Gerinnungssystem - Aktivatoren/

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 22.08.2024

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Erstbeschreiber

Seit dem späten Altertum, in den Schriften von Galenos von Pergamon wird die intravasale Bildung von Gerinnseln erstmals beschrieben und die Begriffe „Thrombos“ bzw. „Thrombosis“ in Bezug zur Medizin verwendet (Karenberg 2012).

Die Existenz von TFPI, dem sog. tissue factor pathway inhibitor wurde erstmals Anfang der 1950er Jahre von Biggs und Mac nachgewiesen und im Jahre 1957 von Hjort identifiziert. Die Isolierung und Klonierung gelang 1987 durch Broze et al. bzw. durch Wun et al. 1988 (Pötzsch 2010).

 

Definition

Das Gerinnungssystem (s. a. Hämostase) stellt eine Schutzeinrichtung des Organismus gegen Verbluten dar (Zalpour 2022).

Allgemeine Information

  • 1. Aktivatoren

Zu den Aktivatoren des Gerinnungssystems zählen Adhäsion bzw. Aggregation der Thrombozyten und die Bildung von Fibringerinnseln (Kasper 2015). Man differenziert zwischen:

- 1. Extrinsisches System:

Dieses wird auch als „exogenes System“ bezeichnet. Das extrinsische System fördert die rasch ablaufende Gerinnung (Herold 2022). Sie wird aktiviert durch Kontakt des Blutes mit Fremdoberflächen und durch Phospholipide aus Thrombozyten (Schulte am Esch 2011). Das Membranprotein „Tissue factor“ (TF) bildet dabei einen Komplex mit Phospholipid. Dieser Komplex wird auch als „Thromboplastin“ bezeichnet. Er bindet den Gerinnungsfaktor VII (Brandes 2019) und aktiviert zusammen mit Ca 2+- Ionen den Faktor X (Brandes 2019).

 

- 2. Intrinsisches System:

Das intrinsische System, auch als „endogenes System“ bezeichnet, ist für die langsam ablaufende Gerinnungskaskade zuständig (Herold 2022). Es wird aktiviert durch freigesetzte Gewebsthrombokinase (Schulte am Esch 2011). Sobald Faktor XII intravaskulär mit negativ geladenen Oberflächen wie z. B. Kollagen in Verbindung kommt, wird die Koagulation zusammen mit hochmolekularem Kininogen und proteolytischen Enzymen wie z. B. Thrombin und Kallikrein eingeleitet. Dies aktiviert die Faktoren XI und IX. Zusammen mit Phospholipid und Ca 2+- Ionen bildet Faktor IX die innere Thrombozytenmembran. Dies wiederum aktiviert proteolytisch Faktor X (Brandes 2019).

 

Extrinsisches und intrinsisches System treffen sich somit bei Faktor X (Brandes 2019).

 

 

  • -2. Inhibitoren

Zu den physiologischen Inhibitoren des Gerinnungssystems zählen Gerinnungshemmer und die Fibrinolyse (Kasper 2015). Es wird differenziert zwischen folgenden Gruppen:

- I. Serpine

Die bedeutendste Gruppe der Inhibitoren sind die sog. Serpine (Serin- Protease- Inhibitoren). Zu ihnen zählen Antithrombin, Protein C, Protein S, Heparin- Kofaktor II, Protein- C- Inhibitor (PCI), der Protein- Z- abhängige Protease- Inhibitor (ZPI) und Protein Z (Barthels 2013).

- I. a. Antithrombin (AT bzw. AT III):

Beim Antithrombin handelt es sich um den wichtigsten Inhibitor der Gerinnung. Er komplexiert mit mehreren Gerinnungsfaktoren wie z. B. Thrombin und Faktor Xa. Durch Bildung eines Thrombin- Antithrombin- Komplexes (TAT) verhindert er eine überschießende Aktivierung des Thrombins (Herold 2022).

- I. b. Protein C und S:

Beide zählen zu den Vitamin- K- abhängigen Inhibitoren. Durch Thrombin wird das Protein C in ein aktiviertes Protein C (APC) umgewandelt. Durch Komplexbildung mit Protein S wird die Wirkung des Protein C noch verstärkt (Herold 2022).

- I. c. Serpine des fibrinolytischen Systems wie z. B. der Plasminogen- Aktivator- Inhibitor 1 (PAI- 1) und der Plasmin- Inhibitor (Barthels 2013).

- II. TFPI (tissue factor pathway inhibitor)

Beim TFPI handelt es sich um den wichtigsten endogenen Inhibitor der TF- abhängigen, extrinsischen Gerinnungskaskade (Pötzsch 2010).

 

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Barthels M, Alban S, Bergmann F, Czwalinna A, Ganser A, Siegemund A, Siegemund T, Studt J D, Tiede A, Ziemer S (2013) Das Gerinnungskompendium: Schnellorientierung, Befundinterpretation, klinische Konsequenzen. Georg Thieme Verlag Stuttgart 63 - 65
  2. Brandes R, Lang F, Schmidt R F (2019) Physiologie des Menschen mit Pathophysiologie. Springer Verlag GmbH Deutschland 301
  3. Herold G et al. (2022) Innere Medizin. Herold Verlag 138 – 139
  4. Karenberg A (2012) Zur Geschichte der Thrombose: Theorien und Therapien von Hippokrates bis heute. Dtsch Med Wochenschr. 137: 2691 - 2699
  5. Kasper D L, Fauci A S, Hauser S L, Longo D L, Jameson J L, Loscalzo J et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education 400
  6. Pötzsch B, Madlener K, begründet von Müller- Berghaus G (2010) Hämostaseologie. Springer Verlag Berlin / Heidelberg / New York 146
  7. Schulte am Esch J, Bause H, Kochs E, Scholz J, Standl T, Werner C (2011) Anästhesie: Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerztherapie. Georg Thieme Verlag Stuttgart 70
  8. Zalpour C (2022) Anatomie / Physiologie. Elsevier Health Sciences Verlag 143

Weiterführende Artikel (1)

Hämostase;
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