Synonym(e)
Erstbeschreiber
Im Jahre 1972 beschrieb Brandenburg den 1. Fall einer idiopathischen Stenose mit inspiratorischem Stridor (Jering 2021).
Definition
Ein inspiratorischer Stridor stellt die Manifestation eines bei der Inspiration auftretenden Geräusches dar, welches durch die Obstruktion der oberen Atemwege von Mund, Nase bis hin zum Larynx entsteht (Herold 2022 / Kasper 2015).
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Einteilung
Beim Stridor differenziert zwischen einem inspiratorischen und einem exspiratorischen Stridor (Pfleger 2016).
Der inspiratorische Stridor wird unterteilt in eine:
- Milde Form:
Der Stridor findet sich ausschließlich bei Belastung bzw. Aufregung. Eine Dyspnoe besteht nicht.
- Mittelschwere Form:
Hierbei besteht der Stridor bereits in Ruhe. Es kommt zu einer Dyspnoe, passiven Exspiration und interkostalen bzw. subkostalen Einziehungen.
- Schwere Form:
Bei der schweren Form finden sich ein schlechter inspiratorischer Lufteintritt mit ausgeprägter Atemnot, der Stridor ist nunmehr biphasisch, die Exspiration aktiv und es können eine Zyanose und Bewusstseinsveränderungen austreten.
- Schwerste Form:
Hierbei finden sich eine Zyanose und Bewusstseinsveränderungen (Reuter 2022).
Auch die Lautstärke des Stridors spielt eine Rolle. Je leiser ein inspiratorischer Stridor ist, desto schwerwiegender kann die Atemobstruktion sein (Reuter 2022).
Vorkommen/Epidemiologie
Bei Neugeborenen stellt die häufigste Ursache für einen inspiratorischen Stridor die Laryngomalazie dar (Bedwell 2016).
Bei der idiopathischen Ursache für einen inspiratorischen Stridors liegt die Inzidenz bei 1 : 400.000. Frauen sind häufiger als Männer betroffen, das Manifestationsalter liegt vorwiegend zwischen 30 – 50 Jahre (Jering 2021).
Ätiopathogenese
Ein inspiratorischer Stridor kann z. B. – neben einer idiopathischen Stenose - verursacht werden:
- supralaryngeal:
- akut bei:
- pharyngealem oder retrotonsillärem Abszess
- Säuglingsrhinitis (Michalk 2018)
- Zurückfallen der Zunge (Herold 2022)
- chronisch bei:
- Thyreoglossuszyste
- Choanalstenose
- Mikrognathie
- Makroglossie (Michalk 2018)
- supraglottisch:
- akut bei:
- Fremdkörperingestion
- Epiglottitis
- Trauma (Inhalation)
- chronisch bei:
- Larynxzyste
- Laryngomalazie (benigner kongenitaler Stridor [Rosenecker 2008])
- Tumor (Michalk 2018)
- glottisch / subglottisch:
- akut bei:
- Glottisödem
- diphterischer Croup (auch als „echter Croup“ bezeichnet)
- Laryngitis subglottica
- Stimmbanddysfunktion (vocal cord dysfunction [Herold 2022])
- Fremdkörper im Larynx oder Ösophagus, der eine Kompression bewirkt
- Laryngospasmus
- Pseudokrupp (Herold 2022)
- chronisch bei:
- Tumor
- Larynxpapillomatose
- Arthritis der Kehlkopfgelenke
- Larynxsegel
- Stimmbandparese
- subglottische Stenose (angeboren oder erworben) (Michalk 2018)
- relapsierende Polychondritis (Kasper 2015 / Freyschmidt 2013)
- nicht toxisches multinoduläres Struma (Kasper 2015)
- Rekurrensparese
- obstruktives Schlafapnoesyndrom (Herold 2022)
- multiple Systematrophie =MSA (Cortelli 2019)
- akut bei:
Pathophysiologie
Bei einer glottischen oder supraglottischen Obstruktion entsteht bei der Atmung auf Grund der Enge in den Atemwegen ein inspiratorisches Geräusch (Pfleger 2016).
Lokalisation
- Extrathorakaler Stridor
Dieser entsteht in den oberen Atemwegen, der oberen Trachea bis hin zur subglottischen Region und manifestiert sich als inspiratorischer Stridor.
- Biphasischer Stridor
Einengungen im Bereich der mittleren Trachea äußern sich sowohl inspiratorisch, als auch exspiratorisch und werden als sog. biphasischer Stridor bezeichnet (Michalk 2018).
Klinisches Bild
- Angeborene Anomalien:
Der Stridor entwickelt sich bei einer Laryngomalazie meistens in den ersten 1 – 2 Lebensmonaten und ist positionsabhängig. Er beeinträchtigt i. d. R. das Wachstum und die Entwicklung des Kindes nicht. Lediglich bei einer schweren Form der Laryngomalazie kann es zu einer Zyanose, Problemen bei der Nahrungsaufnahme und unzureichender Gewichtszunahme kommen (Skirko 2022).
- Fremdkörperaspiration:
Hierbei tritt anfänglich ein plötzlicher Husten auf, gefolgt von Dyspnoe, pfeifender Atmung, Stridor und dem eventuellen Auftreten einer Zyanose (Eich 2015).
- Pseudokrupp:
Beim Pseudokrupp kommt es im leichten und mittelschweren Stadium zu einem inspiratorischen Stridor. Bei schwerem Verlauf findet sich zusätzlich ein exspiratorischer Stridor (Johnson 2014).
- Multisystematrophie:
Hierbei tritt der inspiratorische Stridor nachts auf, der hinsichtlich der Diagnostik einen hohen positiven prädiktiven Wert aufweist (Cortelli 2019).
Diagnostik
- Anamnese
Da die Ursachen des inspiratorischen Stridors vielfältig sind, kommt der Anamnese eine besondere Bedeutung zu. Vorbestehende Infekte, Entwicklung des Stridors, bestehende Grunderkrankungen, Operationen der Atemwege etc. sollten erfragt werden. Bei Kindern ist insbesondere eine eventuell in Frage kommende Fremdkörperaspiration zu berücksichtigen (Schaps 2008).
- Körperliche Untersuchung
Bei der körperlichen Untersuchung ist eine Schwellung im Halsbereich oder Zeichen einer Hyperthyreose bzw. Struma auszuschließen(Schaps 2008).
Bei Kindern sollte bei V. a. eine Epiglottitis vor der Untersuchung bereits eine Intubation oder Tracheotomie vorbereitet werden, da bei ihnen diagnostische Maßnahmen zu einer vollständigen Obstruktion führen können (Classen 2013).
- Auskultation
Der inspiratorische Stridor lässt sich am meisten über dem Hals auskultieren (Kasper 2015).
Bildgebung
- Röntgen der Halsweichteile
Zur Larynx- Diagnostik ist eine a. p. Weichteilaufnahme erforderlich und zur Epiglottis- Diagnostik eine laterale Weichteilaufnahme. Die Röntgenuntersuchung mit hoher KV- Belastung ist aber eher von nachrangiger Bedeutung (Michalk 2018).
- Larynxultraschall
Der Larynxultraschall (LUS) stellt eine nicht- invasive Untersuchungsmethode dar und wird in erster Linie bei Kindern zur Diagnostik eines Stridors eingesetzt. Die Sensitivität liegt hinsichtlich allgemeiner Kehlkopferkrankungen bei 87 % und die Spezifität bei 100 % (Friedman 2019).
- Atemwegsendoskopie:
Die Bronchoskopie ist die wichtigste Untersuchungsmöglichkeit mit der höchsten diagnostischen Aussagekraft.
Die starre Bronchoskopie sollte bei einer höhergradigen Stenose oder Manipulation an zentralen Atemwegsstenosen zur Absicherung der Atmung verwendet werden (Brunkhorst 2021).
Mit Hilfe der flexiblen Bronchoskopie können die Stimmbandbewegung, die laryngeale bzw. tracheale Stabilität besser beurteilt werden (Schramm 2020).
- Ösophagogramm:
Hiermit lassen sich Einengungen im Bereich des Ösophagus lokalisieren (Michalk 2018).
- Kernspintomogramm:
Eine MRT des Halses dient in erster Linie der Darstellung des Retropharynx, Mediastinums und der großen Gefäße (Michalk 2018)
Sonstige Untersuchungsmethoden
- Spirometrie
Mit Hilfe der Spirometrie und der Flussvolumenkurve können fixierte und dynamische extra- oder intrathorakale Stenosen der Atemwege differenziert werden (Brunkhorst 2021).
Therapie allgemein
Die Therapie richtet sich nach der jeweiligen Ursache des Stridors.
- - Laryngomalazie:
Der überwiegende Teil der Patienten kann konservativ behandelt werden. Bei ca. 10 % ist eine chirurgische Therapie in Form einer Supraglottoplastik erforderlich (Bedwell 2016).
Hinweis(e)
Allgemeine Information
Beim inspiratorischen Stridor kann es sich um ein akut lebensbedrohliches Ereignis handeln, das eine sofortige Intervention erforderlich macht (Jering 2021) wie z. B. bei der Epiglottitis oder um eine harmlose Störung (Michalk 2018) wie z. B. bei der Laryngomalazie (Probst 2008).
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
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