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Furosemid
Synonym(e)
Definition
Furosemid ist ein p.o. und i.v. applizierbares Schleifendiuretikum mit einer chlorierten Sulfonamidgruppe. Furosemid gilt als Leitsubstanz der Schleifendiuretika. Schleifendiuretika sind Inhibitoren des Na+/K+/2Cl- - Symporters im dicken aufsteigenden Schenkel der Henle-Schleife des Nephrons. Furosemid ist aufgrund seiner schnellen und starken Wirkung ein potentes Mittel in der Akuttherapie jeglicher Art von Ödemen (Fallahzadeh MA et al. 2017). Wichtig zu beachten ist, dass bereits in der intravenösen Monotherapie, aber insbesondere bei der Kombination von Schleifendiuretika mit anderen Diuretika eine Hypokaliämie mit lebensgefährliche Arrhythmien droht. Insofern ist ein strenges Monitoring der Elektrolyte erforderlich.
Indikation
Herzinsuffizienz NYHA I-IV, wenn klinisch eine Wasserretention vorliegt (Owen DR et al. 2015)
S.u.: Herzinsuffizienz: Medikamentöse Therapie in der klinischen Anwendung
Akutes Nierenversagen: Bei Überwässerung Furosemid 20–100 mg/Stunde i.v., kurzfristig unter intensivmedizinischer Beobachtung bis max. 1.500 mg/Tag steigerbar
Ödeme anderer Ursache
Dosierung und Art der Anwendung
Furosemid 20 mg p.o 1-1-0; Dosissteigerung bis 250 mg i.v./p.o. 1-1-0 unter Beachtung der Nierenfunktion!
Dosisanpassungen:
- Niereninsuffizienz
- Furosemid 250 mg/Tag soll nur ab GFR <20 mL/min angewendet werden
- Notwendige Dosissteigerung einerseits und Verschlechterung der Nierenfunktion bei zu hohen Dosierungen andererseits beachten
- Leberinsuffizienz
Anwendung bei Kindern
- Furosemid 2 mg/kg KG bevorzugt p.o. bis höchstens 40 mg/Tag
Unerwünschte Wirkungen
Hyponatriämie (Klinik: Apathie, Wadenkrämpfe, Appetitlosigkeit, Schwächegefühl, Schläfrigkeit, Erbrechen und Verwirrtheitszustände)
Hypokaliämie (Klinik: Muskelschwäche, Parästhesien, Paresen; Erbrechen, Obstipation, Meteorismus; Polyurie, Polydipsie und Arrhythmien)
Dermatologische UAW:
- Bei den dermatologischen UAWs sind v.a. phototoxischen Reaktionen zu beachten. Die Erklärung hierfür liegt in der Chlorsubstitution der chemischen Struktur von Furosemid. Die photochemische Aktivität geht auf eine UV-induzierte Dissoziation des Chlorsubstituenten zurück, die zu Radikalreaktionen mit Lipiden, Proteinen und DNA führt. Auch nicht UV-provozierte lichenoide Exantheme wurden beobachtet (Arias-Santiago S et al. 2010) . Bermekung: s.hierzu auch unter Hydrochlorothiazid.
- Weiterhin sind Urtikaria sowie anaphylaktische Reaktionen beschrieben (Domínguez-Ortega J et al. 2003).
- Vereinzelt wurden auch „Pseudoporphyrie-artige Krankheitsbilder (Petersen CS et al. 1992) und das Auftreten von bullösen Pemphigoiden beschrieben (Lee JJ et al. 2006).
- Furosemid kann in seltenen Fällen uncharakteristische "ekzematöse Erscheinungen" auslösen; weiterhin zu Purpura und einem Erythema multiforme (auch bullöse Varianten).
- Vereinzelte Berichte beziehen sich auf das Stevens-Johnson-Syndrom (Wright AA et al. 2010), das DRESS-Syndrom (James J et al. 2018) und das Sweet-Syndrom (Govindarajan G et al. 2005).
Wechselwirkungen
Die Wirkung von Furosemid kann bei gleichzeitiger Behandlung mit den nachfolgend genannten Arzneistoffen bzw. Präparategruppen beeinflusst werden.
Glukokortikoide, Carbenoxolon oder Abführmittel können zu verstärkten Kaliumverlusten mit dem Risiko, dass sich ein Kaliummangelzustand entwickelt, führen.
Nicht steroidale Antiphlogistika, z. B. Indometacin und Acetylsalicylsäure können die Wirkung von Furosemid- abschwächen.
Wenn sich unter der Behandlung mit Furosemid die zirkulierende Blutmenge vermindert kann die gleichzeitige Gabe von nicht steroidalen Antiphlogistika ein akutes Nierenversagen auslösen.
Furosemid kann die schädlichen Effekte nephrotoxischer Arzneimittel (z. B. Antibiotika wie Aminoglykoside, Cephalosporine, Polymyxine) verstärken.
Unter einer Therapie mit Cisplatin kann es zu einer Verstärkung der Nephrotoxizität von Cisplatin kommen.
Bei gleichzeitiger Gabe von Phenytoin wurde eine Wirkungsabschwächung von Furosemid beschrieben.
Sucralfat vermindert die Aufnahme von Furosemid aus dem Darm.
Bei gleichzeitiger Behandlung mit bestimmten Herzmitteln (Glykosiden) kann sich die Empfindlichkeit des Myokards gegenüber diesen Herzmitteln erhöhen, wenn sich unter der Behandlung mit Furosemid ein Kalium- oder Magnesiummangelzustand entwickelt. Es besteht ein erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen (Kammerarrhythmien inklusive Torsade de pointes) bei gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, die das „Syndrom des verlängerten QT-Intervalls“ verursachen können (z. B. Terfenadin) und beim Vorliegen von Elektrolytstörungen. Die Nebenwirkungen hoch dosierter Salicylate können bei gleichzeitiger Anwendung von Furosemid verstärkt werden.
Ototoxizität: Die Ototoxizität von Aminoglykosiden (z. B. Kanamycin, Gentamicin, Tobramycin) und anderen gehörschädigenden Arzneimitteln kann bei gleichzeitiger Gabe von Furosemid verstärkt werden. Auftretende Hörstörungen können irreversibel sein.
Lithium: Die gleichzeitige Gabe von Furosemid und Lithium kann zu einer Verstärkung der herz- und nervenschädigenden (kardio- und neurotoxischen) Wirkung des Lithiums führen. Daher wird empfohlen, bei Patienten, die diese Kombination erhalten, den Lithiumspiegel im Blut sorgfältig zu überwachen.
Wenn andere blutdrucksenkende Arzneimittel gleichzeitig mit Furosemid angewendet werden, ist ein stärkerer Blutdruckabfall zu erwarten. Massive Blutdruckabfälle bis hin zum Schock und eine Verschlechterung der Nierenfunktion (in Einzelfällen akutes Nierenversagen) wurden insbesondere beobachtet, wenn ein ACE-Hemmer oder Angiotensin-II-Rezeptorantagonist zum ersten Mal oder erstmals in höherer Dosierung gegeben wurde.
Die Wirkung von Theophyllin oder curareartigen Arzneimitteln (Muskelrelaxanzien) kann durch Furosemid verstärkt werden.
Sonstige Wechselwirkungen:
Gicht: Die gleichzeitige Anwendung von Ciclosporin A und Furosemid ist mit einem erhöhten Risiko von Arthritis urica verbunden, als Folge einer durch Furosemid verursachten Erhöhung der Harnsäurespiegel im Blut und einer Beeinträchtigung der Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren durch Ciclosporin.
Einnahme von Furosemid zusammen mit Nahrungsmitteln: große Mengen Lakritze können in Kombination mit Furosemid zu verstärkten Kaliumverlusten führen.
Verkehrstüchtigkeit und Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen: Furosemid kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder zum Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße bei Behandlungsbeginn, Dosiserhöhung und Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol.
Kontraindikation
Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe
Hypovolämie und (drohendes) akutes Nierenversagen
Elektrolytstörungen: Schwere Hypokaliämie, schwere Hyponatriämie
Dehydratation mit oder ohne begleitende Hypotonie
Kontraindikation
mittlere bis schwere Leberinsuffizienz
Gravidität/Stillzeit
Gravidität: Furosemid gehört zu den nicht empfohlenen Substanzen während der Schwangerschaft
Stillzeit
oligo-anurische Patienten
Literatur
- Domínguez-Ortega J et al. (2003) Anaphylaxis to oral furosemide. Allergol Immunopathol (Madr) 31:345-347.
- Fallahzadeh MA et al. (2017) Acetazolamide and Hydrochlorothiazide Followed by Furosemide Versus
- Furosemide and Hydrochlorothiazide Followed by Furosemide for the Treatment of
- Adults With Nephrotic Edema: A Randomized Trial. Am J Kidney Dis 69:420-427.
- Govindarajan G et al. (2005) Sweet syndrome associated with furosemide. South Med J 98:570-572.
- James J et al. (2018) Drug Reaction with Eosinophilia and Systemic Symptoms (DRESS) Syndrome Secondary to Furosemide: Case Report and Review of Literature. Am J Case Rep 19:163-170.
- Lee JJ et al. (2006) Furosemide-induced bullous pemphigoid: case report and review of literature. J Drugs Dermatol 5:562-564.
- Owen DR et al. (2015) Intravenous Furosemide for Acute Decompensated Congestive Heart Failure: What Is the Evidence? Clin Pharmacol Ther 98:119-121.
- Petersen CS et al. (1992) Pseudoporfyri [Pseudoporphyria]. Ugeskr Laeger 154:1713-1715.
- Thestrup-Pedersen K (1987) Adverse reactions in the skin from anti-hypertensive drugs. Dan Med Bull 34 Suppl 1:3-5.
- Wright AA et al. (2010) Stevens-Johnson syndrome associated with furosemide: a case report. J Pharm Pract 23:367-370.