Definition
Paroxetin ist ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) und in Deutschland für folgende Indikationen zugelassen: Depressive Erkrankungen, generalisierte Angststörung, Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie, soziale Phobie, posttraumatische Belastungsstörung sowie Zwangsstörung. In der Dermatologie wurde eine Indikation zur Behandlung des refraktären Rosazea-Erythems ausgewiesen (Wang B et al. (2023) .
Pharmakokinetik
Nach oraler Einnahme unterliegt Paroxetin einer First-pass-Metabolisierung. Nach Gabe höherer Einzeldosen oder nach Mehrfachgabe kann es zu einem überproportionalen Anstieg der absoluten Bioverfügbarkeit des Wirkstoffes kommen und folglich einer nicht-linearen Kinetik. Diese ist aber in der Regel nur gering ausgeprägt. Ca. 95% des im Plasma vorhandenen Paroxetins liegen proteingebunden vor (im therapeutischen Konzentrationsbereich). Die Eliminationshalbwertszeit ist variabel, beträgt aber in der Regel ca. einen Tag. Die Ausscheidung erfolgt renal und über die Galle mit den Fäzes.
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Pharmakokinetik
Paroxetin ist ein selektiver Wiederaufnahmehemmer von Serotonin (5-Hydroxytryptamin, 5-HT) in die Gehirnneuronen. Der Wirkstoff besitzt nur eine geringe Affinität zu muskarinartigen cholinergen, zu alpha1/alpha2- und beta-Adreno-Rezeptoren sowie zu Dopamin- und Histamin-Rezeptoren.
Anwendungsgebiet/Verwendung
Paroxetin gehört zu den Antidepressiva und Psychoanaleptika. Der Wirkstoff findet Anwendung bei der Behandlung von Depressionen, Zwangsstörungen, Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie, sozialer Angststörung/sozialer Phobie sowie bei generalisierter Angststörung.
Dosierung und Art der Anwendung
Paroxetin sollte einmal täglich, zusammen mit dem Frühstück morgens eingenommen werden. Die Filmtablette sollte unzerkaut geschluckt werden. Die Dosierung von Paroxetin ist abhängig vom Krankheitsbild.
Paroxetin sollte einmal täglich, zusammen mit dem Frühstück morgens eingenommen werden. Die Filmtablette sollte unzerkaut geschluckt werden. Die Dosierung von Paroxetin ist abhängig vom Krankheitsbild.
Die empfohlene Wirkstoffdosis bei depressiven Erkrankungen beträgt in der Regel 20 mg pro Tag. Die Dosierung sollte 3-4 Wochen nach Therapiebeginn überprüft und ggf. angepasst werden. Die Dosis kann in 10 mg-Schritten bis auf maximal 50 mg Paroxetin pro Tag erhöht werden.
Bei der Rosazea wurden 25mg/Tag per os empfohlen (Wang B et al. 2023)
Unerwünschte Wirkungen
Die Therapie mit Paroxetin kann zu vielfältigen Nebenwirkungen führen. Es folgt eine Auflistung entsprechend der Häufigkeit der möglichen Nebenwirkungen.
Sehr häufig
- Konzentrationsbeschwerden
- Übelkeit
- Sexuelle Dysfunktion.
- Häufig
- Erhöhung der Cholesterinwerte
- verminderter Appetit
- Schläfrigkeit
- Schlaflosigkeit
- Agitiertheit
- ungewöhnliche Träume (einschließlich Albträume)
- Schwindel
- Tremor
- Kopfschmerzen
- Verschwommenes Sehen
- Gähnen
- Obstipation, Diarrhoe
- Erbrechen
- Mundtrockenheit
- Schwitzen
- Schwächezustäne
- Gewichtszunahme.
Gelegentlich
- Abnorme Blutungen v.a. der Haut und Schleimhaut (Ekchymosen)
- veränderte Blutzuckerwerte bei Diabetikern
- Verwirrtheitszustände
- Halluzinationen
- extrapyramidale Störungen
- Mydriasis
- Sinustachykardie
- Gelegentlicher Blutdruckanstieg oder -abfall, orthosthatische Hypotonie
- Hautausschlag
- Juckreiz
- Harnretention
- Harninkontinenz.
Selten
- Hyponatriämie (v. a. bei älteren Patienten, teils in Kombination mit dem Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion)
- Manische Reaktionen
- Angst
- Depersonalisation/Entfremdungserleben
- Panikattacken
- Akathisie
- Krampfanfälle
- Restless-Legs-Syndrom (RLS)
- Bradykardie
- Erhöhung der Leberenzymwerte
- Hyperprolaktinämie/Galaktorrhoe
- Arthralgie, Myalgie.
Sehr selten
- Thrombozytopenie
- Schwerwiegende, möglicherweise sogar letal verlaufende allergische Reaktionen (inklusive anaphylaktoider Reaktionen und Quincke-Ödem)
- Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion
- Serotoninsyndrom (v. a. bei gleichzeitiger Verwendung anderer serotonerger und/oder neuroleptischer Substanzen)
- Akutes Glaukom
- Gastrointestinale Blutungen
- Lebererkrankungen (beispielsweise Hepatitis, Leberversagen)
- Schwere Nebenwirkungen (einschließlich Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom und toxische epidermale Nekrolyse, Phosensitivitätssyndrom)
- Priapismus
- Periphere Ödeme.
- Nebenwirkungen mit unbekannter Häufigkeit
- Suizidale Gedanken (v. a. bei Jugendlichen mit depressiven Erkrankungen, jungen Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren sowie Erwachsenen mit depressiven Erkrankungen)
- Aggression
- Bruxismus
- Tinnitus.
Wechselwirkungen
Paroxetin kann verschiedene Wechselwirkungen mit anderen Substanzen aufweisen.
Serotonerge Substanzen: Die gleichzeitige Einnahme von Paroxetin und serotonergen Substanzen (z. B. Triptane, Tramadol, Linezolid, Methylenblau, Lithium etc.) kann zum Auftreten von 5-HAT-assoziierten Effekten (Serotoninsyndrom) führen. Die gleichzeitige Anwendung von Paroxetin und MAO-Hemmern ist daher kontraindiziert.
Pimozid: Die gleichzeitige Anwendung von Pimozid und Paroxetin ist kontraindiziert auf Grund der Gefahr der QT-Zeit-Verlängerung.
Fosamprenavir/Ritonavir: Bei der gleichzeitigen Einnahme von Fosamprenavir/Ritonavir und Paroxetin konnten erniedrigte Paroxetin-Spiegel beobachtet werden.
Pravastatin: Werden Pravastatin und Paroxetin gleichzeitig eingenommen, kann es zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels kommen. Eine Anpassung der Dosierung von Antidiabetika muss bei Diabetikern vorgenommen werden.
Procyclidin: Paroxetin führt zu einem Anstieg des Procyclidin-Spiegels bei gleichzeitiger Einnahme der beiden Wirkstoffe. Treten anticholinerge Effekte auf, muss die Procyclidin-Dosis reduziert werden.
Hemmung des CYP2D6-Enzyms durch Paroxetin: Durch die Hemmung des CYP2D6-Enzyms durch Paroxetin kann es zu einer Erhöhung des Plasmaspiegels von gleichzeitig verwendeten Arzneimitteln führen. Dies kann beispielsweise bei trizyklischen Antidepressiva (z. B. Clomipramin, Nortriptylin), Phenothiazin-Neuroleptika (z. B. Perphenazin), Risperidon, Atomoxetin, bestimmten Typ Ic-Antiarrhythmika (z. B. Flecainid) und Metoprolol passieren.
Ferner kann eine durch Paroxetin verursachte CYP2D6-Hemmung eine verminderte Plasmakonzentration von einem wichtigen aktiven Metabolit von Tamoxifen, Endoxifen, entstehen.
Alkohol: Während der Behandlung mit Paroxetin ist Alkohol zu vermeiden.
Orale Antikoagulantien: Die gleichzeitige Behandlung mit Paroxetin und oralen Antikoagulantien kann in einer erhöhten Antikoagulation und Blutungsneigung resultieren. Paroxetin sollte daher bei Patienten unter oraler Antikoagulation nur mit großer Vorsicht angewendet werden.
Nicht-Steroidale Antirheumatika, Acetylsalicylsäure und andere Thrombozytenaggregationshemmer: Unter der gleichzeitigen Therapie mit Paroxetin und Nicht-Steroidalen Antirheumatika (NSAR) bzw. Acetylsalicylsäure und anderen Thrombozytenaggregationshemmern kann eine erhöhte Blutungsneigung auftreten. Auch bei der gleichzeitigen Behandlung von Paroxetin und Arzneimitteln, die die Thrombozytenfunktion beeinflussen oder das Risiko für Blutungen erhöhen, ist Vorsicht geboten.
Hinweis(e)
Fluoxetin und Paroxetin inhibieren das Cytochrom P450 Isoenzym CYP2D6
Fluvoxamin inhibiert CYP1A2 sowie CYP2C19
Citalopram, Escitalopram und Sertralin weisen ein geringes Interaktionspotenzial auf
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Oransky (2003) FDA questions antidepressant safety for children. Lancet 362; 1558
- Paroxetin (2003) Unfavourable risk benefit ratio in children and adolescents. WHO Pharmaceuticals Newsletter, No. 4, S. 2
- Paroxetin ((2003)- Nicht für unter 18-jährige. "Sicherer Verordnen", 138. Folge. Rheinisches Ärzteblatt, Heft 10
- Waechter, F.: Paroxetine must not be given to patients under 18. BMJ, Vol. 326, S. 1282 (2003)
- Wang B et al. (2023) Paroxetine is an effective treatment for refractory erythema of rosacea: Primary results from the Prospective Rosacea Refractory Erythema Randomized Clinical Trial. J Am Acad Dermatol 88:1300-1307.