Erstbeschreiber
Synonyme
Basalzellkarzinom; Karzinoid;
Erstbeschreiber
Im Jahre 1831 beschrieb Laennec als Erster das Bronchialadenom. Kramer prägte 1930 den Ausdruck „Bronchusadenom“. Eine ausführliche Beschreibung veröffentlichten 1932 von Wessler und Rabin (Doerr 1969).
Das Bronchialschleimhautadenom (BMGA), ein benigner seltener Tumor der tracheobronchialen Schleimdrüsen, wurde erstmals von Müller im Jahre 1882 beschrieben (Oliveira 2017).
Die erste bronchoplastische OP eines Adenoms erfolgte 1956 durch Price Thomas (Krajc 2013).
Definition
Unter einem Bronchialadenom versteht man einen semimalignen Tumor der Bronchien, der zu den potentiellen Neoplasmen zählt (Kasper 2015) und neuroendokrin aktiv sein kann.
Heutzutage benutzt man i. d. R. die Bezeichnung „Bronchialadenom“ nicht mehr. Sie wurde geändert in „Bronchiale Karzinoid- Tumoren (BCT)“ (Mashaal 2022).
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Einteilung
Die Stadieneinteilung orientiert sich an der TNM- Klassifikation für das Lungenkarzinom :
- Stadium I: lokal begrenzt
- Stadium II: hilärer Lymphknotenbefall
- Stadium III: mediastinaler Lymphknotenbefall
- Stadium IV: Lebermetastasen (Kaifi 2015)
In der Literatur finden sich sehr unterschiedliche Aufteilungen eines Bronchialadenoms.
Es werden unter dem Oberbegriff „Bronchialadenom“ verschiedene semimaligne Tumoren des Bronchialsystems zusammengefasst. Müller (1995) gibt folgende Unterteilung an:
- pleomorphe Adenome (Mischtumoren)
- monomorphe Adenome:
- Zystadenome
- Onkozytome
- Klarzelltumoren
Emminger (2010) differenziert zwischen:
- Bronchuskarzinoid (BCT)
- Papillome
- Zylindrome (Emminger 2010)
Reiser (2013) versteht unter einem Bronchialadenom eine Tumorentität, die sich histologisch unterteilt in:
- Karzinoide (>80 %)
- Zylindrome (>10%):
- adenoidzystisches Karzinom
- mukoepidermoidales Karzinom (Reiser 2013)
Die WHO- Klassifikation umfasst 4 Kategorien:
- typisches Karzinoid (1 – 2 % aller Lungentumore)
- atypisches Karzinoid (0,1 – 0,2 % aller Lungentumore)
- kleinzelliges Karzinom (9,8 % aller Lungentumore)
- großzelliges neuroendokrines Karzinom (0,3 % aller Lungentumore)
(Kasper 2015)
Laut Mashaal (2022) differenziert man inzwischen nur noch:
- 1. typische Karzinoidtumoren
Hierbei fehlen die Tumorsuppressionsmarker- Mutationen der p53-, BCL2- oder BAX- Gene
- 2. untypische Karzinoidtumoren
Bei diesem Typ bestehen Tumorsuppressionsmarker- Mutationen (Mashaal 2022).
Vorkommen/Epidemiologie
Von den Bronchialtumoren sind ca. 5 – 10 % benigne bzw. semimaligne. Bronchialadenome bilden mit 75 % die größte Untergruppe (Heberer 2013). Laut Mashaal (2022) beträgt die Anzahl der BCT 1 – 2 % aller Lungentumoren .
Das Bronchialadenom tritt besonders häufig zwischen dem 3. und 4. Lebensjahrzehnt auf (Herold 2022). Es betrifft Männer und Frauen gleichhäufig. Männer sind allerdings ca. 1 Jahrzehnt früher betroffen als Frauen (Mashaal 2022).
Das kongenital im Rahmen eines MEN 1- Syndroms auftretende BCT kommt bei ca. 8 % der Betroffenen vor und findet sich überwiegend bei Frauen (Geschlechterverhältnis 4 : 1).
(Kasper 2015)
Ätiopathogenese
Bei einem BCT handelt es sich in den meisten Fällen um eine endobronchiale Läsion, bis zu 20 % können sich aber auch aus peripheren Lungenknötchen entwickeln.
Umweltfaktoren wie z. B. Rauchen oder Umweltgifte spielen bei der Entstehung keine Rolle. Allerdings gibt es Fälle, die mit der kongenitalen endokrinen Neoplasie Typ 1 (MEN- 1) in Verbindung gebracht werden (Kasper 2015 / Mashaal 2022).
Pathophysiologie
Ein BCT entwickelt sich aus den Kulchitsky- Zellen der Bronchialschleimhaut oder aus dem Knorpel- Epithel des Tracheobronchialbaums. Es verfügt über eine endokrine Funktion und kann Peptidhormone und Neuroamine wie z. B. ACTH, Bradykinin, Serotonin und Somatostatin sezernieren (Mashaal 2022).
Lokalisation
Es ist oftmals zentral lokalisiert und wächst langsam in Richtung der Lichtung eines Bronchus (Herold 2022).
Klinisches Bild
Lediglich ca. 25 % der Patienten sind symptomatisch (Mashaal 2022). Das Adenom wird nicht selten als Zufallsbefund bei Röntgenuntersuchungen entdeckt (Emminger 2010).
Ansonsten können folgende Symptome bestehen:
- produktiver und unproduktiver Husten
- Keuchen wie beim Asthma bronchiale
- Schmerzen in der Brust (ca. 40 %) (Mashaal 2022)
- Hämoptysen: Diese treten bei ca. 25 – 50 % der Patienten auf (Mashaal 2022).
- rezidivierende Pneumonien (Herold 2022)
- zunehmende Dyspnoe (Zhu 2018)
- Cushing- Syndrom (Mashaal 2022)
Diagnostik
Die Differenzierung zwischen typischen und atypischen BCTs erfolgt mittels Biopsien, die durch die Bronchoskopie gewonnen werden und durch spezielle Immunfärbungen. Sollte es sich um ein atypisches Karzinoid handeln, sind bildgebende Untersuchungen zur Metastasensuche angezeigt (Mashaal 2022).
Bildgebung
Röntgen Thorax
- Bronchialverschluss
- Atelektasen (bei 40 % [Mashaal 2022])
- Zeichen einer Pneumonie (Herold 2022)
- Bildung von Bronchiektasen mit zunehmender Fibrosierung (Vogl 2011)
- zentrale Läsion (bei ca. 25 %)
- periphere Einzelknötchen in der Peripherie der Lunge bei ca. 20 % (Mashaal 2022)
CT / MRT
Beide Untersuchungen sind gut geeignet zur Erkennung eines BCTs (Kasper 2015).
Die CT dient zusätzlich zur Identifizierung kleinerer Läsion des Tracheobronchialbaums. In stark vaskularisierten Läsionen findet sich eine Kontrastmittelanreicherung und / oder Verkalkung. Das sog. Bronchialbaum- Zeichen (Bronchialdreieck- Zeichen) - von Coruh 2020 erstmals beschrieben - dient zur Differenzierung gegenüber Hamartomen (seltenen benignen Tumoren der Lunge [Curran 2013]).
HR- CT
Das HR- Ct ist die beste Untersuchung zur Feststellung von Bronchiektasen: Sensitivität > 95 %, Spezifität 93 – 100 % (Vogl 2011).
Sonstige Untersuchungsmethoden
Bronchoskopie
Da es sich beim BCT häufig um eine zentrale Läsion handelt, ist die Bronchoskopie das wirksamste Diagnosemittel (Mashaal 2022).
Labor
- Serotonin (Emminger 2010)
- ACTH
- Chromogranin A im Serum
Urinuntersuchung:
- 5- Hydroxyindolessigsäure (Mashaal 2022)
Histologie
Histologisch ähnelt das BCT den Karzinoidtumoren des Darms. Sie bestehen aus kleinen, rundlichen, einheitlichen Zellen, die sich zu Nestern oder Strängen zusammengeschlossen haben.
90 % der BCTs sind gut differenziert und ca. 10 % der atypischen weisen eine stärkere Pleomorphie auf. Atypische BCTs zeigen eine höhere Tendenz, in Lymphgefäße vorzudringen (Mashaal 2022).
Differentialdiagnose
- Asthma bronchiale
- maligne Tumoren der Lunge wie z. B.:
- Adenokarzinom
- großzelliges Karzinom
- kleinzelliges Karzinom
- Plattenepithelkarzinom (s. Lungenkarzinom)
- benigne Veränderungen der Lunge wie z. B.:
- infektiöse granulomatöse Läsionen
- vaskuläre Ursachen wie z. B.:
- arteriovenöse Malformationen
- Hämatome
- Lungeninfarkte
- Lungenvarizen
- entzündliche Ursachen wie z. B.:
- Granulomatose mit Polyangiitis
- rheumatischer Knoten
- Sarkoidose
- Amyloidom
- runde Atelektase
- lokalisierte Flüssigkeit
- intrapulmonale Lymphknoten
- mukoide Impaktion
- aspirierter Fremdkörper (Mashaal 2022)
Komplikation(en)
- Karzinoid- Krise
- Karzinoid- Syndrom
- Cushing- Syndrom
- Metastasen
In ca. 15 % der Fälle kommt es zur Ausbildung von Metastasen. Diese finden sich häufig in der Leber, den Knochen, Nebennieren und dem Gehirn (Mashaal 2022).
Therapie allgemein
Ein Bronchialadenom sollte nach Diagnosestellung umgehend reseziert werden. Emminger (2010) bezeichnet das Wachstum noch als langsam, aber die Tumoren können zu einer Bronchusstenose führen (wie z. B. die Papillome), endokrin aktiv sein (wie z. B. das Bronchuskarzinoid) und maligne entarten (wie die Zylindrome und das Bronchuskarzinoid). Laut Mashaal (2022) können sie bisweilen aber auch schnell wachsen und insgesamt sehr viel aggressiver sein als bislang angenommen.
Der Behandlungsansatz im Stadium IV (s. o. „Einteilung“) ist etwas anders. Hier reicht die chirurgische Resektion alleine nicht aus.
Präoperativ sollte eine interventionelle Radiatio erfolgen. Außerdem werden Somatostatin- Analoga eingesetzt zur:
- Verkleinerung der Tumormasse
- positiven Wirkung auf die symptomatische Behandlung der neurosekretorischen Auswirkungen
- Linderung der Symptome
- mehrjährigen Stabilisierung des Tumorwachstums (Mashaal 2022)
Ebenso haben Chemotherapeutika wie z. B. Temozolomid und Thalidomid, die sich derzeit noch in der klinischen Erprobung befinden, therapeutische Vorteile gezeigt.
Andere Chemotherapie- Optionen wie die radioisotopenmarkierte Peptidrezeptortherapie mit 131- MIBG, 90 Y- DOTA- TOC oder 177 Lu-DOTA- TOC zeigen in klinischen Studien bislang ebenfalls gute Ergebnisse.
In der Erprobung finden sich momentan klinische Studien mit Tyrosinkinase- Antikörpern und Inhibitoren der mTOR- Säugetierrezeptoren (Mashaal 2022).
Operative Therapie
Die vollständige chirurgische Resektion ist die Behandlungsmethode der Wahl. I. d. R. verschwinden nach der Operation auch die neuroendokrinen Symptome (Mashaal 2022).
Verlauf/Prognose
Die Prognose eines BCTs hängt von mehreren Faktoren ab:
- der Schwere der intrabronchialen Obstruktion
- der Fähigkeit zu metastasieren
- der Gesamtproduktion vasoaktiver Amine (Mashaal 2022)
Die Prognose eines typischen BCTs ist gut. Die Überlebensraten liegen nach 5 Jahren bei 92 %, nach 10 Jahren bei 88 %.
Bei atypischen BCTs ist die Prognose schlechter und liegt bezogen auf die 5- Jahresüberlebensrate bei 69 % und auf die 10- Jahresüberlebensrate zwischen 24 – 52 % (Mashaal 2022).
Nach einer vollständigen chirurgischen Resektion ist die Prognose insgesamt besser (Mashaal 2022).
Rezidive sind bei typischen Karzinoiden äußerst selten, bei atypischen Karzinoiden jedoch wahrscheinlicher, was bei Letzterer sicherlich auch zur schlechteren Prognose beiträgt (Mashaal 2022).
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
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