Synonym(e)
Definition
Die BP-ähnliche Epidermolysis- bullosa- acquisita-Variante ist eine seltene, erworbene, blasenbildende Autoimmunerkrankung mit IgG-Antikörpern gegen Typ VII Kollagen (NC1-Domäne), der Hauptkomponente der "Anchoring Fibrils" in der dermoepidermalen Junktionszone. Die Erkrankung kann nach viralen Infekten, als paraneoplastisches Syndrom, auch nach autoimmunologischen Reaktionen (z.B. nach autologer Stammzelltransplantation) auftreten.
Einteilung
Anhand ihres klinischen Erscheinungsbildes lassen sich bei den Epidemolysios-acquisita-Erkrankungen (EBA) zwei Hauptuntergruppen unterscheiden:
- klassische oder mechanobullöse EBA (nicht-entzündlich) und
- nicht-klassische entzündliche oder nicht-mechanobullöse EBA die wie folgt unterteilt wird:
- Epidermolyis bullosa acquisita, bullöse-Pemphigoid-ähnliche EBA (47%) – straffe Blasen auf erythematöser oder urtikarieller Haut, v.a. Körperstamm und Extremitäten
- Epidermolysis bullosa acquisita, Schleimhautpemphigoid-ähnliche EBA (7%)- Läsionen und Vernarbungen an den Schleimhäuten von Mund. Ösophagus, Trachea, Konjunktiven
- Epidermolysis bullosa acquisita, vernarbendes Schleimhautpemphigoid-ähnliche EBA (7%) – Variante unter dem Bild eines lokalisierten vernarbenden Pemphigoids; chronisch rezidivierende bullöse Dermatose an Kopf und Hals, z.T.mit Haarverlust, meist keine Schleimhautbeteiligung
- Epidermolysis bullosa acquisita, lineare-IgA-Dermatose-ähnlich EBA/IgA-EBA (3%) – Variante unter dem Bild einer Linearen IgA-Dermatose des Kindesalters. Lineare IgA-Ablagerungen in der Basalmembranzone
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Lokalisation
Bei den entzündlichen Varianten treten Hautveränderungen auf der gesamten Haut auf, nicht nur in den Bereichen, die am häufigsten Traumata ausgesetzt sind. Daher kann sie anderen subepidermalen autoimmunen bullösen Dermatosen ähneln, wie z. B. bullösem Pemphigoid (BP), Schleimhaut-Pemphigoid (MMP), linearer IgA-bullöser Dermatose und dem Brunsting-Perry-Pemphigoid. Das Auftreten von Narben und Milien im Verlauf der Erkrankung ist seltener als bei der mechanobullösen EBA.
Klinik
Bullöses Pemphigoid (BP)-ähnliche EBA: Diese Variante ist mit rund 50% der häufigste Subtyp aller EBA und verläuft mit spannungsreichen vesikulobullösen Läsionen auf urtikariellen, erythematösen, pruritischen Plaques an allen Hautstellen, einschließlich des Gesichts: Die Mundschleimhaut kann ebenfalls befallen sein. Das klinische Bild kann sowohl klinisch als auch labortechnisch nicht vom bullösen Pemphigoid unterschieden werden, da beide bei der histopathologischen Untersuchung subepidermale Blasen aufweisen, während die direkte Immunfluoreszenz eine lineare Ablagerung von C3 und IgG in der Basalmembranzone zeigt. Patienten weisen manchmal auch Läsionen auf, die auf eine mechanobullöse EBA hindeuten. Die Läsionen können nach Abheilung zu atrophischen Narben und Milien führen, obwohl diese seltener auftreten als bei der klassischen Form.
Interne Therapie
- Orale, intravenöse oder kortikosteroidale Pulstherapien gelten als erste Wahl bei der Behandlung von EBA. Der genaue Wirkmechanismus von Kortikosteroiden bei EBA ist noch nicht vollständig geklärt. Die empfohlene Anfangsdosis reicht von 0,5 mg/kg/Tag in leichten Fällen bis zu 1,5 mg/kg/Tag in schweren Fällen.
- Bei Patienten mit Dysphagie können orale Kortikosteroidlösungen wirksamer und verträglicher sein als Tabletten. Immunsuppressiva, Immunmodulatoren und Rituximab werden bedarfsweise zusätzlich eingesetzt.
- Dapson (DDS): DDS in einer Dosis von 25‒150 mg/Tag reduziert die neutrophile Chemotaxis und hat eine Kortikosteroid-sparende Wirkung. DDS kann sogar in Monotherapie mit adäquater Kontrolle der IgA-vermittelten EBA-Aktivität und bei pädiatrischen Patienten eingesetzt werden. Eine Reaktion auf die Behandlung wird in der Regel innerhalb von 2 Wochen nach Beginn der Behandlung beobachtet. Die Bestimmung des Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Spiegels wird ebenfalls empfohlen, da niedrige Werte mit einer Hämolyse korrelieren.
- Colchicin: Eine leichte EBA kann mit Colchicin 1‒2 mg/Tag allein oder in Kombination mit einer systemischen Kortikosteroidtherapie kontrolliert werden, wobei nur wenige Nebenwirkungen wie dosisabhängige Durchfälle auftreten. Colchicin ist vorteilhaft bei Patienten, bei denen Immunsuppressiva vermieden werden sollten, da es die Neutrophilen-Chemotaxis hemmt und Prostaglandin E2 erhöht.
Alternativ:
- Cyclosporin (CyA): CyA in einer Dosis von 4 bis 9 mg/kg/Tag wurde selten als adjuvante Behandlung bei EBA eingesetzt.
- Mycophenolatmofetil (MMF): MMF in einer Dosis von 2 bis 3 g/Tag wurde erfolgreich in Kombination mit einer systemischen Kortikosteroidtherapie zur Förderung der Remission der Erkrankung und sogar als Monotherapie nach vollständigem Absetzen der Kortikosteroide eingesetzt.
- Azathioprin (AZA): AZA in einer Dosis von 2 bis 3 mg/kg/Tag kann bei mittelschwerer bis schwerer EBA mit einer systemischen Kortikosteroidtherapie kombiniert werden. Die immunsuppressive Wirkung umfasst die Hemmung der Nukleinsäure- und Proteinsynthese mit einer Verringerung der mononukleären Zellen und Lymphozyten.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir
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