Synonym(e)
Definition
Eine Weiterentwicklung des klassischen Heparins ist das fraktionierte Heparin mit Kettenlängen, die einem Molekulargewicht von 4000 bis 6000 D entsprechen. Dieses Heparin wird niedermolekulares Heparin oder Low-molecular-weight (LMW)-Heparin genannt. Es handelt sich dabei um Fraktionen bzw. Fragmente von Heparin aus Schweinedarmmukosa oder der Rinderlunge.
Die einzelnen niedermolekularen Heparine unterscheiden sich in ihrer Molekülgröße und in ihrer Aktivität, sodass für jedes niedermolekulare Heparin eine eigene Dosierungsvorschrift besteht. Gewonnen werden die NMW-Heparine enzymatisch aus dem unfraktionierten Heparin mit Heparinase oder durch Spaltung mit Isocyanylnitrit.
Im Gegensatz zum nicht fraktionierten Heparin binden die niedermolekularen Heparine über die Pentasaccharidstrukturen nur an das Antithrombin III und wirken so überwiegend über die Hemmung des Faktors Xa. Die Moleküle des unfraktionierten Heparins enthalten nur 8-14 Monosaccharide, sodass die Wirkung der niedermolekularen Heparine auf das Antithrombin deutlich niedriger ist als die der unfraktionierten Heparine. Das Verhältnis von Antifaktor Xa zu Antifaktor IIa ist für niedermolekulare Heparin 2-4:1, für das unfraktionierte Heparin 1:1.
Wirkungsspektrum
Niedermolekulare Heparine stimulieren, ähnlich wie das unfraktionierte Heparin, die endotheliale Heparansynthese und setzen TFPI aus dem Endothel frei. Im Vergleich zum Heparin ist die Bioverfügbarkeit mit ca. 90% deutlich größer. Heparine sind nicht plazentagängig und können in beiden Formen, unfraktioniert und fraktioniert, in der Schwangerschaft gegeben werden.
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Anwendungsgebiet/Verwendung
In der klinischen Anwendung, insbesondere bei der postoperativen Prophylaxe oder in der Therapie von Venenthrombosen sind die fraktionierten und die unfraktionierten Heparine in ihrer Wirkung identisch. Die niedermolekularen Heparine müssen jedoch im Vergleich zu den hochmolekularen nur einmal am Tag verabreicht werden. Der Vorteil des niedermolekularen Heparins besteht im Wesentlichen darin, dass die HIT-2 deutlich seltener auftritt. Bei Fieberzuständen werden in der Regel höhere Heparindosen gebraucht als bei normaler Körpertemperatur.
Als Antidot für die Heparintherapie wirkt das Protamin. Um 100 Einheiten Heparin zu neutralisieren, benötigt man 1 mg Protamin. Antagonisten des Heparins sind das Polylysin und der Plättchenfaktor 4. Die Blutungsgefahr unter einer Heparintherapie liegt bei 4-6%. Extrem selten kommt es zu Allergien.
Heparin wird intestinal praktisch nicht resorbiert und deshalb subkutan verabreicht. Seine Bioverfügbarkeit liegt bei 30%.
Die Überwachung der Therapie mit niedermolekularem Heparin erfolgt durch den Anti-F-Xa-Test, bzw. durch den Pefakit-Test (PiCT= Prothrombinase-included Clotting Time). Es handelt sich dabei um einen koagulometrischen Test. Eine andere Möglichkeit besteht in der Anwendung von chromogenen Substraten, wobei das Substrat meist mit p-Nitroanilin verbunden ist. Der enzymatisch freigesetzte Farbstoff wird photochemisch gemessen.
Präparate
Niedermolekulare Heparine (Übersicht)
Bezeichnung |
Mittlere Mol-Masse |
Herstellungsverf. |
Handelsname |
Dosierung zur Thromboseprophylaxe (IE) |
Dalteparin-Natrium |
4000-6000 |
Depolymerisation durch Nitritspaltung von Heparin |
Fragmin |
1 x 5000 |
Nadroparin-Calcium |
4500 |
Fraktionierung-Ethanolpräzipitation |
Fraxiparin |
1 x 2850 |
4000-5000 |
Depolymerisation des Benzylesters von Heparin |
Clexane |
1 x 4000 |
|
Reviparin-Natrium |
3500-4500 |
Depolymerisation durch Nitritspaltung |
Clivarin |
1 x 1750 |
Certoparin-Natrium |
5000-7000 |
Depolymerisation durch Nitritspaltung |
Monoembolex |
1 x 3000 |
Tinzaparin |
3000-6000 |
Heparinase-Abbau |
Innohep Logiparan |
1 x 35000 |
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
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