Infusions-Ulzera T80.8

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Definition

Ulzerationen im Bereich der Einstichstelle einer Kanüle bei Infusionen; meist als Folge paravenös eingedrungener, vasokonstriktorisch oder zytotoxisch wirkender Medikamente.

Therapie

Wichtig sind Sofortmaßnahmen bei Paravasation toxischer Substanzen, um den nekrotisierenden Verlauf abzumildern (s. Tabelle 1). Spezifische Antidote sind für einzelne Zytostatika beschrieben, s. Tabelle 2. Die exakten Volumina der zu applizierenden Antidote müssen individuell vom Ausmaß des Paravasates und Alters des Patienten festgelegt werden.

Tabellen

Sofortmaßnahmen bei Paravasation gewebeschädigender Substanzen

  1. Sofortiges Stoppen der Infusion, i.v. Zugang belassen.

  1. Mit neuer Spritze Aspiration von Paravasat aus dem Gewebe, i.v. Zugang abstöpseln.

  1. Bei Blasenbildung im Paravasatgebiet Inhalt mit Tuberkulinspritzen aspirieren.

  1. Bei speziellen Antidots (s.Tabelle 2)

Applikation durch i.v.-Zugang, insofern nicht anders angegeben, ansonsten das Antidot intra- und subkutan sternförmig von peripher nach zentral ins Paravasatgebiet applizieren (Kanüle 26 G). i.v.-Zugang entfernen.

  1. Ohne Antidot

4-8 mg Dexamethason (z.B. Decadron-Phosphat) im Paravasat infiltrieren.

  1. Zur Schmerzlinderung 1% Lidocain (ohne Adrenalin!) einspritzen.

  1. Mittel bis stark wirksames Glukokortikoid wie 0,25% Prednicarbat-Creme (z.B. Dermatop) 2mal/Tag auftragen bis das Erythem abgeklungen ist.

  1. Bei allen toxischen Substanzen

mehrmals tgl. 15 Min. Eispackungen für mind. 3 Tage.

Bei Paravasation von Vinkaalkaloiden wie Vincristin, Vinblastin (Velbe), Etoposid (Vepesind), Vindesin, (Eldesine), Teniposid (VM 26)

einmalig 60 Min. lang trockene, milde Wärme anwenden.

  1. Die betroffene Extremität hochlagern bis Schwellung zurückgegangen ist.

  1. Paravasation und getroffene Maßnahme dokumentieren.

  1. Sorgfältige Beobachtung und falls erforderlich frühzeitig in Zusammenarbeit mit Chirurgen operative Abtragung des Nekrosebereichs; s.u. Ulcus cruris.

 

 

Spezifische Antidote zur Behandlung von Zytostatikaparavasaten

 

Präparat

Maßnahme

Doxorubicin

Na-Hydrogencarbonat 8,4% 2-5 ml (nur zur unmittelbaren Sofortbehandlung geeignet).

Cave: Auch nekrotisierende Wirkung möglich, allenfalls kleine Mengen!
  • Ca. 5000 IE Heparin-Na in 5 ml physiologischer NaCl-Lösung einspritzen.

  • Dexamethason 4–8 mg ins Paravasatgebiert infiltrieren.

  • Dimethylsulfoxid (DMSO, z.B. Dolobene pur Gel) alle 3–4 Std. für mind. 3(?14) Tage mit Watteträger im gesamten Paravasatgebiet auftragen und abtrocknen lassen.

  • Weitere Empfehlung: intradermale Verabreichung von 100 mg Propanolol

Dacarbazin

  • Keine schweren Nekrosen zu erwarten.

  • Lichtschutz!

  • Dimethylsulfoxid (DMSO, z.B. Dolobene pur Gel) alle 3-4 Std. für mind. 3(-14) Tage mit Watteträger im gesamten Paravasatgebiet auftragen und abtrocknen lassen.

Daunorubicin

s. Doxorubicin

Epirubicin

s. Doxorubicin

Idarubicin

s. Doxorubicin

Vincristin

  • Hyaluronidase 150 IE (1 ml) ins Paravasatgebiet infiltrieren (Kinetin).

  • Wärme.

Cave: Auf keinen Fall Glukokortikoide ins Paravasatgebiet infiltrieren!

Vinblastin

s. Vincristin

Vindesin

s. Vincristin

Dactinomycin

Sofort lokale Kälteanwendung.

Mitomycin

  • Dimethylsulfoxid (DMSO, z.B. Dolobene pur Gel) sofort und alle 3-4 Std. für wenigstens 3 Tage mit Watteträger im Paravasatgebiet auftragen und abtrocknen lassen.

  • Na-Thiosulfatlösung 10% mit Aqua ad inj. 1:4 verdünnen. 4 ml dieser Lösung s.c. injizieren.

  • Zusätzlich mit Eis kühlen.

Mustagen

Na-Thiosulfatlösung; s. Mitomycin

 

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Zytostatika (Übersicht);

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