HPA 1

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 14.12.2024

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Synonym(e)

Humanes Plättchen- Antigen

Erstbeschreiber

Ursprünglich wurde HPA bei Patienten, die eine Refraktärität auf Plättchentransfusionen zeigten, identifiziert (Bruhn 2007).

Definition

Unter humanen Plättchen- Antigenen (HPA) versteht man Polymorphismen in den thrombozytären Antigenen, die von Antikörpern gebunden werden können. Lokalisiert sind diese Antigene fast ausschließlich auf Thrombozyten- Glykoproteinen. Sie stellen sog. thrombozytäre Blutgruppensysteme dar (Ostendorf 2024).

Die Antigendeterminanten können die Bildung von Thrombozyten- Antikörpern induzieren (Urban 2013).

Einteilung

Man differenziert auf der Oberfläche von Thrombozyten zwischen folgenden Antigendeterminanten:

  • Typ I- Antigenen
  • Typ II- Antigenen (Böck 2024)

HPA zählt zu den Typ II- Antigenen. Sie stellen genetisch determinierte Polymorphismen dar und werden i. d. R. autosomal kodominant vererbt. Inzwischen konnte man HPA nicht nur auf Thrombozyten, sondern in sehr geringer Konzentration auch in Endothelzellen und glatten Muskelzellen nachweisen. Inzwischen differenziert man zwischen mehr als 30 HP- Antigenen (Böck 2024).

 

Klinische bedeutsam sind insbesondere:

  • HPA- 1 a  mit einer Phänotypfrequenz von 97 %
  • HPA- 1 b mit einer Phänotypfrequenz von 31 %
  • HPA- 2 a mit einer Phänotypfrequenz von 99,8 %
  • HPA- 2 b mit einer Phänotypfrequenz von 12 %
  • HPA- 3 a mit einer Phänotypfrequenz von 86 %
  • HPA- 3 b mit einer Phänotypfrequenz von 63 %
  • HPA- 4 a mit einer Phänotypfrequenz von > 99,9 %
  • HPA- 4 b mit einer Phänotypfrequenz von < 0,1 %
  • HPA- 5 a mit einer Phänotypfrequenz von > 98,8 %
  • HPA- 5 b mit einer Phänotypfrequenz von 21 % (Böck 2024 / Urban 2013)

Für die neonatale Alloimmun- Thrombozytopenie und die posttransfusionelle Purpura sind insbesondere HPA 1a und HPA 5b verantwortlich (Böck 2024).

Allgemeine Information

HPA spielt insbesondere in der Transfusionstherapie eine Rolle, da gegen fremde HPA Alloantikörper gebildet werden können. Diese Alloantikörper können mit entsprechenden Thrombozyten reagieren und diese immunologisch zerstören (Ostendorf 2024).

Während einer Transfusion oder auch während einer Schwangerschaft kann es bei der Mutter zu einer Sensibilisierung gegen das Plättchen- Antigen 1 kommen. Durch die Entstehung von Alloantikörper gegen Thrombozyten kann es zu einer Immunthrombozytopenie (ITP) kommen, auch als Posttransfusions- Thrombozytopenie, bzw. als sog. Posttransfusionspurpura bezeichnet. (Herold 2021).

Eine große Bedeutung hat HPA während der Schwangerschaft, wenn die Mutter Alloantikörper gegen die HPA des ungeborenen Kindes bildet und dadurch beim Kind eine Thrombozytopenie auslgeöst wird. Entdeckt wird die Alloimmun- Thrombozytopenie i. d. R. erst bei der Geburt (Ostendorf 2024).

Vorkommen

HPA- 1 a/a Genotypen finden sich bei 74% der Blutspender, HPA- 1a / b bei 16 % und HPA- 1 b / b bei 10 % (Jacobs 2005).

Diagnostik

Der Nachweis der Plättchenantigene erfolgt molekulargenetisch durch die Polymerase- Kettenreaktion (Böck 2024).

Komplikation(en)

  • Immunthrombozytopenien:
    • 1. Posttransfusions- Thrombozytopenie:
    • Diese tritt relativ selten auf. Betroffen sind in erster Linie Frauen > 50 Jahre. In 85 % fand zuvor eine Sensibilisierung gegen das HPA- 1 Antigen statt durch z. B. Transfusionen oder Schwangerschaft (Herold 2021). Die nach 7 – 10 Tagen verzögert auftretende Thrombozytopenie sollte mit intravenösen Immunglobulinen zur Neutralisation der Effektor- Antikörper behandelt werden (Kasper 2015).
    • 2. Neonatale Alloimmun- Thrombozytopenie:
    • Diese findet sich bei ca. 0,2 % aller Neugeborenen. Ursache ist eine feto- maternale Inkompatibilität thrombozytärer Antigene, die in ca. 85 % durch HPA- 1 a- Antikörper ausgelöst wird. Die Mutter ist in einem solchen Fall HPA- 1 b homozygot (Herold 2021).
    • Therapeutisch werden hierbei vorgeburtlich i. v. Immunglobuline und Prednison verabreicht (Bussel 2021)
    • 3. Passive Alloimmun- Thrombozytopenie:
    • Diese kann unmittelbar nach (Schwenzer 2000) einer Transfusion von HPA- Ak- haltigem Plasma auftreten (Herold 2021). Die Behandlung besteht in Gabe von Thrombozytenkonzentraten (Karges 2009).

 

Patienten, die Träger des HPA- 1 b- Genotyps sind, zeigen eine höhere Rate an Myokardinfarkten bzw. Restenosen (Bruhn 2007).

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Böck M (2024) Vorlesung Transfusionsmedizin. Basiswissen für Studierende. Doi: https://www.transfusionsmedizin-vorlesung.de/vorlesung-transfusionsmedizin/blutgruppen-thrombozyten-und-granulozyten/blutgruppen-auf-thrombozyten/das-hpa-system-human-platelet-antigen-system/
  2. Bruhn H D, Schambeck C M, Hach- Wunderle V (2007) Hämostaseologie für die Praxis: Sicher durch den klinischen Alltag.  Schattauer GmbH Stuttgart 375 – 376
  3. Bussel J B, Vander Haar E L, Berkowitz R L (2021) New developments in fetal and neonatal alloimmune thrombocytopenia. Am J Obstet Gynecol. 225 (2) 120 - 127
  4. Herold G et al. (2021) Innere Medizin. Herold Verlag 146
  5. Jacobs C (2005) Der "human platelet antigen-1" (HPA- 1)- Polymorphismus beeinflusst nicht die Wirkungen von Glykoprotein IIb / IIIa-Inhibitoren.  Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Medizin der Medizinischen Fakultät der Heinrich- Heine- Universität Düsseldorf
  6. Karges W, Al Dahouk S (2009) Innere Medizin … in 5 Tagen. Springer Medizin Verlag Heidelberg 293
  7. Kasper D L, Fauci A S, Hauser S L, Longo D L, Jameson J L, Loscalzo J et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education 138 e5
  8. Ostendorf N, Antwerpes F, Walensi M (2024) Humanes Plättchenantigen. DocCheck Flexikon. doi: https://flexikon.doccheck.com/de/Humanes_Pl%C3%A4ttchenantigen
  9. Schwenzer N, Ehrenfeld M (2000) Chirurgische Grundlagen. Georg Thieme Verlag Stuttgart / New York  211
  10. Urban E, Liebscher U M, Tonn T (2013) Diagnostik immunologischer bedingter Thrombozytopenien. Hämotherapie 32 – 43 doi: file:///Users/leah/Downloads/beitrag4_haemotherapie_20.pdf

Weiterführende Artikel (1)

Myokardinfarkt;
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