Embolia cutis medicamentosaT88.83

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Dermatitis livedoartige; Dermite livédoide; Hautnekrosen umschriebene nach intramuskulärer Injektion; livedoartige Dermatitis; livedo-like dermatitis; Nicolau-Syndrom; syndrome livédoide-paralytique

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Erstbeschreiber

Freudenthal, 1924; Nicolau, 1925

Definition

Seltene, umschriebene (im Injektionsgebiet), schmerzhafte, dendritische, infarktähnliche, scharf begrenzte zosteriforme Hautnekrosen nach intramuskulären, selten nach intraartikulären oder subkutanen Injektionen.

Ätiopathogenese

Intraarterielle, evtl. paraarterielle Injektion intramuskulär zu injizierender Medikamente. Pathogenetisch kommt es durch die intraarterielle Injektion zu Gefäßspasmus und zu fibrinoiden Nekrosen von Arteriolen und Kapillaren mit Thrombosierung der Endstrombahn. Potenziell auslösende Medikamente:

  • Depotpenicilline
  • Phenylbutazon-haltige Antirheumatika
  • Interferone
  • Impfstoffe
  • Glatirameracetat (Immunmodulator bei MS).

Klinisches Bild

Minuten bis wenige Stunden nach der i.m. Injektion schmerzhafte, brettharte Infiltration mit Livedo racemosa-artiger Hautzeichnung (bizarre, rankenförmige Figuren). Abheilung mit Hyperpigmentierung. Zentrale Demarkierung mit Ausbildung flacher bis eingesunkener, hämorrhagischer Nekrosen nach 24-72 Stunden möglich. Abstoßung des hämorrhagischen Schorfes. Entwicklung tiefer Ulzerationen, die mit bizarr geformten atrophischen Narben abheilen.
  • Stadium I: Über das Injektionsgebiet hinausgehendes Ödem mit entzündlicher Infiltration ohne Nekrose.
  • Stadium II: Starke entzündliche Reaktion, makroskopisch noch keine Nekrose.
  • Stadium III: Nekrose von Haut und/oder Muskulatur.
  • Stadium IV: Zusätzlich Nekrosen von Organen des kleinen Beckens.

Differentialdiagnose

Spritzenabszess, Livedo racemosa.

Externe Therapie

Zu Beginn Therapieversuch mit Glukokortikoid-Cremes wie 0,1% Triamcinolon-Creme (z.B. Triamgalen, R259 ) oder 0,05% Betamethason-V-Lotio (z.B. Betnesol V, R030 ) oder blande trocknend mit Pasta zinci. Nach Demarkierung Abtragung der Nekrosen, wundreinigende, granulationsfördernde Maßnahmen, s.u. Wundbehandlung.

Interne Therapie

  • Antiphlogistische Therapie mit Ibuprofen (z.B. Ibuprofen Stada, 2-3mal/Tag 200 mg p.o.). Bei Beginn können gefäßerweiternde Mittel wie Pentoxifyllin (z.B. Trental 2mal/Tag 600 mg p.o.), Nikotinsäure (Merz Spezial Dragees N 3mal/Tag 2-3 Drg. p.o.) oder Papaverin-Derivate wie Moxaverin (z.B. Kollateral forte Drg., 2-3mal/Tag 1 Drg. p.o.) versucht werden.
  • Schmerztherapie mit Paracetamol (z.B. Ben-u-ron Tbl.) oder ggf. Tramadol (z.B. Tramal Trp.).
  • Ggf. prophylaktisch systemische Breitbandantibiose z.B. mit Ofloxacin (z.B. Tavanic) 2mal/Tag 100-200 mg p.o., bei Superinfektion Antibiose nach Antibiogramm.

Literatur

  1. Beissert et al. (1999) Embolia cutis medicamentosa (Nicolau - Syndrom) nach intraartikulärer Injektion. Hautarzt 50: 214–216
  2. Cherasse A et al. (2003) Nicolau's syndrome after local glucocorticoid injection. Joint Bone Spine 70: 390-392
  3. Freudenthal W (1924) Lokales embolisches Bismogenol-Exanthem. Arch Dermatol Syph 147: 155-160
  4. Littmann K, Albrecht KH, Richter HJ, Eigler FW (1984) Embolia cutis. Dtsch med Wschr 109: 800–805
  5. Müller CSL et al. (2016) Diagnostische und histologische Besonderheiten der kutanen Vaskulitiden/Vaskulopathien. Akt Dermatol 42: 286-301
  6. Nicolau S (1925) Dermatite livédoide et gangreneuse de la fesse consécutive aux injections intramusculaires dans la syphilis. A propos d'un cas d'embolie artérielle bismuthique. Ann Mal Vén 20: 321–339

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024