Glukoselösung, hypertone

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 22.08.2024

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Definition

Glukoselösungen sind zu Injektions- bzw. Infusionszwecke geeignet. 

Man differenziert zwischen hypotoner und hypertoner Glukoselösung.

Hypoton:

Die 5 % ige Glukoselösung wird als „hypoton“ bezeichnet (Souza- Offtermatt 2004)

Hyperton:

Ab einer 10 % igen Glukoselösung spricht man von einer hypertonen Lösung:

  • 10 %: 500 mOsm
  •  70 %: 3.500 mOsm (Striebel 2009)
  • 20 % = 0,8 kcal / ml
  • 40 % = 1,6 kcal / ml (Herold 2020)

Allgemeine Information

  • 12 g Glukose = 1 BE
  • 1 BE hebt den BZ- Spiegel um ca. 30 – 50 mg / dl
  • Glukoselösung:

100 ml Glucose 33 % = 33 g Glukose = 2,75 BE: bewirkt einen BZ- Anstieg von ca. 85 – 140 mg / dl (Bastigkeit 2010).

Eine Glukoselösung von ≥ 5 % wird über periphere Venen schlecht vertragen (Kasper 2015). Striebel (2009) hält bis zu 10 % ige Glukoselösungen über eine periphere Kanüle für möglich. 

Bei höherprozentiger Glukose sollte zur Verabreichung ein zentraler Venenkatheter gelegt werden. 

Dieser wird i. d. R. entweder in die V. subclavia oder die V. jugularis interna gelegt, wobei 

Katheter leichter in die V. subclavia zu legen sind und vom Patienten besser toleriert werden als in die V. jugularis interna.Bei Punktion Letzterer ist allerdings die Gefahr eines Pneumothorax deutlich geringer (Kasper 2015).

 

 

Pharmakodynamik (Wirkung)

Glukose kann im Körper zu CO2 und H2O metabolisiert oder als Energielieferant in Fette umgewandelt werden. Die Verstoffwechselung von Glukose ist in allen Geweben möglich. Glukose wird insulinabhängig zusammen mit Kalium von den Zellen aufgenommen (Striebel 2009).

Durch Zufuhr hypertoner Lösungen werden die Osmolarität des Plasmas und damit der osmotische Druck rasch erhöht, was einen Flüssigkeitsstrom aus dem Extravasal- in den Intravasalraum bewirkt. Es kann somit durch eine geringe Volumengabe, dem sog. small volume resuscitation, eine hohe intravasale Zunahme des Volumens erreicht werden(Bastigkeit 2010).

Zusätzlich kommt es aus bislang nicht gänzlich geklärter Ursache durch die intravasale Volumenzunahme zu einer Verstärkung der myokardialen Kontraktionskraft (Bastigkeit 2010).

 

Die hypertone Glukoselösung bewirkt eine rasche Aufnahme und Metabolisierung in die Zellen, so dass praktisch nur freies Wasser einfundiert wird. Freies Wasser kann durch seine Diffundierbarkeit in alle Flüssigkeitskompartimente lediglich zu maximal 10 % im intravasalen Raum verbleiben, so dass hypertone Glukoselösungen als Volumenersatztherapie ineffektiv wären (Bastigkeit 2010).

Bei physiologisch hypotonen Glukoselösungen ist die Überwachung des Serumnatriums wichtig (Shi 2013).

 

 

Indikation

  • parenterale Ernährung (Herold 2020)
  • zur Sklerosierung (60 – 80 % Glukose. Wird heutzutage nicht mehr verwendet, da die Rezidivraten hoch waren[Kauffmann 2013]) 
  • Hypoglykämie (5 g i.v. [Brendebach 2013])
  • Trägerlösung für Elektrolytkonzentrate oder Medikamente
  •  hypertone Dehydratation
  • Hypernatriämie
  • Nierenversagen
  • Dialysepatienten (Bastigkeit 2010)
  • Wundheilung

In einer Metaanalyse mit randomisierten kontrollierten Studien zwischen 1990 – 2011 wurde gezeigt, dass die Wundheilung postoperativer aseptischer Wunden mit Fettverflüssigung durch subkutane Injektion von Insulin und 50 %iger Glukose, verglichen mit der konventionellen Drainage, verkürzt werden kann, da 50 %ige Glukoselösung das Bakterienwachstum hemmt, Ödeme im Granulationsgewebe verhindert und das Wachstum des Granulationsgewebes stimuliert (Shi 2013).

 

Glukose 5 – 10 % wird verwendet bei:

  • hypertoner Dehydratation zur Substitution von freiem Wasser
  • als Lösungsmittel sowohl zur Verdünnung als auch zur Verabreichung von Medikamenten (führt bei einer Katecholaminlösung z. B. zu einer längeren Haltbarkeit [Bastigkeit 2010])
  • Glukose 20 – 70 % wird verwendet zur:Deckung des Kohlenhydratstoffwechsels (komplett oder partiell)
  • parenteralen Ernährung
  • bei Hypoglykämie
  • im hyperosmotischen Koma (Bastigkeit 2010)

 

 

Dosierung und Art der Anwendung

Bei der parenteralen Ernährung werden 100 – 400 g Glukose / d mit gleichmäßiger Infusionsgeschwindigkeit infundiert(Herold 2020)

 

 

Unerwünschte Wirkungen

  • Gewebsnekrosen bei Paravasat (Bastigkeit 2010)
  • Thrombophlebitis bei peripherer Gabe hoher Glukose- Konzentrationen (Tagalakis 2002)
  • Verwertungsstörung für Glukose

Zu Beginn einer totalen parenteralen Ernährung kann es zu einer Verwertungsstörung für Glukose mit Hyperglykämie kommen. In diesem Fall sollte eine sog. intensivierte Insulintherapie erfolgen und eine BZ- Konzentration von ca. 80 – 110 (-150) mg / dl angestrebt werden. Benötigt werden dazu in den meisten Fällen ≤ 4 IE Insulin / h (Striebel 2009).

Zur Vermeidung der Hyperglykämie wird empfohlen, die Glukosekonzentration stufenweise zu erhöhen:

1. Tag 10 % ige 

2. - 4. Tag 20 % ige 

5. Tag 30 % ige

anschließend 40 % ige (Siewert 2013)

 

 

Kontraindikation

  • Patienten mit Leberzirrhose (die hypertone Glukoselösung steigert den portalen Druck und den Pulmonalkapillardruck (PCP) und kann zu Varizenblutungen führen [Hartel 2013])
  • Hyperglykämie
  • Schock
  • Azidose
  • bei Herzinsuffizienz besteht die Gefahr einer Volumenüberlastung (Bastigkeit 2010)

 

 

Wechselwirkungen

Erythrozytenkonzentrate:

Da Erythrozytenkonzentrate in Glukoselösungen zu einer Pseudoagglutination führen, dürfen diese nicht in einer Glukoselösung aufgeschwemmt werden (Paul 2019).

 

 

Präparate

Glukose in Flaschenform oder als Infusionsbeutel werden in Zehnerschritten als Glucose 5% bis Glucose 70 % und als Glucose 33 % angeboten (Bastigkeit 2010).

Für die parenterale Ernährung stehen zur Verfügung: z. B. NuTRI- flex R Lipid basal, NuTRI flex basal, Aminomix, Glucoplasm

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Bastigkeit M et al. (2010) Pharmakologie und allgemeine Notfallkompetenzen für den Rettungsdienst. Facultas Universitätsverlag 120 - 122
  2. Brendebach L (2013) Notarzt Leitfaden. Schweizer Ärzteverlag Basel 
  3. Hartel W et al. (2013) Die Chirurgie und ihre Spezialgebiete: Eine Symbiose. Springer Verlag 305
  4. Herold G et al. (2020) Innere Medizin. Herold Verlag 597
  5. Kasper D L et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education 98e- 6, 98e- 7
  6. Kauffmann G W et al. (2013) Gefäßintervention: Thorax, Abdomen, Exztremitäten. Springer Verlag Berlin / Heidelberg 188
  7. Paul A K (2019) Drugs and Equipment in Anaesthetic Practise. Reed Elsevier India 189
  8. Shi Z et al. (2013) Insulin and hypertonic glucose in the management of aseptic fat liquefaction of post‐surgical incision: a meta‐analysis and systematic review. Int Wound 10 (1) 91 – 97doi: 10.1111/j.1742-481X.2012.00949.x
  9. Siewert J R et al. (2013) Chirurgische Gastroenterologie Springer Verlag Berlin / Heidelberg 202
  10. Souza- Offtermatt G et al. (2004) Intensivkurs Chirurgie. Elsevier Urban und Fischer Verlag 54
  11. Striebel H W (2009) Anästhesie – Intensivmedizin – Notfallmedizin: Für Studium und Ausbildung. Schattauer Verlag Stuttgart 378, 380
  12. Tagalakis V et al. (2002) What is the risk of thrombophlebitis following infusion of 25 or 50% dextrose via peripheral line during IVGTT or clamp study? Any published data? In: The epidemiology of peripheral vein infusion thrombophlebitis: a critical review. Am. J. Med. 113, (2) 146 - 151
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