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Paronychie chronischeL03.0
Synonym(e)
chronic paronychia; chronische Nagelfalzentzündung; Chronische Paronychie; Panaritium paraunguale
Definition
Häufige, chronische, auch chronisch rezidivierende, schmerzhafte, meist mikrobiell (überwiegend bakteriell) induzierte Entzündung des Paronychiums.
Ätiopathogenese
Die Ursachen der chronische Paronychie sind multifaktoriell.
- Intiierend sind meist Irritationen durch Laugen, Säuren, Fremdkörper.
- Nicht selten auch durch agressive Nagelpflege ausgelöst mit Schneiden des Nagelhäutchens. S.a.u. Unguis incarnatus).
- Überlagerung durch mikrobielle Faktoren wie z.B. durch Hefen (s. Paronychia candidamycetica), Staphylokokokken, Pseudomonas aeruginosa (Grünfärbung des Nagels).
- Nicht selten auch berufsbedingt (s.u. Berufsdermatosen)
- Gehäuft bei peripheren Durchblutungsstörungen oder als Folge medikamentöser Therapien -z.B. nach Einsatz von Retinoiden und EGFR-Inhibitoren z.B. Cetuximab.
Manifestation
Betroffen sind überwiegend Frauen. Prädisponierend sind Feuchtarbeiten. Siehe auch die Besonderheiten der Paronychia candidamycetica.
Therapie
- Ausschalten der prädisponierenden Faktoren (Nässe, aggressives Maniküren)
- Gezielte Schutzmaßnahmen (Handschuhtragen, Meiden eines direkten Kontaktes mit aggressiven Chemikalien)
- Bei chronisch rezidivierender eitriger Paronychie s.u. akuter Paronychie. Hierbei empfiehlt sich ein Nachweis des Erregers.
- Lokaltherapie mit antibiotischen Salben (z.B. Gentamycin-haltige Salben)
- Bei ausgedehnten Befunden und/oder Fortschreiten der Entzündung unter der externen Therapie antibiotische Systemtherapie nach Antibiogramm. Initial Cephalosporine wie Cefuroxim (z.B. Elobact) 2mal/Tag 500 mg p.o. oder Gyrasehemmer wie Ofloxacin (z.B. Tavanic 200 mg/Tag p.o.).
- Anschließend Hautpflege: Exsikkierte Nagelwälle sollten regelmäßig mit einer O/W-Emulsion gepflegt werden.
- Die Anwendung von 0,5% Timolol (Timogel®) zweimal täglich topisch unter Okklusion für einen Monat führte zu einer signifikanten Verbesserung bei Patienten mit Paronychie und pseudopyogenem Granulom nach Behandlung mit EGFR-Inhibitoren und Capecitabin. Zuvor war der erfolgreiche Einsatz von 1% iger Propranolol-Creme beschrieben worden.
Therapie allgemein
Prädisponierende Faktoren nach Möglichkeit ausschalten oder verändern, wie z.B. Sicca-Symptomatik bei atopischem Ekzem, Diabetes mellitus, Akrozyanose, Hyperhidrose. Verursachende Medikamente absetzen, z.B. Retinoide. Ggf. Berufswechsel bei Bäckereiberufen, Krankenpflege u.a.
Literatur
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- Iorizzo M (2015) Tips to treat the 5 most common nail disorders: brittle nails, onycholysis, paronychia, psoriasis, onychomycosis. Dermatol Clin 33:175-183
- Shafritz AB et al. (2014) Acute and chronic paronychia of the hand. J Am AcadOrthop Surg 22: 165-174