Coxiella burnetii

Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

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Erstbeschreiber

Die Krankheit Q-Fieber wurde zuerst 1937 von Edward Holbroock Derrick bei Schlachthausarbeitern in Brisbane, Queensland, Australien als Erkrankung unbekannter Ursache wissenschaftlich beschrieben, was zu dem Namen Q-Fieber (von "query" für "fraglich") führte.

Definition

Coxiella burnetii, ein Bakterium aus der Familie der Coxiellaceae in der Ordnung Legionellales ist ein weltweit vorkommendes, gramnegatives, obligat intrazelluläres, unbewegliches, pleomorphes Stäbchen. Größe 0,2–0,4 µm × 0,4–1 µm. Coxiella burneti gehört zur Familie Coxiellaceae (früher wurde der Erreger der Familie der Rickettsiaceae zugeordnet) und ist Erreger des Q-Fiebers.

C. burnetii besitzt zwei Antigenphasen (Phase I und II), die mit der glatten bzw. rauen Wachstumsform der Lipopolysaccharide von Enterobacteriaceae vergleichbar ist.

Coxiella burneti kann in 2 Formen existieren:

  • Small cell variants (SCV), sporenähnliche Stadien mit hoher Tenazität. Diese Form ist extrem überlebensfähig und äußerst infektiös.
  • Large cell variants (LCV): Aus SCVs werden im Organismus large cell variants (LCV),  intrazelluläre, vegetative Stadien.

Pathophysiologie

Die Übertragung auf Menschen erfolgt insbesondere durch Inhalation von Staub (Kot der Buntzecke) oder durch Kontakt mit kontaminierten Produkten wie Wolle, Milch oder Fleisch. Zecken können den Erreger auch auf andere Tiere (und den Menschen) übertragen. In Slowenien konnte bei 2,5% der Zecken Coxiella-Antigen festgestellt werden (Knap N et al. 2019)!  Eine Übertragung von Mensch zu Mensch scheint extrem selten zu sein.

Auf Grund der Ausbildung der sporenähnlichen  SCV existiert eine hohe Resistenz gegen Austrocknung, Hitze, Kälte, Sonnenlicht und viele Desinfektionsmittel. Jahrelange Überlebenszeiten im Boden oder Stäuben sind möglich. Der Erreger kann aerogen über mehrere Kilometer verbreitet werden.

Klinisches Bild

Inkubationszeit: 2-3 Wochen. Das durch Coxiella burneti ausgelöste meldepflichtige ( § 7 IfSG: namentliche Meldung auch bei direktem oder indirektem Nachweis mit Hinweis auf akute Infektion.)  Q-Fieber ist eine Zoonose bei der sich der Mensch über aerogene Inhalation infizierten Schafzeckenkots infiziert. Bes. gefährdet sind z.B. Landwirte, Schäfer und Schlachthofarbeiter durch infizierte Stalltiere, Heu, Wolle usw. Die Infektion verläuft bei Tieren asymptomatisch. Beim Menschen verlaufen natürliche Infektionen verlaufen in 50–70 % der Fälle ebenfalls inapparent bzw. subklinisch.

Akutes Q-Fieber: Bei den schwer verlaufenden Krankheitsfällen stellt sich folgende Trias ein:

Plötzliches Fieber mit Schüttelfrost und schwerem Krankheitsgefühl und Arthralgien. Fieber kann 1-3 Wochen persistieren.

Kopfschmerzen (retrobulbär)    

Atypische Pneumonie (bei etwa 50% der Fälle) mit kontinuierlichem oder remittierendem Fieber bis 40°C über mehrere Wochen. Transaminasenanstieg nur gering, selten gastrointestinale Symptome oder Ikterus.

Weiterhin:

  • Exanthem, Konjunktivitis, Husten, Brustschmerzen.
  • Granulomatöse Hepatitis (30% der Fälle); oft asymptomatischer Verlauf
  • Bei Infektionen während der Schwangerschaft: Fehlgeburt, Frühgeburt oder vermindertes Geburtsgewicht möglich.

Chronische Verläufe: Endokarditis ist die häufigste und gefährlichste Spätkomplikation des Q-Fiebers.

Diagnostik

Nachweis von C.burnetii-DNA; Erregerisolierung

Antikörpernachweis

Hinweis(e)

C. burnetii wurde in Biowaffenprogrammen verschiedener Länder beforscht. Bedeutsam als BT-Agens ist es auf Grund der Ausbringungsmöglichkeit als Aerosol, seiner Umweltstabilität sowie seiner hohen Infektiosität als Aerosol (möglicherweise kann bereits ein einziger eingeatmeter Keim die Erkrankung auslösen). C. burnetii hat nur eine geringe Letalität (< 2 %).

Im Jahr 2001 kam es im Lahn-Dill-Kreis, 2003 in Soest zu einer größeren Endemie. 2005 wurden im Stadtgebiet von Jena etwa 300 Personen mit der Diagnose Q-Fieber registriert. Auslöser war eine Schafherde, die im Bereich des Wohngebiets geweidet hatte.

Literatur
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  1. Eldin C et al. (2017) From Q Fever to Coxiella burnetii Infection: a Paradigm Change. Clin Microbiol Rev 30:115-190.
  2. Knap N et al. (2019) The prevalence of Coxiella burnetii in ticks and animals in Slovenia. BMC Vet Res 15:368.
  3. Morroy G et al. (2016) Fatigue following Acute Q-Fever: A Systematic Literature Review. PLoS One 1:e0155884.
  4. Reimer LG (1993) Q fever. Clin Microbiol Rev 6:193-198.
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