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Psoriasis vulgaris chronisch-stationärer Plaque-TypL40.0
Synonym(e)
Definition
Häufigste, stabile, ortstreue Verlaufsform der Plaque-Typ Psoriasis, die an den Prädilektionsstellen der Psoriasis auftritt. Eine invers z.B. an Handflächen und Fußsohlen auftretende Psoriasis wird nicht als "Psoriasis vulgaris" bezeichnet sondern als Psoriasis palmaris et plantaris oder auch palmoplantare Psoriasis.
Ätiopathogenese
S.u. Psoriasis
Manifestation
S.u. Psoriasis
Lokalisation
Befallsmuster (MAPP-Studie - 3.426 Pat.): Ellenbogen (46%), Capillitium (45%), Knie (31%), Rumpf (24%), Gesicht (15%), Handflächen (12%), Fußsohlen (11%), Nägel (11%), Genitalbereich (7%).
Gelenksymptome bei Psoriasispatienten mit primärem Hautbefall: Knie (45%), Finger (19%), Hüfte (16%), Wirbelsäule (14%), Sprunggelenke (11%), Handgelenke (8%)
Klinisches Bild
Wenige bis zahlreiche, lokalisierte oder disseminierte, meist symmetrisch verteilte, bei geringer oder fehlender Vorbehandlung weißlich schuppende, unterschiedlich stark elevierte (infiltrierte), scharf begrenzte Plaques mit unterschiedlicher Größe (0,5cm bis 10,0cm und >) und Konfiguration (rundlich oder oval, landkartenartig). Auspitz-Phänomen ist in den Herden auslösbar.
Bei lokaler Vorbehandlung ändert sich das klinische Bild wesentlich. Herde erscheinen als schuppenlose oder leicht schuppende, rote, scharf begrenzte, unterschiedlich erhabene Plaques oder als rote Flecken (Patches) mit glatter Oberfläche.
Es besteht meist ein geringer endogener Eruptionsdruck.
Schubweiser Verlauf mit unterschiedlichen Schubfrequenzen ist charakteristisch.
Meist ist das Köbner-Phänomen bei der chronisch starionären Form der Plaque-Psoriasis nicht auslösbar
Komplikation(en)
- Koronare Herzkrankheiten: Neuere Erkenntnisse weisen daraufhin, dass Psoriasis ein unabhängiger Risikofaktor für koronare Herzkrankheit ist. Nur 40% der Psoriatiker sind frei von Kalzifikationen der Koronarien im Vergleich zu 72% der Kontrollgruppe mit Nicht-Psoriatikern. Zudem ist unter Psoriatikern der Anteil von schweren Kalzifikationen und Stenosen sowie an Myokardinfarkten wesentlich höher als bei Nicht-Psoriatikern. Ein analoges Risikospektrum, das sich unter Therapie mit TNF-alpha-Blockern reduziert, findet sich auch bei Pat. mit rheumatoider Arthritis.
- Adipositas: Signifikant erhöht ist ein erhöhter BMI sowie ein erhöhter Bauch- und Hüftumfang bei Psoriatikern.
- Psoriasispatienten erfüllen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit die Kriterien für ein metabolisches Syndrom (MetS) als die Durchschnittsbevölkerung; weiterhin eine erhöhte Insulinresistenz.
- Psoriatiker haben ein erhöhtes Risiko für Hypertonie. Der Einsatz von Betablockern scheint das Risiko weiter zu erhöhen.
- Patienten mit Psoriasis entwickeln häufiger eine Enteritis regionalis (M. Crohn).
- Alkohol und Rauchen sind Triggerfaktoren für eine Psoriasis.
Therapie
Verlauf/Prognose
Phytotherapie extern
Mahonie, phytotherapeutisch verwendet wird die Rinde der Mahonie (Mahoniae cortex), keine positive Monographie von ESCOP, HMPC oder Kommission E trotz zahlreicher positiver klinischer Studien, aber von Kommission D empfohlen, erhältlich als Rubisan® Creme oder Salbe. In einer randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studie mit 200 Patienten wies Bernstein et al im Jahre 2006 eine statistisch signifikante Verbesserung von PASI – Index und Quality of Life nach. Eine Verbesserung bis zu 50 % konnte nachgewiesen werden. Mahonienpräparate verfärben die Haut nicht, reizen i.d.R. nicht und können auch in den Intertrigines und der Analfalte eingesetzt werden, Anwendung 2-3 x / Tag.
Aloe vera: Als Aloe Vera Gel auf dem Markt, Indikation als Kühlgel z.B. bei Verbrennungen. Studien zeigen z.T. sehr gute eine Reduktion des PASI - Indexes um 83,3 %, andere Studien um 72,5 % ohne Signifikanz im Vergleich zum Placebo-Arm. Widersprüchloche Studien zur Effektivität.
Indigo naturalis: Sehr gute Studienergebnisse bei einer Konzentration von 200 µg/g mit einer Verbesserung des PASI-Indexes um 75 – 90 %. Aktuell kein Fertigpräparat auf dem Markt.
Boswellia serrata: Kaum klinische Studien für die Lokaltherapie. Nachgewiesen ist eine signifikante Änderung für LTB 4, TNF-alpha und VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF) und PGE2, klinisch eine entsprechende Reduktion des PASI-Wertes. Togni S et al wiesen eine Reduktion der Schuppung um 70 %, eine Reduktion des Erythems um 50 % nach. Handelspräparat: z.B. Eupilen oder Sana Vita Boswellia 4 + Lotion.
Betulin
Im Tiermodell konnte eine Reduktion der IL17A Produktion und Erhöhung des Zytokin IL 10 Spiegels im Serum nachgewiesen werden. In der Haut Reduktion von IL 17 A, IL 6 und TNF alpha. Handelspräparat: Imlan® Creme (aktuell leider nicht verfügbar), unterschiedliche Birkencreme -Präparate auch Apothekengängig, z.B. Birken Creme St. Bernhard.
Am 24.06.2022 erteilte die EMA dem Birkenrindenextrakt Filsuvez® von Amryt Pharmaceuticals die Zulassung zur Behandlung von oberflächlichen Wunden im Zusammenhang mit dystropher und junktionaler Epidermolysis bullosa ab dem 6- Lebensmonat.
Hamamelispräparate, v.a. geeignet bei Mitbefall der Intertrigines.
Dulcamarae stipites: die entzündungshemmende, cortisonartige Wirkung kann bei juckender, gereizter Psoriasis eingesetzt werden, ggf auch zum Abfangen der Reizungen durch andere Externa.
Literatur
- Evensen K et al. Increased subclinical atherosclerosis in patients with chronic plaque psoriasis. Atherosclerosis 237:499-503
- Gisondi P (2014) Hyperuricemia in patients with chronic plaque psoriasis. Drug Dev Res 75 Suppl 1:70-72
- Mrowietz U et al. (2014) Pruritus and quality of life in moderate-to-severe plaque psoriasis: post hoc explorative analysis from the PRISTINE study. J Eur Acad Dermatol Venereol doi: 10.1111/jdv.12761