Cimino-Brescia-Shunt

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 22.08.2024

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Synonym(e)

Cimino- Brescia- Fistel; Cimino- Fistel; Dialyse- Fistel; Dialyse- Shunt; Radialis- Shunt

Erstbeschreiber

Brescia et al. beschrieben im Jahre 1966 erstmals den sog. Cimino- Brescia- Shunt (Hepp 2016). Ursprünglich wurde dabei eine Unterarmvene durch eine Seit- zu- Seit- Anastomose mit einer Unterarmarterie verbunden, inzwischen erfolgt die Anastomosierung durch eine End- zu- Seit- Anastomose (Geberth 2011).

Definition

Unter einem Cimino- Brescia- Shunt versteht man einen chirurgisch angebrachten Gefäßzugang zwischen einer Arterie (i. d. R. die aus der A. brachialis abgehende A. radialis) und einer Unterarmvene als Zugangsmöglichkeit für die chronische Hämodialyse (Burchardi 2004). Der Shunt wird auch als „Dialysezugang“ bezeichnet (Kasper 2015).

Vorkommen

Der Cimino- Brescia- Shunt stellt noch heute den Goldstandard für den Gefäßzugang zur Dauerdialysebehandlung dar (Hepp 2016)

Pathophysiologie

Durch die Anastomosierung kommt es zu einer Arterialisierung der Vene. Dies ermöglicht den Zugang großer Nadeln (z. B. zwischen 15 - 17 Gauge [Gerberth 2011]) und damit großer Volumina von bis zu 800 ml / min (Kuhlmann 2015) bei der Dialyse (Kasper 2015).

Komplikation(en)

Es können im Verlauf unterschiedliche Komplikationen am Shunt auftreten:

Infekte: Infekte im Bereich des Katheters sind in bis zu 50 % die Hauptursache aller Bakteriämien. Prädisponierende Faktoren für einen Infekt sind:

- Ödem im Bereich der Punktionsstelle

- starker Pruritus am betreffenden Arm

- durch Fehlpunktion entstandene Hämatome

- Punktion für andere Zwecke als für die Dialyse(Kuhlmann 2015)

Beim Auftreten von Infekten kommt es primär meistens zu einer lokalen Rötung und Schwellung im Bereich des Shunts. Im weiteren Verlauf können auftreten:

- Shuntthrombose

- Arrosionsblutung

- septische Streuung mit:

               - Endokarditis

               - Abszessen im Bereich des gesamten Körpers (Kuhlmann 2015)

Shuntthrombosen: Thrombosen stellen die häufigste Ursache für eine Unbrauchbarkeit des Shunts dar. Zwar ließ sich eine Thrombose im Cimino- Brescia- Shunt durch Katheterintervention wieder entfernen, entscheidend für die weitere Nutzung des Katheters ist aber die Ursache der Thrombose.

Ursachen für Thrombosen können z. B. sein:

- im Rahmen einer Narkose kommt es durch einen intermittierenden Blutdruckabfall zu einem daraus resultierenden reduzierten Blutfluss

- Auftreten von Stenosen im Verlauf des Gefäßes oder intraluminal (hierbei sind eine Dilatation oder eine operative Entfernung der Engstelle möglich)

- erworbene Störungen des Gerinnungssystems (z. B. Bildung von Antikörpern gegen Faktor II oder V) (Kuhlmann 2015)

Stenosen: Eine signifikante Stenose führt zu einem Flussabfall, einer Rezirkulation, einem venösen Stauungssyndrom und einer Thrombose.

Ursachen für eine Stenose können z. B. sein:

- Scherstress durch den turbulenten Blutfluss

- Venenelongation (führt zu Druckstenosen)

Bevor es zu einer durch eine Stenose bedingten Thrombose kommt, gibt es folgende Warnhinweise:

- verminderter Blutfluss im Shunt

- erhöhte Rezirkulation

- im venösen Schlauchsystem findet sich ein erhöhter Auslaufdruck (Kuhlmann 2015)

 

Therapie

Der Shunt wird vorzugsweise an der nicht- dominanten Hand - beim Rechtshänder links und beim Linkshänder rechts - angelegt (Keller 2010).

Die Vene (überwiegend die V. cephalica) wird dabei End- zu- Seit mit der A. radialis anastomosiert (Kasper 2015).

Bevor der Shunt genutzt werden kann, muss der sog. „Reifungsprozess“ abgewartet werden, der ca. 3 – 6 Wochen in Anspruch nimmt. Dieser Prozess kann mit einem Training beschleunigt werden. Dazu wird die Unterarmmuskulatur durch Kneten elastischer Bälle für ca. 5 min. mehrmals täglich gestärkt (Keller 2010).

Prognose

Ein gut entwickelter Cimino- Brescia- Shunt kann mitunter bis zu 20 Jahre benutzt werden (Kuhlmann 2015).

Hinweis(e)

Vor Anlage des Shunts dürfen am betroffenen Arm keine Blutabnahmen mehr erfolgen (Herold 2020).

Literatur
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  1. Burchardi H et al. (2004) Die Intensivmedizin. Springer Verlag 813
  2. Geberth S et al. (2011) Praxis der Dialyse nach den Leitlinien NKF KDOQITM, KDIGO, EDTA, DGfN. Springer Verlag 16
  3. Hepp W et al. (2016) Dialyseshunts: Grundlagen – Chirurgie – Komplikationen. Steinkopff Verlag 53
  4. Herold G et al. (2020) Innere Medizin. Herold Verlag 644
  5. Kasper D L et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education 1823
  6. Kasper D L et al. (2015) Harrisons Innere Medizin. Georg Thieme Verlag 2241
  7. Keller C K et al. (2010) Praxis der Nephrologie. Springer Verlag 234
  8. Kuhlmann U et al. (2015) Nephrologie: Pathophysiologie - Klinik – Nierenersatzverfahren. Thieme Verlag 692
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