Zecken

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Argasidae; Ixodes; Ixodidae; Ixodinae

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Allgemeine Definition

Zecken übertragen aufgrund ihrer Lebensweise häufig Krankheitserreger zwischen den Wirten, ohne jedoch selbst erkrankt zu sein. Es handelt sich dabei um mehr Arten von Krankheitserregern als bei jeder anderen parasitischen Tiergruppe. Bedrohung von Menschen besteht durch Übertragung der Krankheitserreger für:

Ein Zeckenstich ist ein Vorgang der beachtet werden sollte. Wichtigste Überträger in Mitteleuropa sind die Arten der Gattung Ixodes mit der häufigsten einheimischen Art, dem sog. "Gemeinen Holzbock" (Ixodes ricinus), daneben auch die Gattungen Rhipicephalus, Dermacentor, Haemaphysalis, Amblyomma und aus der Familie der Lederzecken die Gattungen Argas und Ornithodorus.

Erreger

Zecken (Ixodidae) sind eine Überfamilie innerhalb der Milben (Acari) mit lederartiger Haut, die zur Klasse der Spinnentiere gehören. Zecken gehören zu den größten Milbenarten. Die meisten Arten sind Ektoparasiten (sie dringen nicht in das Wirtsinnere ein). Als Wirte dienen Vögel, Reptilien und Säugetiere. Weltweit gibt es etwa 650 Zeckenarten (S.a. Taubenzecke). 

Ixodidae legen Eier an verschiedenen geschützten Stellen wie z.B. den Unterseiten von Grashalmen ab. Hieraus schlüpfen sechsbeinige Larven. Diese suchen sich nach wenigen Tagen einen Zwischenwirt (Nagetier), saugen sich dort fest und nehmen innerhalb von zwei bis drei Tagen Blut auf. Nach dem Saugen lassen sie sich abfallen, häuten sich nach einigen Monaten am Ende ihrer Entwicklung zur ersten achtbeinigen, rund 1,5 bis 2 Millimeter großen Nymphe. Diese sucht sich wiederum einen weiteren Zwischenwirt (Katze). Anschließend treten sie bis zum nächsten Frühjahr in ein Ruhestadium ein. Erst nach dieser Pause suchen sie sich einen weiteren Wirt. Danach findet eine weitere Häutung zur zweiten Nymphe (Lederzecke) oder zum adulten Tier (Schildzecke) statt. Die adulte Zecke befällt danach den Endwirt (Mensch, Rind). Anschließend erfolgt die Begattung des Weibchens. Dieses legt kurz darauf bis zu 3.000 Eier ab. Die männlichen Zecken sterben nach der Begattung, die Weibchen erst nach der Eiablage.

Die Zecke ritzt mit ihren paarigen Mundwerkzeugen (sog. Cheliceren) die Haut ein und schiebt das Hypostom (Stechapparat) in die Wunde. Dieser ist symmetrisch mit Widerhaken besetzt. Damit bohren sie sich jedoch nur oberflächlich in die Haut ein und "lecken" dann das austretende Blut auf. Der Vorgang wird umgangssprachlich als "Zeckenbiss" bezeichnet, korrekt ist jedoch "Zeckenstich".

Die Infektion der Zecken mit Borrelia burgdorferi erfolgt selten transovariell. Vielmehr infizieren sich bereits die Larven über eine Blutmahlzeit infizierter Mäuse. Die Mäuse selbst bilden das größte natürliche Reservoir.  

Vorkommen/Epidemiologie

Für die Übertragung von FSME gelten Nordosteuropa und Osteuropa zu den Regionen mit den höchsten Übertragungsrisiken von FSME. Zu den Risikozonen gehören  Bayern, Baden-Württemberg, Teile von Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen, Regionen in Österreich, der Schweiz, Nordost-und Osteuropa, sowie Asien. Das höchste FSME-Risiko in Europa mit mehreren hundert  Erkrankungen jährlich gibt es in den Baltischen Staaten, Slowenien, und in der Tschechischen Republik. Reisenden in Endemiegebieten ist  die Impfung zu empfehlen (Angaben des Centrums für Reisemedizin CRM).   

Therapie

  1. Eine festsitzende Zecke sollte so rasch wie möglich nach ihrer Entdeckung entfernt werden.
  2. Die Zecke wird am besten mit einer feinen Pinzette oder einer Zeckenzange möglichst dicht an der Haut gefasst (nicht am Leib, da dadurch Krankheitserreger in die Wunde hineingequetscht werden können) und langsam aus der Haut herausgezogen. Gründliche Entfernung von Zeckenresten (meist das sog. Hypostom der Zecke). Die Einstichstelle anschließend gründlich desinfizieren. Von der Benutzung von Öl oder Nagellack zur Entfernung wird abgeraten, weil nicht gesichert ist, dass diese Prozeduren das Eindringen von Keimen nicht beschleunigen. Im Gegenteil, es ist anzunehmen, dass aggressive Agenzien die Zecke veranlassen Sekrete und somit mögliche Erreger beschleunigt abzugeben.
  3. Bei kleineren Zecken: Häufig sind kleine Zecken nicht sicher mit einer Zeckenzange zu fassen. Hier empfiehlt sich z.B. fachgerechte Entfernung mit einem Skalpell. Die stumpfe Seite der Klinge liegt auf der Haut des Patienten auf, die Zecke wird herausgehebelt.
  4. Falls ein Rest des Stechapparates (häufig fehlinterpretiert als „Kopf“) in der Haut verbleibt, kann dieser mit einer sterilen Nadel oder Kürette entfernt werden. Hinsichtlich einer Übertragung von Borrelien ist das Verbleiben des „Stechapparates“ in der Haut unbedenklich.

  5. Grundsätzlich können Zecken auch mittels Stanzbiopsie in Lokalanästhesie entfernt werden. Das Verfahren empfiehlt sich, wenn durch den Befallenen bereits an der Zecke anderweitig manipuliert wurde. Eine Gefahr von Quetschungen der Zecke oder Verbleiben von Zeckenresten in der Haut besteht nicht.
  6. Suchen Sie sorgfältig den Körper und bei Kindern vor allem auch den Kopf nach weiteren Zecken ab.
  7.  Die Lyme-Borreliose ist im Frühstadium durch die leitliniengerechte Antibiotikatherapievollständig heilbar. Spätmanifestationen werden dadurch verhindert.
  8. Eine Untersuchung der Zecke auf Borrelien ist nicht sinnvoll, da bei positivem Nachweisnicht sicher ist, ob die Borrelien überhaupt in die Haut übertragen wurden und ob sie im Falle der Übertragung zu einer Erkrankung führen. Ein negatives Ergebnis schließt eine Übertragung nicht aus.
  9. Nur ein kleiner Teil der mit Borrelien infizierten Menschen erkranken! Aus diesem Grundist von einer vorbeugenden oralen Antibiotikatherapie abzuraten.

 

Prophylaxe

  • Tragen fester Schuhe.
  • Tragen heller Kleidung, um Zecken besser zu erkennen.
  • Wandern auf Wegen statt im Gelände.
  • Überstülpen der Socken über die Hosenbeine.
  • Untersuchung insbes. von Kindern nach Spaziergängen oder Wanderungen in der freien Natur.
  • Einreiben der Unterschenkel, der Handgelenke und des Halses mit Insektenschutzmitteln z.B. Zanzarin Bio-Lotion oder Nexa Lotte Hautschutz-Milch (die Wirkung hält bis zu 6 Stunden an).
  • Knoblauch: In Studien konnte die Einnahme von Knoblauchkapseln die Zeckenstichrate in Endemiegebieten um ca. 30% senken. Alternativ: Anwendung von Knoblauchspray.

Hinweis(e)

Lederzecken leben oft in der Nähe ihrer Wirte und bevorzugen eher trockene dunkle Unterschlupfe. Besonders gut geeignete Bedingungen bieten Waldränder und Waldlichtungen mit hochgewachsenen Gräsern, Feuchtwiesen und Bachränder mit gleichartigem Bewuchs und weiterhin Laub- oder Mischwald mit grasigen oder krautigen Unterwuchs. Ihre Aktivitäten entfalten sie normalerweise von März bis Oktober. Ihre Lebenszeit beträgt zwischen zwei und fünf Jahren. Zecken können einen Vollwaschgang der Kleidung überleben, sodass ein Zeckenstich auch lange Zeit nach einem Waldspaziergang auftreten kann.

In den nächsten Jahren könnten sich tropische Zeckenarten der Gattung Hyalomma auch in Mitteleuropa ausbreiten. Diese Zeckenarten können das Bakterium Rickettsia aschlimanni  in sich tragen, Erreger des Zecken-Fleckfiebers. Einzelne Exemplare sind in Deutschland aufgefunden worden.

Ixodes inopinatus aus dem Mittelmeerraum hat sich inzwischen bis nach Dänemark ausgebreitet.

Rhipicephalus sanguineus, die ursprünglich in Afrika beheimatete "Braune Hundzecke" wurde an Hunaden auch in Mitteleuropa entdeckt.       

Literatur

  1. Carroll J (2007) Hart im Nehmen: Zecken überleben Vollwaschgang. Hautnah 6: 318 (s.a. http://www.ars.usda.gov/is/pr/2007/071005.htm)
  2. Laursen K et al. (2003) Tick-borne encephalitis: a retrospective study of clinical cases in Bornholm, Denmark. Scand J Infect Dis 35: 354-357
  3. Lesnicar G et al. (2003) Pediatric tick-borne encephalitis in 371 cases from an endemic region in Slovenia, 1959 to 2000. Pediatr Infect Dis J 22: 612-617
  4. Oehme R et al. (2002) Foci of tick-borne diseases in southwest Germany. Int J Med Microbiol 291(Suppl 33): 22-29
  5. Perkins SE et al. (2003) Empirical evidence for key hosts in persistence of a tick-borne disease. Int J Parasitol 33: 909-917
  6. Spitalska E et al. (2003) Tick-borne microorganisms in southwestern Slovakia. Ann NY Acad Sci 990: 196-200
  7. Stjernberg L et al. (2000) Garlic as insect repellant. J Am Med Assoc 284: 831
  8. Thuile T et al. (2015) Kutane und systemische Borreliose. Akt Dermatol 41: 234-241

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