Fleckfieber, epidemischesA75.9
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Definition
Heute seltene, durch Läuse übertragene Rickettsiose, die zu einer schweren, systemischen, häufig letal verlaufenden Vaskulitis führt. Meldepflicht!
Erreger
Ätiopathogenese
Klinisches Bild
- Inkubationszeit: 7-14 Tage. Nach unspezifischen Prodromi (Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit) folgt eine hohe Fieberkontinua mit Somnolenz.
- Integument: Am 3. bis 6. Tag nach Krankheitsbeginn Auftreten verschieden großer, teils konfluierender, blassroter bis bläulicher Roseolen, die sich von der oberen auf die untere Rumpfpartie und auf die Extremitäten ausbreiten. Beteiligung von Palmae und Plantae. Zum Teil punktförmige Hämorrhagien im Zentrum der Roseolen. Facies typhosa: Livid gerötetes Gesicht. Außerdem Pediculosis corporis.
- Neurologische Symptomatik: Muskelzuckungen, Druckempfindlichkeit peripherer Nerven, motorische Unruhe. Hypotone Blutdruckkrisen. Konjunktivitis, Bronchitis, Splenomegalie.
- Bei ungenügend langer Antibiotika-Therapie können Spätrezidive in abgeschwächter Form auftreten (sog. Brill-Zinsser-Krankheit), nicht jedoch nach überstandener unbehandelter Erkrankung (lebenslange Immunität).
Labor
Diagnose
Differentialdiagnose
Therapie allgemein
Externe Therapie
Interne Therapie
Antibiose direkt bei Verdacht einleiten, da bei früh einsetzender Therapie die Letalitätsrate niedrig ist. Mittel der Wahl ist Doxycyclin (z.B. Doxycyclin Heumann). In akuten Fällen für Erwachsene 100 mg alle 6-8 Std. i.v. über 5-10 Tage bis zur völligen Fieber- und Erscheinungsfreiheit. In leichten Fällen Doxycyclin 200 mg/Tag als Einmaldosis.
In schweren Fällen mit beginnender Generalisierung sind zusätzlich Glukokortikoide zu erwägen, um die toxische Nebensymptomatik abzufangen, z.B. Prednisolon (Decortin H) 100-125 mg/Tag i.v. über 2-3 Tage.
Verlauf/Prognose
Hinweis(e)
Das epidemische Fleckfieber und das murine (endemische) Fleckfieber sind klinisch, pathologisch und serologisch ähnlich. Beim epidemischen Fleckfieber des Menschen handelte es sich um einen Mensch-Laus-Mann-Zyklus (heterogen-homonome Infektionskette) ohne ein tierisches Reservoir. Dieses Konzept wird nun in Frage gestellt. Antikörper gegen R. prowazeki wurden bei Nutztieren in Afrika, bei Ratten in Manila und bei Flughörnchen und Menschen in den Vereinigten Staaten nachgewiesen. R. prowazeki wurde aus Blutproben von Ziegen, Schafen, aus Ixodid-Zecken, Läusen und Floh-Ektoparasiten von Flughörnchen sowie aus Geweben von Flughörnchen gewonnen. In den Vereinigten Staaten wurden mehr als 20 Fälle von akutem epidemischem Typhus durch Flughörnchen gemeldet. R. prowazeki wurde bei menschlichen Fällen nicht nachgewiesen. Chemische Untersuchungen von R. prowazeki und R. typhi zeigen genetische Ähnlichkeiten, aber Unterschiede in der Genomgröße und im Grad der Hybridisierung deuten darauf hin, dass Konversionen zwischen den beiden Erregern in der Natur nicht schnell stattfinden. Es wird angenommen, dass ihre Verwandtschaft mit der Zeit noch enger wird (Woodward TE 1982)
Literatur
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Woodward TE (1982) Murine and epidemic typhus rickettsiae: how close is their relationship? Yale J Biol Med 55(3-4):335-41.
- Zinsser H (1934) Varieties of typhus virus and the epidemiology of the American form of European typhus fever (Brill’s disease). Am J Hygiene 20: 513-532