Tinea incognita B35.8

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 14.01.2025

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Synonym(e)

Atypische Dermatophyteninfektion; Atypische Tinea; Tinea atypica; Tinea incognito

Erstbeschreiber

Tinea incognita (TI) ist ein Begriff, der erstmals 1968 von IVE und Marks verwendet wurde, um den durch die Einnahme von Steroiden verursachten Zustand zu beschreiben, der zu einer atypischen Darstellung von Dermatophyteninfektionen führt (Ive Fa et al. 1968). Der Begriff „Tinea atypica“ kann manchmal anstelle von TI verwendet werden. Der Begriff TI wird genau für medikamenteninduzierte Zustände verwendet, aber atypische Tinea tritt bei immunkompetenten Personen auf, die keine topischen und systemischen Immunsuppressiva verwenden.

Definition

Klinisch asymptomatisch, nicht unter dem klassischen (gewohnten) Erscheinungsbild verlaufende Dermatomykose (s.u. Tinea). Wahrscheinlich ist die Tinea incognito die häufigste klinische Manifestation der Tinea corporis dar.  

Erreger

Die Prävalenz der Erreger wurde wie folgt angegeben: Trichophyton rubrum (40 %), Trichophyton mentagrophytes (24 %), Microsporum canis (19 %).

Vorkommen/Epidemiologie

Genaue epidemiologische Daten sind unbekannt (Ghaderi A et al. 2023).  

Ätiopathogenese

Die TI ist meist durch den Missbrauch von topischen oder systemischen Kortikosteroiden verursacht. Clobetasol-propionat und Betamethason-valerat sind die häufigsten Verursacher. Sie stellt für Dermatologen in der Regel eine diagnostische Herausforderung dar, da diese Infektion nicht die klassischen Symptome aufweist und andere Krankheiten imitieren kann (Khurana A et al. (2020). Immunmodulatoren wie Calcineurininhibitoren (einschließlich Tacrolimus und Pimecrolimus) oder die Behandlung mit Tumornekrosefaktor-Inhibitoren (Eichhoff G 2021) können ebenfalls eine TI verursachen, werden jedoch seltener beobachtet als Kortikosteroidexterna (Chang P et al. 2016). Auch Fumarsäureester können eine TI verursachen können (Nenoff P et al. 2017).

Klinisches Bild

Diskrete, meist hautfarbene, peripher durch zarte Schuppen gekennzeichnete Hautveränderungen. Die für die Tinea corporis typische scharf markierte Berandung fehlt. Der sich immer wieder einstellende Juckreiz wird meist mit einem Glukokortikoidexternum behandelt, wodurch das charakteristische Bild der Dermatomykose maskiert wird. Häufig Zufallsbefund. Beschrieben werden verschiedene klinische Muster von Tinea incognita. In 50 % der Fälle fanden sich ekzemartige Läsionen, gefolgt von psoriasiformen und sletener für parapsoriasisartigen. Seltener waren rosacea- und pyodermische Läsionen (Ghaderi A et al. 2023).

Therapie

S.u. Tinea.

Hinweis(e)

Die Frage nach Vorbehandlung insbesondere nach einem Glukokortikoidexternum wird von vielen Patienten gerne negiert. 

Literatur
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  1. Chang P et al. (2016) Review on tinea incognita. Curr Fungal Infect Rep 10:126–31.
  2. Cohen PR et al. (2022) Tinea and Tattoo: A man who developed tattoo-associated Tinea corporis and a review of dermatophyte and systemic fungal infections occurring within a tattoo. Cureus  14:e21210.
  3. Eichhoff G (2021) Tinea incognito mimicking pustular psoriasis in a patient with psoriasis and cushing syndrome. Cutis 107:30–32.
  4. Ghaderi A et al. (2023) Updates on Tinea Incognita: Literature review. Curr Med Mycol 9:52-63.
  5. Ive Fa et al. (1968) Tinea incognito. Br Med J 3(5611):149–52.
  6. Kalkan G et al.(2020) A case of tinea incognito mimicking subcorneal pustular dermatosis. Dermatol Online J 26(2)
  7. Khurana A et al. (2020) A prospective study on patterns of topical steroids self‐use in dermatophytoses and determinants predictive of cutaneous side effects. Dermatol Ther 33(4):e13633.
  8. Kupsch C et al.(2019) Trichophyton mentagrophytes–a new genotype of zoophilic dermatophyte causes sexually transmitted infections. JDDG 17:493–501.
  9. Nenoff P et al. (2007) Tinea faciei incognito due to Trichophyton rubrum as a result of autoinoculation from onychomycosis. Mycoses 50:20–25.
  10. Nenoff P et al. (2017) Trichophyton rubrum-Syndrom und Tinea incognita unter immunsuppressiver Behandlung mit Leflunomid und Fumarsäureestern bei Patienten mit rheumatoider Arthritis und Psoriasis vulgaris. Aktuelle Dermatol 43:346–53.
  11. Starace M et al. (2016) Tinea Incognita following the Use of an Antipsoriatic Gel. Skin Appendage Disord 1:123-125.
  12. Tamimi P et al. (2024) Terbinafine-resistant T. indotineae due to F397L/L393S or F397L/L393F mutation among corticoid-related tinea incognita patients. J Dtsch Dermatol Ges 22:922-934.
  13. Uhrlaß S  et al. (2022) Trichophyton indotineae-An Emerging Pathogen Causing Recalcitrant Dermatophytoses in India and Worldwide-A Multidimensional Perspective. J Fungi (Basel) 8:757.

Weiterführende Artikel (1)

Tinea (Übersicht);

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