Borrelia burgdorferi sensu lato

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Borrelia burgdorferi; Borrelien

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Definition

Gramnegative, irreguläre, spiralförmige Bakterien aus der Familie der Spirochaetaceae. Sie tragen nach dem franzöischen Bakteriologen Amédée Borrel ihren Namen.

Erreger

Medizinisch von Bedeutung sind u.a. die Arten:

Vorkommen/Epidemiologie

Borrelia burgdorferi sensu lato wird durch den Stich infizierter Zecken übertragen und ist in Deutschland gebietsabhängig bei etwa 5-35% der Zecken nachweisbar (z.B. in Südniedersachsen im Frühjahr 2007 bei 25% der untersuchten Zecken). Als Erregerreservoir dienen Nagetiere und un Vögel.

Geographische Verteilung häufiger Borrelien spp.
Erreger Geographische Verbreitung Vektor
B. sensu strictu Europa, USA Zecken
B. garinii Europa, Asien Zecken
B. afzelii Europa, Asien Zecken
B. lusitaniae Europa, Asien Zecken
B. valaisiana Europa, Asien Zecken
B. andersonii USA Zecken
B. japonica Japan Zecken
B. recurrentis Nordafrika, seltener in Asien u. Südamerika Läuse, Zecken, selten Übertragung durch Bluttransfusion
B. duttonii Afrika, Saudi-Arabien, Iran, Indien, Zentralasien, vereinzelt Amerika und Südeuropa Läuse

Diagnose

Bestimmung von IgM/IgG-Antikörpern gegen Borrelien mittels ELISA, IFT (Indirekter Immunofluoreszenz-Test), bei Nachweis von Anti-Borrelien-Antikörpern zusätzlich Westernblot.

Antigen-Nachweis mittels PCR (Blut, Gelenkpunktat, Liquor, Hautbiopsie, Urin).

Erregernachweis aus Kulturanzucht.

Hinweis(e)

Dass die Übertragung von Lyme-Borreliose-Spirochäten durch einzelne infizierte Zecken-Nymphen zu einer Wirtsinfektion führt, wenn die Zecken nur 24 Stunden festsitzen (trotz der Exposition von fast 90 experimentellen Nagetierwirten in mehreren Studien) ist äußerst gering.

Die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung, die zu einer Wirtsinfektion führt, scheint nach 48 Stunden auf etwa 10 % zu steigen

Sie erreicht nach 72 Stunden 70 % für Borrelia burgdorferi. 

Hinweis(e)

Ixodes ricinus kann neben Borrelien noch weitere Erreger auf den Menschen übertragen:

  • FSME-Virus-ein Flavivirus, Erreger der Frühsommer-Meningoenzephaltitis
  • Babesien, in Erythrozyten parasitiernden Protozoen, Erreger der Babesiose, einer Malaria-ähnlichen Ekrankung
  • Anaplasma phagocytophilum, ein intrazelluläres Gram-negatives Bakterium der Gaattung Rickettsiales, Erreger der humanen granulozytären Anaplasmose (Ehrlichiose)
  • B. miyamotoi, Erreger des Rückfallfiebers.  

Die Muster der Anti-Borrelia-Antikörper, die bei infizierten Menschen beobachtet werden, zeigen einen hohen Grad an Variabilität. Eine Anzahl wichtiger immundominanter Borrelia-Proteine konnten den klinischen Stadien der Erkrankung zugeordnet worden (s.a. Borrelien-Antigenstruktur).

  • Frühphase: die Antwort der IgM-Antikörper ist gegen das äußere Membranprotein C (Osp C = 0uter surface protein C) und/oder Flagellinprotein (FlaB: Kreuzreaktion u.a. mit Spirochäten und begeißelten Bakterien) gerichtet.
  • Bei Fortschreiten der Borrelieninfektion werden in der Immunantwort andere Proteine mit einbezogen. Ein chromosomal kodiertes Borrelia-Protein p100 (synonym: p94 / p83) ist als Marker für das Spätstadium der Lyme Ekrankung gefunden, ebenso wie OspA. Es ist allg. akzeptiert, dass in der klinischen Routine eine Antigenmischung an Stelle von gereinigten einzelnen Borrelia-Antigenen sinnvoll ist. Die Antigenmischung sollte Proteine wie Osp C, BmpA = Borrelia membrane antigen = p39-Antigen), p41-Antigen and p100-Antigen enthalten.
  • Eine Anzahl von konservierten Borrelia-Proteine, wie Hitze-Schockproteine und Teile des Flagellins haben Epitope, die auch auf anderen Bakterien gefunden werden (dies führt zu falsch-positiven Resultaten).

Literatur

  1. Baumgarten JM et al. (2002) Lyme disease--part I: epidemiology and etiology. Cutis 69: 349-352
  2. Brandt FC (2015) Genotypisierung von Borrelien an paraffi n-eingebetteten Hautbiopsien der kutanen Borreliose mittels IGS-, ospA- und OspC-PCR. JDDG 13 (Suppl 1) :156
  3. Burgdorfer W et al. (1982) Lyme disease - a tick borne spirochetosis? Science 216: 1317-1319
  4. Montiel NJ et al. (2002) Lyme disease--part II: clinical features and treatment.Cutis 69: 443-448
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