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Ecthyma contagiosumB08.0
Synonym(e)
Definition
Meldepflichtige, harmlose, lokale Infektionskrankheit durch Kontaktinfektion mit Parapoxviren (Orfvirus das Schafe und Ziegen befällt) aus der Familie der Poxviridae induzierte Zooanthroponose, mit Ausbildung entzündlicher Knoten an der Infektionsstelle.
Erreger
Parapoxvirus (3 Spezies):
- P. bovis 1 (bei Rindern Erreger der Stomatitis papulosa)
- P. bovis 2 (bei Rindern Erreger der Euterpocken;beim Menschen: Melkerknoten)
- P. ovis, früher Orf-Virus genannt (bei Schafen, Ziegen, Gemsen Erreger des Ecthyma contagiosum).
Lokale Infektion durch direkten Kontakt mit den erkrankten Tieren.
Einteilung
Vorkommen/Epidemiologie
Das Orf-Virus ist weltweit verbreitet. Das Auftreten der Orf-Infektion beim Menschen ist selten. Sie ist meist an bestimmte Berufsgruppen gebunden (Landwirte, Schafszüchter, Veterinäre). Zufällige Infektionen auch bei Kontakt mit infizierten Tieren (virale Läsionen an Zitzen und Mäulern von Kälbern/Kühen/Schafen). Eine Ausweitung der infizierten Wirtstiere wird in den letzten Jahren beobachtet (Katzen,Rentiere, Kamele). In seltenen Fällen erfolgten Übertragungen von Mensch zu Mensch (Caravaglio JV et al. 2017).
Lokalisation
Klinisches Bild
Inkubationszeit: 3-10 Tage. Danach Auftreten von sehr charakteristischen Hauterscheinungen:
- 1. Woche (makulopapulöses Stadium): Einzelne oder mehrere, derbe, elevierte, 0,5-1,5 cm große, blau-rötliche Papeln oderKnoten. Regionäre Lymphangitis und Lymphadenitis möglich.
- 2. Woche (Kokardenstadium): Zentrale Rötung, umgebender weißer Ring, peripherer, entzündlich geröteter Hof.
- 3. Woche (seröse Exsudation): Nässende Oberfläche.
- 4. Woche: Trockene, mit gelb- schwarzer Kruste bedeckte Papel.
- 5. Woche: Papillomatöse Umwandlung der Oberfläche.
- Ab der 6. Woche: Rückbildung der Papel, Abstoßung der Kruste. Stets narbenlose Abheilung.
- Selten ist ein Orf-induziertes Erythema exsudativum multiforme
Histologie
Diagnose
Virusantigennachweis aus Effloreszenzenmaterial, Antikörpertiter-Verlaufsbestimmung im Serum (ELISA), Recall-Antigen-Testung mit Parapoxvirus bovis 2-Antigen, elektronenoptischer Virusnachweis ( Negative Staining).
Differentialdiagnose
Melkerknoten: Analoge klinische Symptomatik. Differenzierung über Anamnese. Welcher Tierkontakt lag vor?
Anthrax der Haut: sehr selten; rasche Bildung eines entzündlichen Knötchens oder einer Pustel; schnelle Ausbreitung, hämorrhagische Blase; frühzeitig auftretende Mattigkeit, Unwohlsein, Kopfschmerzen mit unterschiedlich hohem Fieber.
Granuloma teleangiectaticum: meist nur solitär; Histologie ist Diagnose-gebend
Chronisch-papillomatöse Pyodermie: eitrig, schmerzhaft, Erregernachweis
Sporotrichose: lymphogen fortgeleitete Infektion, multiple, wenig symptomatische, in Ketten längs der Lymphbahnen angeordnete bläulichrote Knoten.
Komplikation(en)
Bakterielle Superinfektionen. Selten ist das Orf-induzierte Erythema exsudativum multiforme.
Therapie
Externe Therapie
Hinweis(e)
Das klinische Erscheinungsbild des Ecthma contagiosum (Orf) ist identisch mit demjenigen des Melkerknoten (durch Kühe übertragen), sodass eine Unterscheidung nicht notwendig ist.
Fallbericht(e)
Anamnese/Befund: Eine 43 jährige türkische Patientin kehrte nach einem 4 wöchigen Urlaub in ihrem türkischen Heimatdorf nach Deutschland zurück. Sie entwickelte 2 Wochen später an der rechten Handfläche sowie an dem Zeigefinger purulenten Knoten mit einem entzündlichen Hof.
Auf Befragen ergab sich, dass sie 14 Tage zuvor an einer häuslichen Schlachtung eines Schafes teilgenommen habe. Dabei habe sie sich leichte Schnittverletzungen an diesen Stellen zugezogen. Wenige Tage danach seine Blasen an den Schnittsltellen entstanden. Weiterhin habe sie leichtes Fieber sowie eine schmerzhafte Lymphadenitis in der Achsel bemerkt.
Labor: BSG 30/50; CRP: 22,4mg/l (Norm<5); geringe neutrophile Leukozytose (11.500/ml); Nachweis von AK gegen Parapoxviren;
Therapie: antiseptische Lokaltherapie; weiterhin wegen eienr bakteriellen Überlagerung Ciprofloxacin über 7 Tage.
Literatur
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