EhrlichiosenA28.8 oder A79.8
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Definition
Erreger
- Ehrlichia-Arten sind obligat intrazelluläre, gramnegative Bakterien aus der Familie der Rickettsiaceae. Die verschiedenen Arten haben im Laufe der Evolution eine spezifische Zellaffinität entwickelt. Einige leben ausschließlich in Granulozyten, andere nur in Monozyten. E. platys, eine Art, die beim Menschen bislang nicht vorkommt, lebt in Thrombozyten.
- Ehrlichien sind 0,5 µm im Diameter kleine, obligat intrazelluläre kokkobazilläre Stäbchen, mit manchmal elipsoider und polymorpher Erscheinung.
- Übertragung durch Zecken: Amblyomma americanum, Dermacentor variabilis, Ixodes scapularis, Ixodes pacificus, Ixodes ricinus, Ixodes dammini.
- Doppel- bzw.Dreifachinfektionen mit Borrelien und Babesien möglich.
- Ehrlichia sennetsu lebt natürlicherweise in Fischparasiten und wird oftmals durch Genuss von rohem Fisch übertragen.
- Ehrlichien zeigen einen Tropismus for mononukleäre Zellen und vermehren sich dicht gepackt in membranumschlossenen Zytosplasma-Vakuolen. Bei weiterer Vermehrung bilden sich charakteristische Morulen, die aus aneinanderklebenden Vakuolen maulbeerähnlich zusammengesetzt sind.
- Ehrlichien befallen Pferde, Schafe, Ziegen, Rinder, Bisons, Hirsche, Schakale, Weißfußmäuse, Hunde und Menschen.
- Ausnahmen: Anaplasma phagocytophilum (zuvor Ehrlichia equi und phagocytophila) als Auslöser der humanen granulozytären Anaplasmose. Sie wurden früher zu den Ehrlichiosen gezählt. Die Erreger leben obligat intrazellulär in Granulozyten, wo sie sich in zytoplasmatischen Vakuolen vermehren.
Einteilung
Vorkommen/Epidemiologie
- E. sennetsu. westliches Japan und Südostasien.
- E. chaffeensis: USA, Südamerika, Europa, Afrika.
Manifestation
Klinisches Bild
- Bei Übertragung durch Zeckenstich zeigt sich geringer Juckreiz an der Einstichstelle, zuweilen ist der braunrote bis schwarze runde Zeckenkörper noch nachweisbar.
- Sennetsu-Fieber: Inkubationszeit 9 Tage, Fieber, Schüttelfrost, Unwohlsein, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, generalisierte Lymphadenopathie, vor allem im Hals und Nacken, eventuell Spleno- und Hepatomegalie. Die Krankheit verläuft selbstlimitierend.
- Humane monozytäre Monozyten-Ehrlichiose: Fieber (bei 97% der Fälle), Kopfschmerzen (80%), Glieder- und Gelenkschmerzen (70%), Myalgien, Anorexie, Übelkeit, Erbrechen, infektiöses makulo-papulöses Exanthem (ca. 30-40% der Fälle), eventuell Pneumonie, Husten, Diarrhoen, Lymphadenopathie (25%), Abfall des Hämatokrits, Panzytopenie mit starker Thrombozytopenie (70%), Leukozytopenie (60%) in den ersten 3-7 Tagen, Lymphozytose in der 2. Woche, Transaminasenanstieg (86%).
- Humane granulozytäre Ehrlichiose (Anaplasmose): 67-75% aller Infektionen verlaufen asymptomatisch. Inkubationszeit: 5-30 Tage. Fieber (100% der symptomatischen Fälle) und grippeähnliche Symptomatik mit Kopf-, Glieder-, Muskel- und Gelenkschmerzen, selten Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe, trockener Husten und infektiöses makulo-papulöses Exanthem (2-3% der Fälle). Leukopenie (50%), Thrombopenie (92%), Transaminasenanstieg (91%). Selten Panzytopenien.
Labor
- Abfall des Hämatokrits, Panzytopenie mit starker Thrombozytopenie, Leukozytopenie in den ersten 3-7 Tagen, Lymphozytose in der 2. Woche.
- Erhöhte Aspartase- und ALT-Werte.
Diagnose
- Mikroskopie des Blutes und des Knochenmarks mit Nachweis von Morulen.
- QBC: Buffy coat Mikroskopie.
- Indirekte Fluoreszenz-Antikörper-Nachweis.
- PCR mit Nachweis von DNA.
Differentialdiagnose
Komplikation(en)
- Akutes Nieren- und Lungenversagen.
- Enzephalopathie.
- Mortalität bis 2%.
- Komplizierter Verlauf vor allem bei HIV-Infizierten.
Therapie
Verlauf/Prognose
- Humane monozytäre Monozyten-Ehrlichiose: Letalität: bis 2%.
- Humane granulozytäre Monozyten-Anaplasmose: Letalität: 2-3%.
Prophylaxe
Tabellen
Ehrlichia-Arten mit vorwiegend terrestrischer Verbreitung |
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Vektoren |
Wirte/befallene Arten |
Zellaffinität |
HGE-Agent |
Ixodes-Zecken |
Menschen |
Granulozyten |
E. pahgozytophilia |
Ixodes-Zecken |
Huftiere |
Granulozyten |
E. equi |
Ixodes-Zecken |
Pferde, Menschen |
Granulozyten |
E. chaffeensis |
Amblyomma-Zecken |
Menschen, Hirsche |
Monozyten |
E. canis |
Hämaphysialis und Riphicephalus-Zecken |
Hunde |
Granulozyten |
E. ewingii |
Zecken |
Kaninchen |
Granulozyten |
E. platys |
Zecken |
Hunde |
Thrombozyten |
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Ehrlichia-Arten mit vorwiegend aquatischer Verbreitung |
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E. sennetsu |
Trematoden in rohem Fisch (peroraler Infektionsweg) |
Menschen |
Monozyten |
E. resticii |
Zerkarien (Befall durch peroralen Infektionsweg oder beim Baden in Zerkarien-verseuchten Gewässern) |
Pferde, Hunde |
Monozyten |
NeoReckettsia helminthocea |
Helminthen in rohem Fisch (peroraler Infektionsweg) |
Hunde, Bären, Menschen |
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Literatur
- Ismail N et al. (2017) Tick-Borne Emerging Infections: Ehrlichiosis and Anaplasmosis. Clin Lab Med 37:317-340.