Synonym(e)
Definition
Unter einem urämischen Fötor versteht man einen typischen Uringeruch der Ausatemluft. Der Fötor zählt zu den Symptomen einer urämischen Gastroenteropathie (Kuhlmann 2015).
Vorkommen
Der urämische Fötor tritt am häufigsten bei der chronischen Niereninsuffizienz auf. Beim akuten Nierenversagen findet sich in den ersten 5 – 7 Tagen - trotz hoher Harnstoffwerte - meistens noch kein Foetor (Schwiegk 1968).
Auch interessant
Ätiologie
Ein Foetor uraemicus tritt im Endstadium des Nierenversagens (Urämie) auf. Er entsteht durch den Abbau von Harnstoff zu Ammonium im Speichel (Kasper 2015). Insbesondere Di- und Trimethylamine sind für den charakteristischen Geruch verantwortlich (Deif 2016).
Parallelen zwischen Harnstoffkonzentration und Foetor uraemicus bestehen aber nicht (Schwiegk 1968).
Manifestation
In unseren Breiten sieht man heutzutage das Krankheitsbild eines urämischen Fötors nur noch selten (Herold 2020).
Klinisches Bild
Oftmals wird der urämische Fötor von einem metallischen Geschmacksempfinden begleitet, der durch den Abbau von Harnstoff entsteht und bezeichnet wird als sog.
- Dysgeusie (Kasper 2015)
Weitere Symptome einer fortgeschrittenen Urämie können, neben der urämischen Gastroenteropathie, sein:
- Sehstörungen
- urämische Enzephalopathie
Bildgebung
Sonographie: Sonographisch können sich die Nieren verkleinert mit verschmälertem Parenchymsaum darstellen. Die Gefäße zeigen u. U. arteriosklerotische Veränderungen.
Ausführliche Diagnostik s. chronische Niereninsuffizienz.
Labor
- großes Blutbild (häufig besteht eine normochrome, normozytäre Anämie)
- Vit. D
- FGF 23 (Fibroblast growth factor 23, reguliert den Phosphatstoffwechsel (Erben 2019)(Kassumeh 2016)
- Blutzuckerbestimmung und ggf. HbA1c- Wert
- Serumkreatinin
- eGFR
- Eisen
- Ferritin
- Transferrinsättigung
- Vit. B 12
- Folsäure
- Blutgasanalyse (Gefahr der metabolischen Azidose)
- Kalium (Gefahr der Hyperkaliämie)
- Chlorid (Gefahr der Hyperchlorämie)(Kasper 2015)
- Kalzium
- Serum- Phosphatbestimmung (oftmals besteht eine Hyperphosphatämie)
- Parathormon (u. U. erhöht)
- Vitamin D (Weckmann 2019)
- Urinuntersuchung:
- Proteinurie (Weckmann 2019)
- Albuminurie (die Albuminurie stellt den wichtigsten Risikofaktor für eine Progression der CKD und für die Entwicklung eines kardiologischen Risikos dar [Herold 2020])
- Hämaturie (Weckmann 2019)
- Eiweißbestimmung im 24 h- Urin (Woolliscroft 2013)
Therapie
Sollte es zum Auftreten eines Foetor uraemicus im Rahmen einer urämischen Gastroenteropathie kommen, stellt das eine dringliche Indikation zur Dialyse bzw. zur Optimierung der Dialysedosis dar (Kasper 2015).
Weitere therapeutische Maßnahmen s. Nierenersatztherapie
Hinweis(e)
Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung (CKD) sollten unbedingt ulzerogene Medikamente meiden wie z. B.:
- NSAID
- Steroide
- ASS (Keller 2010)
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Deif O A (2016) Erfassung und Bewertung urämischer Retentionssolute durch eine interaktive Datenbank. Inauguraldissertation der Medizinischen Fakultät Charité zu Berlin 49
- Erben R G (2019) Physiologie und Pathophysiologie von FGF23 und Klotho. Der Nephrologe 14: 302 - 304
- Herold G et al. (2020) Innere Medizin. Herold Verlag S 431
- Kasper D L et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education S 2426
- Kasper D L et al. (2015) Harrisons Innere Medizin. Georg Thieme Verlag S 2234
- Kassumeh S et al. (2016) Nephrologie und Rheumatologie. Urban und Fischer Verlag 46 – 51
- Kuhlmann U et al. (2015) Nephrologie: Pathophysiologie - Klinik – Nierenersatzverfahren. Thieme Verlag 445
- Keller C K et al. (2010) Praxis der Nephrologie. Springer Verlag S 212 - 213
- Schwiegk H et al. (1968) Handbuch der Inneren Medizin: Achter Band Nierenerkrankungen. Springer Verlag S 719
- Weckmann S et al. (2019) S 3- Leitlinie Versorgung von Patienten mit chronischer nichtdialysepflichtiger Nierenerkrankung in der Hausarztpraxis. AWMF-Registernummer: 053 – 048
- Woolliscroft J (2013) Diagnose- und Therapielexikon für den Hausarzt: Die wichtigsten Erkrankungen von A – Z. Springer Verlag S 294 - 295