Primär kutanes Burkitt-LymphomC83.7; C91.8

Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

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Synonym(e)

Burkitt-Lymphom der Haut; Burkitt-Tumor der Haut; Kutanes Burkitt-Lymphom; ORPHA:543

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Erstbeschreiber

Denis Parsons Burkitt, britischer Tropenarzt und Chirurg (1911-1993)

Definition

Das Burkitt-Lymphom (BL), ist ein hochmalignes (aggressives) B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) mit sehr hoher Proliferationsrate (Crombie J et al. 2021). Obwohl beim Burkitt-Lymphom häufig extranodale Stellen betroffen sind, ist eine kutane Beteiligung bei dieser Lymphom-Spezies sehr selten (Berk DR et al. 2008). Fälle von kutanem Burkitt-Lymphom sind jedoch typischerweise auf eine Tumoraussaat nach chirurgischen Eingriffen oder auf eine lokale Invasion einer sich schnell vergrößernden subkutanen Geschwulst zurückzuführen im Rahmen einer Generalisierung des Prozesses. Diffuse knotige Infiltrate wurden bei einem HIV-assoziierten Burkitt-Lymphome nachgewiesen (de Masson A et al. 2016).

Einteilung

Das Burkitt-Lymphom wird wie folgt eingeteilt:

Endemisches Burkitt-Lymphom: Das endemische Burkitt-Lymphom tritt insbesondere in Afrika, Brasilien und Papua Neuguinea auf und manifestiert sich meist im Kindesalter als Kiefer- oder Gesichtstumor. Er kann sich in Ovarien, Hoden, Nieren, Mamma sowie v.a. Knochenmark und Meningen ausbreiten. Das endemische afrikanische BL ist zu 95% mit EBV-assoziiert. 

Sporadisches Burkitt-Lymphom: Dieses tritt weltweit v.a. bei Kindern und jüngeren Erwachsenen auf. Es manifestiert sich meist abdominal (v.a. Ileozökalregion) mit möglicher Beteiligung von Nieren, Hoden und/oder Ovarien. Eine Ausbreitung in Knochenmark und Zentralnervensystem (ZNS) ist ebenfalls möglich. Das sporadische BL ist zu 20% mit EBV assoziiert.

Immundefekt-assoziiertes Burkitt-Lymphom: Das mit Immundefekten assoziierte Burkitt-Lymphom tritt z.B. im Zusammenhang mit einer HIV-Infektion auf. Häufig zeigen sich ein nodaler Befall und eine Knochenmarkbeteiligung.

Vorkommen/Epidemiologie

Das Burkitt-Lymphom betrifft 1-2% der Erwachsenen mit Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL). Bei Kindern macht das BL ca. 30 % der NHL aus. Kutane Manifestationen beschränken sich auf wenige publizierte Einzelfälle.

Ätiopathogenese

Die Ursachen für das Burkitt-Lymphom sind weitgehend noch ungeklärt. Ein Zusammenhang mit Virusinfektionen (v.a. Epstein-Barr-Virus) und Chromosomenschädigungen ist anzunehmen. Burkitt-Lymphome sind in über 95 % d.F. mit einer Translokation von MYC auf Chromosom 8 (Genlokus 8q24) assoziiert. Partner der Translokation sind:

  • IgH (85 %) auf Chromosom 14: (t8;14)(q24;q32)
  • Kappa-Leichtkette (IgK) (5%) auf Chromosom 2: t(2;8)(p11;q24)
  • Lambda-Leichtkette (IgL) (15%) auf Chromosom 22: (t8;22)(q24;q11)

Jedoch sind weitere genetische Veränderungen für die maligne Transformation zu einem Burkitt-Lymphom notwendig (z.B. Mutationen von p53 oder Retinoblastom-Gen).

Allen BL gemeinsam ist die Translokation von IG- und MYC-Genen. Hierbei rückt das MYC-Gen in die Nähe von Immunglobulin (IG)-Genen gelangt, und zwar in den Bereich der Immunglobulin-Schwerkette auf Chromosom 14 oder der Leichtketten kappa auf Chromosom 2 oder lambda auf Chromosom 22. Durch die Translokation kommt es zu einer Dysregulation des MYC-Gens, das eine zentrale  Steuerungsfunktion bei der Zellteilung wahrnimmt und eine Vielzahl anderer Gene beeinflusst. Da die Leicht- und Schwerketten von Immunglobulinen in B-Zellen bei der Antikörperproduktion quasi ständig abgelesen und exprimiert werden, geschieht dies für das MYC-Gen und MYC-Protein ebenfalls. Damit kommt es zu einer Überexpression von MYC-Protein und zu einer ungehemmten Zellteilung. Neben der Dysregulation des MYC-Gens sind assoziativ weitere genetische Veränderungen notwendig damit eine maligne Transformation zu einem Burkitt-Lymphom stattfindet. So finden sich in etwa 40% der Fälle beim Burkitt-Lymphom auch Mutationen im p53-Gen sowie  Mutationen im Retinoblastom (Rb)-Gen (dessen kodierte Produkte sind Protein 107 (p107) und Protein 130 (p130)).

Bei der endemischen Form des Burkitt-Lymphoms in Afrika spielt die Infektion von B-Zellen durch EBV (Epstein-Barr-Virus) eine initiierende Rolle. Diese induziert ein polyklonales Wachstum der B-Lymphozyten. Die EBV-Durchseuchung liegt in bestimmten Gegenden in Äquatorial-Afrika bei etwa 80 % der Kinder.

Auch durch Infektionen mit Malaria wird in diesem Zusammenhang eine proliferationsfördernde Rolle angenommen. Die Malaria-Infektion führt zu einer Störung der T-Zell-Population, die sich proliferationsfördernd auf die B-Zell-Klone auswirkt.

In Europa und Nordamerika sind EBV-Infektionen und Malaria im Kindesalter viel seltener. Die sporadischen BL zeigen in weniger als 20 % Assoziation mit EBV.

Manifestation

Das Erkrankungsalter liegt i.A. < 35 Jahren.

Lokalisation

Das kutane Burkitt Lymphom kann prinzipiell an allen Stellen des Körpers auftreten. Beschrieben wurden spezifische Infiltrate v.a. an Kopf und  Rumpf

Diagnostik

Histologie

Infiltrat aus mittelgroßen Zellen mit runden Zellkernen, multiplen Nukleoli und einem basophilen Zytoplasma mit Vakuolen. Die Proliferationsrate beträgt fast 100 %. Helle Makrophagen liegen zwischen den lymphoiden Tumorzellen und erzeugen so das klassische "Sternenhimmel"-Muster. Immunhistochemisch sind die Tumorzellen positiv für: CD19, CD20, CD10, BCL6. Sie sind negativ für BCL2.

Therapie

Die Behandlung des kutanen Burkitt-Lymphoms unterscheidet sich prinzipiell nicht von den extrakutanen Formen. Diese werden notfallmäßig einer kurzen und intensiven Chemotherapie unterzogen. Die Heilungsrate ist 90%. Es existieren mehrere Chemotherapie-Kombinationsprotokolle, die auf hohen Dosen von Cyclophosphamid basieren. Eine Strahlentherapie sowie operative Behandlungen dürften im Einzelfall bei ausschließlich extranodal-kutanem Befall eine Alternaitve darstellten. Weiteres s. u. Burkitt-Lymphom.

Literatur

  1. Aractingi S et al. (1993) Subcutaneous localizations of Burkitt lymphoma after celioscopy. Am J Hematol 42:408. 
  2. Amonchaisakda N et al. (2020) Burkitt lymphoma initially mimicking varicella zoster infection. IDCases 21:e00818. 
  3. Bachmeyer C et al. (1997) Specific cutaneous involvement indicating relapse of Burkitt's lymphoma. Am J Hematol 54:176.
  4. Berk DR et al. (2008) Burkitt lymphoma with cutaneous involvement. Dermatology Online Journal 14: 14
  5. Busschots AM et al. (1993) translocation (8;14) in a cutaneous large B-cell lymphoma. Am J Clin Pathol 99:615-621
  6. Burkitt D (1958) A sarcoma involving the jaws in African children. In: British Journal of Surgery 197: 218–223.
  7. Crombie J et al. (2021) The treatment of Burkitt lymphoma in adults. Blood 137:743-750.
  8. de Masson A et al. (2016) Disseminated skin involvement in HIV-associated Burkitt lymphoma: a rare clinical feature with poor prognosis. Br J Dermatol174:184-186.
  9. Dunleavy K (2018)  Approach to the Diagnosis and Treatment of Adult Burkitt's Lymphoma. J Oncol Pract14:665-671.
  10. Jacobson MA et al.(2006) Cutaneous involvement by Burkitt lymphoma. J Am Acad Dermatol 54:1111-1113.
  11. Ng SB et al. (2009) Epstein-Barr virus in lymphoproliferative processes: an update for the diagnostic pathologist. Adv Anat Pathol 16:40-55.
  12. Ribrag V et al. (2016) Rituximab and dose-dense chemotherapy for adults with Burkitt's lymphoma: a randomised, controlled, open-label, phase 3 trial. Lancet 387:2402-2411.
  13. Rogers A et al. (2014) A unique cutaneous presentation of Burkitt lymphoma. Am J Dermatopathol 36 :997-1001.
  14. Svendsen FH et al. (2017) Lymphoma of the eyelid. Surv Ophthalmol 62: 312-331.

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