Eurotransplant

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 22.08.2024

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Hinweis(e)

Eurotransplant (ET) wurde 1967 mit Sitz in Leiden (Niederlande) als internationale Stiftung gegründet (Krukemeyer 2008).

ET stellt eine zentrale Vermittlungsstelle für postmortal gespendete Organe dar, der momentan acht europäische Ländern angehören:

  • Belgien
  • Deutschland
  • Luxemburg
  • Niederlande
  • Kroatien
  • Österreich
  • Slowenien
  • Ungarn (Kuhlmann 2015)

Eurotransplant verfolgt in erster Linie zwei Ziele:

  • durch Vergrößerung der Spender- und Empfängergruppe die Verträglichkeit zu optimieren
  • durch vereinbarte Verteilungsregeln eine möglichst gerechte Organverteilung zu erreichen (Krukemeyer 2008)

Das Transplantationsgesetz (TPG) trat in Deutschland 1997 in Kraft. Es regelt Spende, Entnahme, Vermittlung und Übertragung von Organen. Die Richtlinienkompetenz für die Organtransplantation liegt bei der Bundesärztekammer (Herold 2020). Eurotransplant ist seitdem in Deutschland die offizielle Vermittlungsstelle für Transplantate (Krukemeyer 2008). Es gibt derzeit mehr als 250 Transplantationsprogramme bei ET (Krukemeyer 2008).

Organspende

Potentielle Organspender werden umgehend ET gemeldet und in den Allokationsprozess aufgenommen. Die Organe werden anschließend entsprechend ihrer Dringlichkeit, Erfolgsaussicht und Chancengleichheit vermittelt (Krukemeyer 2008). In den Niederlanden und Belgien sind auch sog. Non- heart- beating- donors möglich, d. h. Entnahme und Vermittlung der Organe nach Herzstillstand. 

Dabei wird zwischen mehreren Kategorien differenziert:

  • Kategorie I:

Hierbei handelt es sich um eine sog. „unkontrollierte“ Spende, bei der der Patient bei Ankunft in der Klinik bereits einen Herzstillstand erlitten hat.

  • Kategorie II:

Hierbei liegt ebenfalls eine „unkontrollierte“ Spende vor, bei der jedoch die Reanimation erfolglos war und diese bereits abgebrochen wurde.

  • Kategorie III:

Bei der Kategorie III handelt es sich um eine sog. „kontrollierte“ Spende, bei der ein Herzstillstand bereits erwartet wird. Die Beatmung und die medikamentöse Therapie werden gezielt abgebrochen und das Eintreten des Herzstillstandes abgewartet. Sobald der Herzstillstand eingetreten ist, werden 10 min. später die Organe entnommen

  • Kategorie IV:

Auch hierbei liegt eine sog. „kontrollierte“ Spende vor, nur dass der Herzstillstand erst nach dem bereits festgestelltem Hirntod eingetreten ist. Sobald der Herzstillstand eingetreten ist, werden 10 min. später die Organe entnommen (Krukemeyer 2008).

Organempfänger: Voraussetzung für die Meldung und Listung bei ET sind eine umfassende körperliche und apparative Untersuchung des Patienten, sowie insbesondere die Bestimmung folgender Laborwerte (Herold 2020 / Geberth 2015):

  • Blutgruppenbestimmung
  • HLA- Typisierung
  • Anti- HLA- Alloantikörper- Screening
  • Autoantikörper

ETKAS

Die Zuteilung des Spenderorgans erfolgt nach einem Punktesystem. Das Euro Transplant Kidney Allocation System (ETKAS) wurde1996 eingeführt. Die Punktevergabe erfolgt in Abhängigkeit von:

Außerdem werden noch zusätzliche Punkte vergeben für 

  • Hochdringlichkeit
  • Kinder, Jugendliche, Heranwachsende (Bundesärztekammer 2013)

Durch ETKAS erreicht man insgesamt mehr Transplantationen bei:

  • sog. Langwartern (plus 21 %)
  • Kindern
  • ohne Missmatch (plus 23 %)
  • hoch präsensibilisierten Patienten
  • weniger Transplantationen von Missmatch (< 3 %) (Keller 2010)

Eurotransplant Senior Programm

Im Jahre 1999 wurde das Eurotransplant Senior Programm (ESP / old for old) von EP ins Leben gerufen. Dieses umfasst Spendernieren, die 65 Jahre oder älter sind.

Ziel des ESP ist es, diese Spendernieren an ältere Empfänger zu vermitteln, um:

  • den Besonderheiten älterer Spendernieren und der Transplantation älterer Empfänger Rechnung zu tragen
  • für diese die Wartezeit zu verkürzen

Die Empfänger dürfen zuvor nicht transplantiert worden sein und müssen < 5 % Panel- reaktive Antikörper (PRA) aufweisen. Die Kompatibilität der Blutgruppen ist hierbei Voraussetzung für eine Transplantation, auf eine Optimierung des HLA- Matchings wird dabei jedoch verzichtet, da das Immunsystem im Alter zunehmend schwächer auf fremde Antigene reagiert und ältere Nieren hinsichtlich der Ischämiezeit besonders empfindlich sind (Kasper 2015; Keller 2010).

Die Langzeitergebnisse des Senior Programms wurden in einer 423 Transplantationskandidaten umfassenden Studie, von denen 258 transplantiert wurden, zwischen 1999 bis 2012 untersucht.

Mortalitätsrate auf 100 Patientenjahre:

  • 6,8 bei Wartelisten- Patienten
  • 5,4 bei Empfängern von Transplantaten
  • 3,6 bei Empfängern von Transplantaten ohne Transplantatverlust
  • 8,6 bei Empfängern von Transplantaten mit Transplantatverlust (Glander 2018)

Ergebnisse: Eurotransplant hat seit der Gründung im Jahre 1967 die Organe von mehr als 45.000 Spendern an über 112.000 Empfänger vermittelt. Die Häufigkeit der Transplantation umfasste:

  • Nieren mit > 70.000 am häufigsten
  • Leber > 17.000
  • Herz > 12.000
  • Lungen > 3.000
  • kombinierte Herz- Lungentransplantation > 3.000
  • Pankreas und kombinierte Pankreas- Nierentransplantationen > 700 (Krukemeyer 2008)

Literatur
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  1. Bundesärztekammer (2013) Richtlinien für die Wartelistenführung und die Organvermittlung zur Nierentransplantation gem. § 16 Abs. 1 S. 1 Nrn. 2 u. 5 TPG
  2. Geberth S et al. (2011) Praxis der Dialyse nach den Leitlinien NKF KDOQITM, KDIGO, EDTA, DGfN. Springer Verlag 260
  3. Glander P et al. (2018) Nierentransplantation im Alter – eine Herausforderung. Nieren- und Hochdruckkrankheiten Jahrgang 47 (1) 20 - 26
  4. Herold G et al. (2020) Innere Medizin. Herold Verlag 647
  5. Kasper D L et al. (2015) Harrisons Innere Medizin. Georg Thieme Verlag 2248
  6. Keller C K et al. (2010) Praxis der Nephrologie. Springer Verlag 301, 330 - 331
  7. Krukemeyer M G et al. (2008) Transplantationsmedizin: Ein Leitfaden für den Praktiker. de Gruyter Verlag 65 - 68
  8. Kuhlmann U et al. (2015) Nephrologie: Pathophysiologie - Klinik – Nierenersatzverfahren. Thieme Verlag 766
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