxische Kolitis: Heutzutage i. d. R. durch NSAR verursacht, früher auch durch Gold oder Ergotamin (Herold 2023).
    • - 6. Strahlenkolitis: Die Strahlenkolitis tritt als akute oder chronische Form auf und wird durch Bestrahlungen des kleinen Beckens verursacht. Als schädliche Schwellendosis gilt eine Bestrahlung von ca. 50 Gy (Stallmach 2003). Sie ist oftmals mit rektalen Blutungen verbunden (Herold 2023).

 

  • III: Sonstige Erkrankungen als Verursacher wie z. B.:
    • Divertikulitis
    • Appendizitis
    • Kolonkarzinom
    • Karzinoid
    • Kolonpolypen
    • Morbus Crohn
    • Nahrungsmittelallergie
    • M. Whipple
    • Maligne Lymphome des Ileums
    • Reizdarmsyndrom
    • Zöliakie (Herold 2023).

Pathophysiologie

Makroskopisch differenziert man zwischen folgenden Verteilungsmustern:

  1. Diffus (betroffen ist das gesamte Colon vom Zäkum zum Anus)
  2. Regional (vom Anus ausgehend breitet sich die Entzündung unterschiedlich weit aus)
  3. Segmental (hierbei bestehen entzündliche Abschnitte, die sowohl nach oral als auch nach aboral hin in entzündungsfreie Abschnitte übergehen)
  4. Diskontinuierlich (es zeigen sich innerhalb des entzündeten Bereiches kleine und größere nicht entzündlich veränderte Areale)
  5. Kontinuierlich (hier ist ein geschlossenes Gebiet betroffen, innerhalb dessen sich keine entzündungsfreien Abschnitte befinden)

(Thomas 1996)

Diagnostik

Abklärung einer infektiösen Kolitis insbesondere durch:

  • Tropenanamnese
  • Bakteriologische Diagnostik
  • Parasitologische Diagnostik (Herold 2023)

 

Abklärung einer nichtinfektiösen Kolitis insbesondere durch:

  • Bestrahlungsanamnese
  • Medikamentenanamnese
  • Koloskopie mit Biopsien (Herold 2023)

Histologie

Bei einer akuten Kolitis finden sich fünf hauptsächliche Muster in den Kolonbiopsien:

  • Akute Kolitis
  • Fokale aktive Kolitis
  • Pseudomembranöse Kolitis
  • Hämorrhagische Kolitis
  • Ischämische Kolitis (Jessurun 2017)

Bei einer chronischen Diarrhoe finden sich überwiegend:

  • Kollagene Kolitis
  • Lymphozytäre Kolitis
  • Eosinophile Kolitis
  • Kryptale lymphozytäre Kolitis
  • Mikroskopische Kolitis mit Riesenzellen
  • Nicht näher definierte mikroskopische Kolitis (Classen 2004)

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Classen M, Tytgat G N J, Lightdale C J (2004) Gastroenterologische Endoskopie: Das Referenzwerk zur endoskopischen Diagnostik und Therapie.Georg Thieme Verlag Stuttgart / New York 170, 171,
  2. Herold G et al. (2023) Innere Medizin. Herold Verlag 483 - 484
  3. Jessurun J (2017) The Differential Diagnosis of Acute Colitis: Clues to a Specific Diagnosis. Surg Pathol Clin. 10 (4) 863 - 885
  4. Kasper D L, Fauci A S, Hauser S L, Longo D L, Jameson J L, Loscalzo J et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education  270
  5. Neuhaus L, Török H P  (2021) Ischämische Enterokolitis – Ursachen und Therapie. Die Gastroenterologie. Doi: https://doi.org/10.1007/s11377-021-00504-8
  6. Overkamp (2016) Checkpointinhibitoren: Im Fokus – Immunvermittelte Nebenwirkungen. Dtsch Arztebl 113 (6) 34 – 35
  7. Stallmach A, Lammert F (2020) FAQ Gastroenterologie: Antworten – prägnant und praxisnah. Elsevier Urban und Fischer Verlag 203
  8. Suttorp N, Mielke M, Kiehl W, Stück B (2004) Infektionskrankheiten: Verstehen, erkennen, behandeln.  Georg Thieme Verlag Stuttgart / New York 207
  9. Thomas C (1996) Spezielle Pathologie. Schattauer Verlag Stuttgart / New York 245

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