Vedolizumab

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Guido Gerken

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Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

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Definition

Vedolizumab ist ein, seit Mai 2014 zugelassener, darmselektiver Integrin-Antagonist, der bei Patienten mit aktiven mittelschweren bis schweren Formen von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa eingesetzt werden kann. Vedolizumab ist ein monoklonaler Antikörper der das Adhäsionsmolekül alpha4-beta7-Integrin blockiert.

Pharmakodynamik (Wirkung)

Zur Wirksamkeit und Sicherheit von Vedolizumab bei erwachsenen Patienten mit mittelschwerem bis schwerem aktiven Morbus Crohn (Crohn Disease Activity Index [CDAI] Punktzahl von 220 bis 450) liegen 2 randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studien vor (GEMINI II und III). In der GEMINI-II-Studie wurden 368 Patienten untersucht, bei denen mindestens eine der folgenden Therapien erfolglos war bzw. nicht vertragen wurde: Steroide, Azathioprin/Mercaptopurin, TNFalpha-Antagonisten. Primäre Endpunkte waren der Anteil der Patienten in klinischer Remission (definiert als CDAI-Score ≤ 150 Punkte) in Woche 6 und der Anteil der Patienten mit verbessertem klinischen Ansprechen (definiert als Abnahme des CDAI-Scores um ≥ 100 Punkte vom Ausgangswert) in Woche 6.

Die Ergebnisse dieser Studien zeigen, dass Vedolizumab eine wirksame Behandlung für viele Patienten mit Morbus Crohn darstellt. Vedolizumab verbesserte in den Studien nicht nur die Beschwerden und damit die Lebensqualität der behandelten Patienten, sondern führte vielfach auch zu einer Abheilung der sichtbaren Entzündung der Darmschleimhaut.

Wirkungsspektrum

Vedolizumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der selektiv im Gastrointestinaltrakt wirkt. Er bindet spezifisch an das alpha4- beta7-Integrin, welches bevorzugt von den in der Darmwand lokalisierten T-Helfer-Lymphozyten exprimiert wird. Durch die Bindung an alpha4- beta7-Integrin hemmt Vedolizumab die Adhäsion Th-Lymphozyten an das MAdCAM-1 (mucosal addressin cellular adhesion molecule-1). MAdCAM-1 spielt eine entscheidende Rolle bei der Einwanderung von T-Lymphozyten in Gewebe im Magen-Darm-Trakt und wird hauptsächlich von den Darm-Endothelzellen exprimiert. 

Vedolizumab bindet nicht an α4β1- und αEβ7-Integrine und hemmt nicht deren Funktion. Das α4β7-Integrin wird auf einer speziellen Untergruppe der Memory-T-Lymphozyten exprimiert, die vorzugsweise in den MagenDarm-Trakt (GI) migrieren und eine Entzündung verursachen, die charakteristisch für Colitis ulcerosa (K51.9) und Morbus Crohn (K50.9) ist, die beide zu den chronisch-entzündlichen immunologisch-bedingten Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes (CED) gehören. Vedolizumab reduziert die Entzündungen im MagenDarm-Trakt bei Patienten mit Colitis ulcerosa. Hemmung der Interaktion von α4β7 mit MAdCAM-1 durch Vedolizumab verhindert die Migration von in den Darm einwandernden Memory-T-Lymphozyten durch das vaskuläre Endothel in das Parenchymgewebe.

 

Indikation

Vedolizumab wird zur Behandlung von von erwachsenen Patienten mit mittelschweren bis schweren aktiven Formen von Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn bei Erwachsenen eingesetzt, die auf herkömmliche Immunsuppressiva (z. B. Azathioprin und Corticosteroide) oder Anti-TNF-alpha-Behandlung (z.B. Infliximab oder Adalimumab) unzureichend angesprochen haben oder nicht mehr ansprechen bzw. die diese Medikamente nicht vertragen.

Dosierung und Art der Anwendung

Colitis ulcerosa: Die empfohlene Dosierung von 300 mg Vedolizumab wird als intravenöse Infusion zur Einleitung der Behandlung, nach zwei und sechs Wochen und dann alle acht Wochen verabreicht. Einige Patienten, bei denen das Ansprechen nachlässt, profitieren möglicherweise von einer Erhöhung der Dosierungsfrequenz auf 300 mg Vedolizumab alle vier Wochen.

Morbus Crohn: Die empfohlene Dosierung von 300 mg Vedolizumab wird als intravenöse Infusion zur Einleitung der Behandlung, nach zwei und sechs Wochen und dann alle acht Wochen verabreicht.Patienten mit Morbus Crohn, die nicht angesprochen haben, profitieren möglicherweise von einer Erhöhung der Dosierungsfrequenz auf 300 mg Vedolizumab alle vier Wochen.

Ältere Patienten: Eine Dosisanpassung für ältere Patienten ist nicht erforderlich. Populationspharmakokinetische Analysen zeigten keinen Einfluss des Alters.

Kinder und Jugendliche: Die Sicherheit und Wirksamkeit von Vedolizumab bei Kindern im Alter von 0 bis 17 Jahren ist nicht erwiesen. Es liegen keine Daten vor.

Patienten mit Nieren- oder Leberfunktionsstörungen: Vedolizumab wurde in dieser Patientengruppe nicht untersucht. Dosisempfehlungen können nicht gegeben werden.

Art der Anwendung: Entyvio® ist nur zur intravenösen Anwendung bestimmt.

Unerwünschte Wirkungen

Sehr häufig (≥ 1/10): Nasopharyngitis, Kopfschmerzen, Arthralgie.

Häufig (≥ 1/100, < 1/10): Bronchitis, Gastroenteritis, Grippe, Sinusitis, Pharyngitis, Hypertonie, Husten, anale Abszesse, Analfissuren, Übelkeit, Verstopfung, Blähungen, Hämorrhoiden, Juckreiz, Ekzem, Erythem, Nachtschweiß, Akne, Muskelkrämpfe, Rückenschmerzen, Müdigkeit, Fieber.

Gelegentlich (≥ 1/1000 < 1/100): Infektion der Atemwege, Vulvovaginalcandidose, Mundsoor, Follikulitis, Schmerzen und Reizungen an der Infusionsstelle, infusionsbedingte Reaktionen, Schüttelfrost, Kältegefühl.

Vereinzelt wurde bei Colitis ulcerosa über das Auftreten eines colonischen Kaposi-Sarkom unter der Vedolizumab berichtet (Papa V et al. 2020). 

Präparate

Entyvio® (Takeda GmbH)

Literatur

  1. Garnock-Jones KP (2015) Vedolizumab: a review of its use in adult patients with moderately to severely active ulcerative colitis or Crohn's disease. BioDrugs 29:57-67. 
  2. Papa V et al. (2020) Human herpesvirus 8-associated colonic Kaposi's sarcoma during vedolizumab treatment in ulcerative colitis: a case report and review of the literature. BMC Gastroenterol 20:76.

 

Autoren

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