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Pityriasis lichenoides (Übersicht)L41.1
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Juliusberg, 1899
Definition
Erythemato-squamöse, akut oder chronisch verlaufende, selbstlimitierende Hauterkrankung ungeklärter Ätiologie und Pathogenese, die durch die Arbeiten von Brocq (1902) zur Gruppe der Parapsoriasis-Erkrankungen, also der Psoriasis-ähnlichen Erkrankungen, gezählt wurde. (Bemerkung: diese Zuordnung kann nicht mehr aufrecht erhalten werden.) Die verschiedenen klinischen Erscheinungsformen der Pityriasis lichenoides werden als Varianten des ein- und selben Krankheitsbildes mit unterschiedlicher Akuität angesehen.
Einteilung
Klinisch wird eine akute und eine chronische Form unterschieden. Weiterhin gibt es Varianten, deren nosologische Zuordnung bisher fraglich ist. Die Pityriasis lichenoides chronica kann entweder aus der akuten Variante hervorgehen, oder de novo entstehen.
Weitere Formen:
- Pityriasis lichenoides et varioliformis acuta mit Vaskulitis (mit Nachweis einer leukozytoklastischen Vaskulitis)
- Pseudolymphomatöse Pityriasis lichenoides et varioliformis acuta (mit klinischer Verwandtschaft zur Lymphomatoiden Papulose).
Vorkommen/Epidemiologie
S.unter den jeweiligen Varianten
Manifestation
Beide Krankheitsformen haben einen Manifestationshöhepunkt sowohl im Kindes- (2-7 Jahre)- als auch im Erwachsenenalter (mttleres Alter um 40 Jahre)
Tabellen
DD der Pityriasis lichenoides
Krankheitsbild |
Klinische Kriterien |
Diagnostik |
|
PLEVA |
Arthropodenreaktion |
Unregelmäßig verteilte urtikarielle Papeln; heftiger Juckreiz; akut, meist über Nacht entstanden |
Histologie |
Varizellen |
Erkrankungen bei Kontakpersonen; polymorphes Exanthem (Sternenhimmel); Mundschleimhaut und Kapillitium können befallen sein |
VZV-IgM |
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Small vessel vasculitis |
Akuter Beginn, meist nach Infekt; immer hämorrhagisches Exanthem; wenig Schuppung; keine Bläschen |
Histologie diagnostisch, Immunhistologie |
|
Gianotti-Crosti-Syndrom |
Akral lokalisierte Papeln |
ggf. Histologie |
|
Lymphomatoide Papulose |
Meist nur vereinzelte Papeln; keine Vesikeln; weitgehend asymptomatischer Verlauf; überwiegend bei Erwachsenen auftretend |
Typische Histologie (CD30-positives T-Zell-Muster) |
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|||
PLC |
Psoriasis vulgaris (guttata-Typ) |
Gleichförmiges Exanthem; Psoriasisphänomene sind auslösbar; Familienanamnese |
Infektausschluss |
Parapsoriasis en plaques, kleinherdiger Typ |
Ruhiges, wenig symptomatisches Krankheitsbild; keine Schuppung; Zigarettenpapierfältelung der Haut (Pseudoatrophie) |
Histologie |
|
Pityriasis rosea |
Gleichförmiges Exanthem; Primärmedaillon; Dauer nur 6-8 Wochen |
Ausschluss Mikrosporie |
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Urtikaria pigmentosa |
Disseminiertes Erscheinungsbild; keine Schuppung; Darier-Zeichen ist positiv; Juckreiz beim warmen Duschen |
Histologie ist diagnostisch |
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Lichen planus |
Kleinpapulöses Exanthem; deutlicher Juckreiz; wachsartig glänzende Papeln; beugesetig betont |
Histologie ist diagnostisch |
|
Syphilis |
Eher diskretes Exanthem; kein Juckreiz; Handteller und Fußsohlen können mitbetroffen sein |
Syphilisserologie ist positiv |
Hinweis(e)
Der im Jahre 1902 von Brocq eingeführte Begriff „Parapsoriasis“ bezog sich auf Krankheiten die klinisch der Psoriasis ähnlich sind, darunter auch die Pityriasis lichenoides (Parapsoriasis guttata) (s. auch Bemerkungen zu den "erythrosquamösen Ekrankungen").
Mit der Bezeichnung „Parapsoriasis“ (Parapsoriasis en petites plaques; Parapsoriasis en grandes plaques; Parapsoriasis variegata) werden auch heute noch Krankheitsbilder belegt, die ungeachtet ihrer Psoriasis-ähnlichen Klinik den kutanen T-Zell-Lymphomen zuzuordnen sind. Die Bezeichnung „Parapsoriasis“ hat, als übergeordneter Gattungsbegriff, heute nur noch eine historische Bedeutung.
Literatur
- Brocq LAJ (1902) Les parapsoriasis. Ann Dermatol Syph (Paris) 3: 313-315, 433-468
- Koh WL et al. (2013) Pityriasis lichenoides in an Asian population. Int J Dermatol 52:1495-1499
- Park JM et al. (2013) Is narrowband ultraviolet B monotherapy effective in the treatment of pityriasis lichenoides? Int J Dermatol 52:1013-1018