Definition
Synonyme
Ersatzrhythmus;
Definition
Unter einem Ersatzrhythmus versteht man ersatzweise eintretende Herzaktionen, die einsetzen (Kalkreuth 1996), sobald es zu einer Verlangsamung bzw. einem Ausfall der Erregungsbildung im Sinusknoten oder zu einer Blockierung der Erregungsüberleitung kommt (Roskamm 2004).
Sofern es sich lediglich um einen fehlenden Impuls handelt, spricht man von einer Ersatzsystole. Sollten jedoch mehrere Impulse ausfallen, bilden heterotope Ersatzzentren einen sog. Ersatzrhythmus (Herold 2022).
Einteilung
Der Ersatzrhythmus zählt zu den Reizbildungsstörungen (RBS). RBS werden unterteilt in :
- nomotope RBS:
- vom Sinusknoten ausgehende RBS
- heterotope RBS:
- außerhalb des Sinusknotens entstehende RBS (aktiv oder passiv)
Der Ersatzrhythmus zählt zu den passiven heterotopen RBS (Herold 2022)
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Ätiopathogenese
Verursacht wird ein Ersatzrhythmus, wenn
- die Impulsfrequenz des Sinusrhythmus unter eine kritische Grenze fällt
- die Reizweiterleitung, ausgehend vom Sinusknoten, gestört ist (wie es z. B. beim SA- Block oder beim AV- Block der Fall ist)
(Herold 2022)
Pathophysiologie
Normalerweise gibt der Sinusknoten - als primäres Automatiezentrum - den auf das gesamte Myokard übertragenen Rhythmus als nomotopen Sinusrhythmus mit einer Frequenz zwischen 60 – 80 / min weiter. Bei Ausfall des Sinusknotens oder bei Vorliegen einer Störung der Reizüberleitung erfolgt eine aktive oder passive heterotope Reizbildung in den tiefer gelegenen Zentren wie das sekundäre Automatiezentrum, zu dem der AV- Knoten mit 40 – 60 Schlägen / min und das tertiäre Automatiezentrum, zu dem die Purkinje- Fasern und das His- Bündel mit einer Frequenz zwischen 20 – 40 / min zählen (Nitschkoff 2022 /Pschyrembel 2022).
Klinisches Bild
Ein Ersatzrhythmus kann asymptomatisch sein oder als Palpitation vom Patienten wahrgenommen werden (Christ 2022).
Therapie allgemein
Die Therapie richtet sich nach der zu Grunde liegenden Erkrankung und kann z. B. aus einer Herzschrittmacher- Implantation bestehen. Näheres s. d.
Verlauf/Prognose
Die Prognose ist abhängig von der zu Grunde liegenden Erkrankung des Herzens (Haverkamp 2022).
Hinweis(e)
Allgemeine Information
Die sekundären und tertiären Automatiezentren des Herzens sind im EKG als supraventrikuläre oder ventrikuläre Ersatzrhythmen erkennbar.
Eine supraventrikuläre Ersatztätigkeit stammt überwiegend aus dem Bereich des His- Bündels, des AV- Knotens oder aus der Mündung des Sinus coronarius. Hierbei kommt es zu einer retrograden Erregung der Vorhöfe, im EKG i. d. R. erkennbar ist an einem negativen P in II, III und aVF. (Roskamm 2004).
Bei einer ventrikulären Ersatztätigkeit kommt die Erregung aus tertiären oder ventrikulären Automatiezentren. Im EKG finden sich deformierte und dissoziierte Kammerkomplexe (Roskamm 2004).
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Christ J (2022) Kardiologie Basics Elsevier Urban und Fischer Verlag Deutschland 79
- Haverkamp W (2022) Fokus- EKG: EKG- Wissen für die Praxis. ExCard Research GmbH https://www.fokus-ekg.de/inhalt-von-a-z/extrasystolen-ersatzrhythmen-und-akzellerierte-rhythmen/ersatzrhythmen/
- Herold G et al. (2022) Innere Medizin. Herold Verlag 273 – 274
- Kalkreuth M E (1996) Das Handbuch der Langzeit- Elektrokardiographie. Steinkopff Verlag Darmstadt 36
- Kasper D L et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education 254, 273e- 1 – 273e- 3, 1473
- Nitschkoff S (2022) "Rhythmusstörungen des Herzens". Pathophysiologie des Herz-Kreislaufsystems. De Gruyter Verlag Berlin / Boston 221-242 https://doi.org/10.1515/9783112540381-013
- (Pschyrembel 2022) online Klinisches Wörterbuch. Herzautonomie.
- Roskamm H, Neumann F J, Kalusche D, Bestehorn H P (2004) Herzkrankheiten: Pathophysiologie – Diagnostik – Therapie. Springer Verlag Berlin / Heidelberg / New York 370
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