Definition
Die Vulva (lat. weibliche Scham) ist der äußere, sichtbare Bereich des weiblichen Genitals. Sie unterliegt im Laufe des Lebens erheblichen morphologischen und funktionellen Veränderungen.
Anatomisch liegt die Vulva zwischen Mons pubis und Anus. Sie wird begrenzt von den großen Labien, den großen Schamlippen, die kräftige fettreiche Hautfalten darstellen.
Das Vestibulum ist der Teil der Vulva, der zwischen Hymen und kleinen Labien liegt. Das Vestibulum vulvae beginnt vorne an der Klitoris und reicht bis zur hinteren Kommissur (Fourchette posterior). Vom Vestibulum aus führen die Vagina zum Uterus, und die kurze Urethra zur Harnblase.
Seitlich wird das Vestibulum von der Hart`schen Linie auf der Innenseite der kleinen Labien begrenzt. Dies ist die Grenzzone zwischen dem verhornenden und dem nicht verhornendem Plattenepithel.
Physiologischerweise werden große Bereiche der Vulva durch das Schamhaar (Pubes) bedeckt, das sich mit Beginn der Pubertät als Teil der Körperbehaarung und somit als sekundäres Geschlechtsmerkmal herausbildet.
Zwischen den äußeren großen Schamlippen liegen die beiden kleinen Schamlippen, die Labia minora pudendi. Sie sind bei einigen Frauen in stehender Körperhaltung vollständig durch die äußeren Schamlippen verdeckt, ragen jedoch oft auch sichtbar über diese hinaus. Sie beginnen vorne am Präputium und/oder an der Klitoris und enden am vorderen Teil des Dammes. Die kleinen Schamlippen sind Bildungen der äußeren menschlichen Haut, gleichen aber einer Schleimhaut. Sie sind gefäß-und talgdrüsenreiche, haar-und fettlose dünne Falten. Größe und Form variieren stark.
In das Vestibulum zwischen den kleinen Labien und dem Hymenalsaum münden die paarig angelegten Bartholindrüsen. Sie produzieren ein klares, spinnbares Sekret. Der Drüsenausgang ist bei der normalen Untersuchung nicht sichtbar.
Eine Epithelbesonderheit im Introitus ist die sog. Papulose, auch Hirsuties genannt. Sie tritt bei etwa 20% der Frauen auf. Bei den Hirsuties handelt es sich um harmlose, feine haarförmige Epithelfortsätze, die nicht selten mit Condylomata acuminata verwechselt werden.
An der vorderen Umschlagsfalte der inneren Schamlippen, Commissura labiorum anterior, liegt die Klitoris, der „Kitzler“. Die Klitoris, ein zum Corpus cavernosum des Mannes homologes Organ, ist ein zylinderförmiges, von Schwellkörpergewebe gebildetes und erektiles Gebilde, das mit Mechanorezeptoren der Haut durchsetzt ist und v.a. in der Lage ist, auf Berührungen zu reagieren. Die Klitoris besteht aus der glans clitoris sowie den beiden erektilen Klitorisschenkeln.
Das Epithel des Vestibulums besteht aus einem mehrschichtigen und unverhornten Plattenepithel. Es weist bei Kaukasiern keine Melanozyten auf, ist somit unpigmentiert. Atavistische Pigmentierungen in Form von abgerundeten oder spritzerartigen melanozytären Pigmentflecken (Melanose) können vorhanden sein und sind, klinisch nicht immer einfach, von malignen Pigmentläsionen (malignes Melanom) abzutrennen.
Der häufig gebrauchte Begriff „Schleimhaut“ ist eher historisch zu sehen. Mit dem Begriff „Mukosa“ kann diese Nomenklaturdiskussion umgangen werden. Weiterhin besitzt die Mukosa des Genitals Becherzellen, die zusammen mit dem Zervixsekret für die Befeuchtung von Vagina und Vestibulum sorgen und (ektope) Talgdrüsen, die einen Schutzfilm gegen die Einwirkung des Urins ausbilden. Sie ist außerdem mit zahlreichen sensible Nervenfasern und -endigungen, so auch Meissner-Körperchen ausgestattet.
Vom unteren Ende der Vulva aus, der Commissura labiorum posterior, zieht deutlich sichtbar in der Mittellinie des Damms die Verwachsungsnaht oder Raphe perinei in anterio-posteriorer Richtung zum Anus hin.