Mustererkennung - Altmeyers Enzyklopädie

Mustererkennung Definition Mustererkennung (Pattern - Recognition): Für die Dermatologie spielt die Mustererkennung eine wesentliche Rolle. Das diagnostische Verfahren der Mustererkennung („Pattern-Recognition“) ist am besten gestalttheoretisch zu erklären: „Ein Ganzes ist nicht nur mehr als die Summe seiner Teile; die Teile gehören untrennbar und in der für sie bestimmten Zwischenstruktur kompositorisch zusammen“. Gestalttheoretiker erfahren daher ein Ganzes. Beispielsweise hören sie nicht auf einzelne Töne, sondern auf eine Melodie, sie sehen keinen Baum, sondern das Ganze, den Wald und dessen Veränderungen. Merke: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Eine unabdingbare Voraussetzung für die Erkennung eines Musters ist jedoch, dass man ein Gefühl und ein Wissen für das Ganze entwickelt hat. Man kann – ganz im Sinne Kants – „nichts entdecken, dessen mögliche Struktur nicht schon im Denken des Beobachters vorgegeben oder vorerfahren wäre“. Auf eine einfache Formel reduziert: Man erkennt nur das, was man weiß oder bereits gesehen hat! Unstrittig ist, dass zwei Menschen niemals alles auf gleiche Weise sehen und erkennen. Man bedarf somit bei einer medizinischen Mustererkennung, nicht der Übereinstimmung in allen Details, sondern der Übereinstimmung bei bestimmten diagnoserelevanten Fixpunkten, sogenannten diagnostischen „Leuchtfeuern“. Auf die Dermatologie übertragen bedeutet das, dass für bestimmte Diagnosen nicht der Einzelbefund „Diagnose - entscheidend“ sein muss, beispielsweise nicht die Einzeleffloreszenz, sondern der klinische Gesamteindruck, die „Clinical Pattern-Recognition“. Die „Clinical Pattern-Recognition“ hat in der klinischen Praxis der Diagnosestellung, bei den meisten Ärzten wahrscheinlich unbewusst, einen sehr hohen Stellenwert. Bei der (Wieder-) Erkennung klinischer Muster nutzt der Untersucher unwillkürlich das Prinzip der Bildanalyse. Er analysiert das topografische Ausbreitungsmuster, also ein Bild, das die Effloreszenzen als „Muster“ auf die Haut gezeichnet haben. Hieraus resultiert ein Wiedererkennungswert, der für eine bestimmte Diagnose oder eine bestimmte Diagnosegruppe charakteristisch ist. Verteilungsmuster: Im Folgenden wird eine Auflistung der bekannten topografischen Ausbreitungsmuster aufgestellt werden, die zwar nicht spezifisch für eine bestimmte Erkrankung sind. Sie sind jedoch in ihren diagnostischen Erkennungswerten relevant, sodass ihrer Entdeckung und Wiedererkennung einen bestimmten diagnostischen Stellenwert eingeräumt werden kann. Mit dieser Mustererkennung wird die differenzialdiagnostische Analyse ganz wesentlich erleichtert. Bei der Analyse von Häufigkeiten und Spezifitäten wird deutlich, dass verschiedene Muster einen hohen Diagnosewert haben, andere hingegen nicht. Es gelingt demnach mit einer Analyse eines erkennbaren Musters, also mit einer einfachen morphologischen Analyseverfahren, vielfach einen entscheidenden Schritt zur endgültigen Diagnose tun. Hierbei bedient sich der Untersucher dem selben Verfahren, das er auch bei Betrachtung eines Bildes anwendet. Zuerst wird das Bild von einem größeren Abstand (Fern-oder Makromuster) betrachtet, bevor man sich im Nahmodus, also im Leseabstand den Details des Bildes zuwendet. Dies gilt auch für die dermatologische Untersuchungsmethode. Fern- oder Makromuster: betrifft das Verteilungsmuster der Effloreszenzen im Verhältnis zu den großen Körperregionen. Dieses Muster wird bei einer Betrachtung aus einem 2m- oder größeren Abstand sichtbar. Nah- oder Detailmuster: betrifft das Verteilungsmuster der Effloreszenzen zueinander. Dieses Muster erschließt sich beim Leseabstand. Mikroskopisches (Nah-)Muster: betrifft das besondere Verteilungsmuster bei auflichtmikroskopischer Untersuchung. Verteilungsmuster: Fern- oder Makromuster (auf 2m erkennbares Verteilungsmuster) lokalisiert: auf eine einzige Körperregion (z.B. Lippe) begrenzt disseminiert (multiple, einzelstehende Effloreszenzen, über eine oder mehrere Körperregionen verteilt, wie ausgestreut) universell: Die gesamte Hautoberfläche ist betroffen (Beispiel: Erythrodermie). symmetrisch: achsensymmetrische Verteilungsmuster; Bedeutung: stets endogen ausgelöst (z.B. infektiöse Exnatheme oder Arzneimittelexantheme) grob asymmetrisch (Zoster; Naevus flammeus, kutane Mosaike; sonstige Infektionen der Haut) bevorzugt streckseitig (Psoriasis vulgaris) bevorzugt beugeseitig (atopisches Ekzem, Lichen (ruber) planus) in den Blaschko-Linien angeordnet oder einem anderen kutanen Mosaiken folgend (ILVEN, Naevus flammeus) einem Dermatom (segmental) zugeorndet (charakteristisch für Zoster) den Langerschen Spannungslinien der Haut zugeordnet (Pityriasis rosea, Parapsoriasis en petites plaques, Kaposi-Sarkom) linien- oder bandförmiges Muster (bandförmige Morphea, Ablaufspuren bei Verätzungen) an lichtexponierten Stellen = solares Muster (Lichtdermatosen, systemischer Lupus erythematodes; Dermatomyositis, Dermatitis solaris, aktinische Schäden und aktinisch induzierte Tumoren) nur an textilbedeckten Zonen (Skabies; Wanzenstiche, Zerkariendermatitis, Trombidiose) in seborrhoischen (talgdrüsenreichen) Zonen auftretend (Akne, seborrhoisches Dermtitis, Pityriasis versicolor u.a.) an exogenen Kontaktstellen = durch äußeren Kontakt hervorgerufen (kontaktallergische Dermatitis; Kälte - und Wärmeschäden; sonstige toxische Schäden) orthostatisch ausgerichtet = an durch Orthostase beeinflussten Stellen = meist Unterschenkel; bei bettlägerigen Patienten Rücken- und Gesäß (Lymphödeme der Unterschenkel; chronische venöse Insuffizienz; Purpura pigmentosa progressiva). artefiziell (= nicht somatisch erklärbare, „sonderbare“ Muster: Haut wird gequetscht, zerkratzt, mit Hilfsmitteln traumatisiert; Artefakte der Haut) Verteilungsmuster: Detail- oder Nahmuster (bei Leseabstand erkennbar): Bei dem Detail-oder Nahmuster wird das topographische Verhältnis der einzelnen Effloreszenzen zueinander gewertet. Es ist dann erkennbar, wenn man die Hautveränderungen im Leseabstand betrachtet. Hierbei soll erkannt werden ob weitere besondere Muster erkennbar sind. Verteilungsmuster: Mikroskopisches Muster (erschließt sich bei auflichtmikroskopischer Untersuchung): Weitere Erkenntnisse können sich durch eine auflichtmikoskopische Untersuchung erschließen. Diese hat für den geschulten Untersucher v.a. bei der Tumordiagnostik einen hohen diagnostischen Wert. Folgende Nah- oder Detailmuster haben eine erstzunehmende diagnostische Bedeutung: gruppiert (multiple Effloreszenzen über eine begrenzte Region in Gruppen verteilt (z.B. herpetiform bei Herpes simplex oder Zoster); Besonderheit: satellitenartig (Satellitose beim metastasierten malignen Melanom zusammengeflossen (konfluiert; mehrere Effloreszenzen haben sich zu einer größeren Läsion vereint; erkennbar an weiteren einzelnen Effloreszenzen, die mit anderen Effloreszenzen kontaktieren. Beispiel: anuläre Urtikaria; landkartenartige Psoriasis vulgaris). follikulär (Akne vulgaris, Follikulitiden) marginiert (randbetont z.B. bei Tinea corporis) homogen ausgefüllt, flächig; nummuläres Ekzem ringförmig (Besonderheit: kokardenförmig = Ring-in-Ringstruktur) lineares Detailmuster (z.B. bei Skabies) blitzfigurenartig (Livedo-Muster) bogen- oder girlandenartig (geschlängelt): Erythema anulare centrifugum, Tinea corporis Art der Begrenzung von Läsionen: scharf (wie mit einem spitzen Stift gezeichnet): Urtikaria unscharf (Rand zersprenkelt; der Übergang von gesunder zu erkrankter Haut ist fließend, Grenze nicht immer klar erkennbar): kontaktallergische Dermatitis. Steckbrief Mustererkennung (Pattern - Recognition) Für die Dermatologie spielt die Mustererkennung eine wesentliche Rolle. Das diagnostische Verfahren der Mustererkennung („Pattern-Recognition“) ist am besten gestalttheoretisch zu erklären: „Ein Ganzes ist nicht nur mehr als die Summe seiner Teile; die Teile gehören untrennbar und in der für sie bestimmten Zwischenstruktur kompositorisch zusammen“. Gestalttheoretiker erfahren daher ein Ganzes. Beispielsweise hören sie nicht auf einzelne Töne, sondern auf eine Melodie, sie sehen keinen Baum, sondern das Ganze, den Wald und dessen Veränderungen. Merke: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Eine unabdingbare Voraussetzung für die Erkennung eines Musters ist jedoch, dass man ein Gefühl und ein Wissen für das Ganze entwickelt hat. Man kann – ganz im Sinne Kants – „nichts entdecken, dessen mögliche Struktur nicht schon im Denken des Beobachters vorgegeben oder vorerfahren wäre“. Auf eine einfache Formel reduziert: Man erkennt nur das, was man weiß oder bereits gesehen hat! Unstrittig ist, dass zwei Menschen niemals alles auf gleiche Weise sehen und erkennen. Man bedarf somit bei einer medizinischen Mustererkennung, nicht der Übereinstimmung in allen Details, sondern der Übereinstimmung bei bestimmten diagnoserelevanten Fixpunkten, sogenannten diagnostischen „Leuchtfeuern“. Auf die Dermatologie übertragen bedeutet das, dass für bestimmte Diagnosen nicht der Einzelbefund „Diagnose - entscheidend“ sein muss, beispielsweise nicht die Einzeleffloreszenz, sondern der klinische Gesamteindruck, die „Clinical Pattern-Recognition“. Die „Clinical Pattern-Recognition“ hat in der klinischen Praxis der Diagnosestellung, bei den meisten Ärzten wahrscheinlich unbewusst, einen sehr hohen Stellenwert. Bei der (Wieder-) Erkennung klinischer Muster nutzt der Untersucher unwillkürlich das Prinzip der Bildanalyse. Er analysiert das topografische Ausbreitungsmuster, also ein Bild, das die Effloreszenzen als „Muster“ auf die Haut gezeichnet haben. Hieraus resultiert ein Wiedererkennungswert, der für eine bestimmte Diagnose oder eine bestimmte Diagnosegruppe charakteristisch ist. Verteilungsmuster Im Folgenden wird eine Auflistung der bekannten topografischen Ausbreitungsmuster aufgestellt werden, die zwar nicht spezifisch für eine bestimmte Erkrankung sind. Sie sind jedoch in ihren diagnostischen Erkennungswerten relevant, sodass ihrer Entdeckung und Wiedererkennung einen bestimmten diagnostischen Stellenwert eingeräumt werden kann. Mit dieser Mustererkennung wird die differenzialdiagnostische Analyse ganz wesentlich erleichtert. Bei der Analyse von Häufigkeiten und Spezifitäten wird deutlich, dass verschiedene Muster einen hohen Diagnosewert haben, andere hingegen nicht. Es gelingt demnach mit einer Analyse eines erkennbaren Musters, also mit einer einfachen morphologischen Analyseverfahren, vielfach einen entscheidenden Schritt zur endgültigen Diagnose tun. Hierbei bedient sich der Untersucher dem selben Verfahren, das er auch bei Betrachtung eines Bildes anwendet. Zuerst wird das Bild von einem größeren Abstand (Fern-oder Makromuster) betrachtet, bevor man sich im Nahmodus, also im Leseabstand den Details des Bildes zuwendet Dies gilt auch für die dermatologische Untersuchungsmethode. Fern- oder Makromuster: betrifft das Verteilungsmuster der Effloreszenzen im Verhältnis zu den großen Körperregionen. Dieses Muster wird bei einer Betrachtung aus einem 2m- oder größeren Abstand sichtbar. Nah- oder Detailmuster: betrifft das Verteilungsmuster der Effloreszenzen zueinander. Dieses Muster erschließt sich beim Leseabstand. Mikroskopisches (Nah-)Muster: betrifft das besondere Verteilungsmuster bei auflichtmikroskopischer Untersuchung. Verteilungsmuster: Fern- oder Makromuster (auf 2m erkennbares Verteilungsmuster) lokalisiert: auf eine einzige Körperregion (z.B. Lippe) begrenzt disseminiert (multiple, einzelstehende Effloreszenzen, über eine oder mehrere Körperregionen verteilt, wie ausgestreut) universell: Die gesamte Hautoberfläche ist betroffen (Beispiel: Erythrodermie). symmetrisch: achsensymmetrische Verteilungsmuster; Bedeutung: stets endogen ausgelöst (z.B. infektiöse Exnatheme oder Arzneimittelexantheme) grob asymmetrisch (Zoster; Naevus flammeus, kutane Mosaike; sonstige Infektionen der Haut) bevorzugt streckseitig (Psoriasis vulgaris) bevorzugt beugeseitig (atopisches Ekzem, Lichen (ruber) planus) in den Blaschko-Linien angeordnet oder einem anderen kutanen Mosaiken folgend (ILVEN, Naevus flammeus) einem Dermatom (segmental) zugeorndet (charakteristisch für Zoster) den Langerschen Spannungslinien der Haut zugeordnet (Pityriasis rosea, Parapsoriasis en petites plaques, Kaposi-Sarkom) linien- oder bandförmiges Muster (bandförmige Morphea, Ablaufspuren bei Verätzungen) an lichtexponierten Stellen = solares Muster (Lichtdermatosen, systemischer Lupus erythematodes; Dermatomyositis, Dermatitis solaris, aktinische Schäden und aktinisch induzierte Tumoren) nur an textilbedeckten Zonen (Skabies; Wanzenstiche, Zerkariendermatitis, Trombidiose) in seborrhoischen (talgdrüsenreichen) Zonen auftretend (Akne, seborrhoisches Dermtitis, Pityriasis versicolor u.a.) an exogenen Kontaktstellen = durch äußeren Kontakt hervorgerufen (kontaktallergische Dermatitis; Kälte - und Wärmeschäden; sonstige toxische Schäden) orthostatisch ausgerichtet = an durch Orthostase beeinflussten Stellen = meist Unterschenkel; bei bettlägerigen Patienten Rücken- und Gesäß (Lymphödeme der Unterschenkel; chronische venöse Insuffizienz; Purpura pigmentosa progressiva). artefiziell (= nicht somatisch erklärbare, „sonderbare“ Muster: Haut wird gequetscht, zerkratzt, mit Hilfsmitteln traumatisiert; Artefakte der Haut) Verteilungsmuster: Detail- oder Nahmuster (bei Leseabstand erkennbar) Bei dem Detail-oder Nahmuster wird das topographsiche Verhältnis der einzelnen Effloreszenzen zueinander gewertet. Es ist dann erkennbar, wenn man die Hautveränderungen im Leseabstand betrachtet. Hierbei soll erkannt werden ob weitere besondere Muster erkennbar sind. Verteilungsmuster: Mikroskopisches Muster (erschließt sich bei auflichtmikroskopischer Untersuchung) Weitere Erkenntnisse können sich durch eine auflichtmikoskopische Untersuchung erschließen. Diese hat für den geschulten Untersucher v.a. bei der Tumordiagnostik einen hohen diagnostischen Wert. Folgende Nah- oder Detailmuster haben eine erstzunehmende diagnostische Bedeutung: gruppiert (multiple Effloreszenzen über eine begrenzte Region in Gruppen verteilt (z.B. herpetiform bei Herpes simplex oder Zoster); Besonderheit: satellitenartig (Satellitose beim metastasierten malignen Melanom zusammengeflossen (konfluiert; mehrere Effloreszenzen haben sich zu einer größeren Läsion vereint; erkennbar an weiteren einzelnen Effloreszenzen, die mit anderen Effloreszenzen kontaktieren. Beispiel: anuläre Urtikaria; landkartenartige Psoriasis vulgaris). follikulär (Akne vulgaris, Follikulitiden) marginiert (randbetont z.B. bei Tinea corporis) homogen ausgefüllt, flächig; nummuläres Ekzem ringförmig (Besonderheit: kokardenförmig = Ring-in-Ringstruktur) lineares Detailmuster (z.B. bei Skabies) blitzfigurenartig (Livedo-Muster) bogen- oder girlandenartig (geschlängelt): Erythema anulare centrifugum, Tinea corporis Art der Begrenzung von Läsionen: scharf (wie mit einem spitzen Stift gezeichnet): Urtikaria unscharf (Rand zersprenkelt; der Übergang von gesunder zu erkrankter Haut ist fließend, Grenze nicht immer klar erkennbar): kontaktallergisches Ekzem

Mustererkennung A1.2

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