Chemische Karzinogenese
Synonym(e)
Definition
Bei der chemischen Karzinogenese lässt sich der molekulare Mechanismus der kanzerogenen Initiierung von Zellen deutlich belegen. Das Vorkommen kanzerogener Substanzen im Kaminrauch wurde bereits 1775 von Percival Pott in England beschrieben: Bei den Climbing boys, d.h. den Jungen die Kamine reinigten, traten später gehäuft Plattenepithelkarzinom der Skrotalhaut auf (Schornsteinfegerkrebs - Berufserkrankung).
Allgemeine Information
Die Zahl der chemischen Karzinogene ist noch nicht überschaubar. Neben den seit langem bekannten karzinogenen Substanzen (Methylcholanthren, Benzpyren, Azofarbstoffe) können durch Nahrungsmittel, Abgase und Zigarettenrauch kanzerogene Stoffe verbreitet werden. Ein weiterer Risikofaktor ist chronischer Alkoholabusus. Die meisten chemischen Kanzerogene wirken erst nach enzymatischem Umbau, sie sind also Prokanzerogene. Die wichtigsten chemischen Karzinogene gehören zu diesen 4 Gruppen:
- Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAC; s.a. MOAH, MOSH). Zu den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen gehört z.B. 3,4-Benzpyren. Dieses entsteht durch unvollständige Verbrennung von Kohle und Öl und findet sich somit im Tabakrauch, in den Auspuffgasen von Verbrennungsmotoren. Es ist wahrscheinlich das wichtigste Kanzerogen in unserer Umwelt. Weitere wichtige Kanzerogene dieser Gruppe sind Methylcholanthren und Dibenzanthren.
- Aromatische Amine: Bereits end des 19.Jahrhuderts wurden gehäuft Harnblasenkarzinome bei Anilinarbeitern beobachtet. Zu den aromatischen Aminen gehören auch: Dimethylaminobenzol (Buttergelb) und 2-Acetaminofluoren (bei Versuchstieren Leberkrebs).
- N-Nitosoverbindungen (nichtaromatische N-Nitroseverbindungen insbes. Nitrosamine) entstehen im Magen aus Nitriten und Nitraten, also aus natürlichen oder zur Konservierung
- Mykotoxine (am bekanntesten sind Aflatoxine die sich im Schimmel bei versch. Nahrungsbestandteilen nachweisen lassen)
Weitere chemische Kanzerogene sind anorganische Substanzen wie Blei, Arsen, Asbest sowie die alkylierenden Substanzen die zur Krebstherapie verwendet werden.
Literatur
- Appel KE et al. (1990) Chemical cancerogenesis: definitions of frequently used terms. J Cancer Res Clin Oncol 116:232–236.