MOSH

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Definition

Akronym für „Mineral Oil Saturated Hydrocarbons“ (engl.), in  der deutschen Übersetzung für: Gesättigte Mineralöl-Kohlenwasserstoffe.

 

Allgemeine Information



Die zur MOSH-Fraktion gehörenden Komponenten sind Paraffine (offenkettige im Gegensatz zu polycyklischen Kohlenwasserstoffe - MOAH) und Naphthene (zyklische Kohlenwasserstoffe), die meist hoch alkyliert sind. Diese stammen entweder direkt aus dem Erdöl oder wurden bei der Raffinierung (z.B. durch Hydrierung von Aromaten) gebildet. Der analytische Nachweis und die quantitative Bestimmung der MOSH-Fraktion erfolgt als Summenparameter.  

Hinweis(e)

Toxizität: Für MOSH- und MOAH-Gemische liegen bisher keine Studien zur Toxizität nach oraler Aufnahme vor. Eine konkrete Risikoabschätzung für den Menschen ist daher bislang nicht möglich. Es kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass in der MOAH-Fraktion auch krebserzeugende Verbindungen enthalten sind.

Biologische Wirkung: Für die biologische Wirkung der Verbindungen ist entscheidend, welche Komponenten vom Körper resorbiert werden. Es muss davon ausgegangen werden, dass sich diese Kohlenwasserstoffverbindungen im menschlichen Organismus anreichern können, da sie vergleichsweise langsam eliminiert werden.

Resorption: Etwa 90 % der kurzkettigen Kohlenwasserstoffe (Fraktionen mit 14 bis 18 C-Atomen) können ohne weiteres systemisch resorbiert werden. MOSH-Fraktionen können sich im Fettgewebe und im lymphatischen Gewebe (Lymphknoten, Milz) sowie in der Leber anreichern. Die Konzentration von Kohlenwasserstoffen in Fettgewebe ist mit durchschnittlich 60 ppm so hoch wie in der Muttermilch.

Auftreten in Lebensmitteln und Konsumgütern: MOSH und MOAH wurden wiederholt in Lebensmitteln nachgewiesen. Als Quelle der Verunreinigung gelten häufig die verwendeten Verpackungsmaterialien aus Recyclingkartons oder die auf der Verpackung zum Einsatz kommenden Druckfarben auf Mineralölbasis, die durch Migrationsprozesse in die Lebensmittel übergehen. Auch Maschinenöle aus dem Herstellungsprozess können für Kontaminationen verantwortlich sein.

Weitere Quellen bei Lebensmittel wie z. B. Reis sind Klebstoffe am Karton, aber auch Verarbeitungs- und Behandlungsmethoden wie die Anwendung von Antiverklumpungs- und Staubbindemitteln oder Sprühglanzmitteln.

Viele Kosmetika enthalten Mineralölprodukte (z. B. Paraffine) als fettende Komponente. Hierin finden sich meist deutliche Anteile an aromatischen Kohlenwasserstoffe (MOAH). Dies betrifft auch Lippenpflegeprodukte mit aromatischen Kohlenwasserstoffe, da MOSH und MOAH durch das ständige Ablecken resorbiert werden können.

Übertragungswege: Bei Kohlenwasserstoffen (KW) mit bis zu 25 C-Atomen erfolgt die Kontamination von Lebensmitteln durch Ausgasen aus den Verpackungsmaterialien. Gefährdet sind insbes. Produkte mit großen Oberflächen (wie bspw. bei Reis) auf denen sich die KW auflageren. Innenverpackungen aus Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP) bremsen diesen Transfer. Nur sog. „funktionale Barrieren“, die Aluminiumschichten oder Polyethylenterephthalat (PET) enthalten, gelten als undurchlässig (migrationsdicht). Jedoch ist insbes. die Herstellung von Aluminiumfolien energieintensiv, beeinflusst den Recyclingprozess negativ und ist umweltschädlich.

Rechtliche Bewertung: Laut EG-Verordnung gilt der Grundsatz, dass ausgeschlossen werden muss, dass „Stoffe in Mengen, die genügen, um die menschliche Gesundheit zu gefährden, in Lebensmittel übergehen.“

Kosmetika: Gemäß den Bestimmungen der Verordnung (EG) Nr. 1223/2009 über kosmetische Mittel „sind Mineralöle in kosmetischen Mitteln nur erlaubt, wenn der Raffinationsprozess vollständig bekannt und der Ausgangsstoff frei von kanzerogenen Substanzen ist oder das Destillat mit bestimmten Methoden geprüft wurde“. So rät das Bundesinstitut für BfR, dass dennoch „die MOAH-Gehalte in kosmetischen Mitteln auf die nach dem gegenwärtigen Stand der Technik unvermeidbaren Spurengehalte reduziert werden sollten.“ 

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Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024