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Rationale Phytotherapie
Synonym(e)
Definition
Die rationale Phytotherapie basiert auf der traditionellen europäischen Phytotherapie. Sie definiert den Anspruch, neben vorhandenen empirischen Daten (Erfahrungsmedizin), naturwissenschaftliche Bewertungsmaßstäbe zu verwenden um die Wirksamkeit der enthaltenen Pflanzen sowie der Zubereitungen und Kombinationen anhand von Studien zu belegen.
Rationale Phytotherapeutika (Phytopharmaka) sind Arzneimittel, die im Unterschied zu chemisch definierten Arzneimitteln und isolierten pharmakologisch definierten pflanzlichen Reinstoffen (z.B. Azelainsäure, Ciclosporin, Penizilline u.a.) als Wirkstoffe pflanzliche Zubereitungen, vorwiegend standardisierte und/oder normierte Extrakte enthalten (Loew 1999).
Der gesamte Extrakt (bzw. die Extraktkombination) und damit ein Vielstoffgemisch gilt als arzneilicher Wirkstoff.
Es wird postuliert, dass jeder Extrakt, der in einem rationalen Phytopharmakon enthalten ist, nachgewiesenermaßen zur klinischen Wirksamkeit beiträgt.
Enthält das Phototherapeutikum als Wirkstoff einen Extrakt aus einem oder mehreren Drogenteilen der selben Arzneipflanze, wird er als Monopräparat deklariert. Der Extrakt ist der Wirkstoff.
Enthält das Phototherapeutikum in Extraktform mehrere Kombinationspartner aus verschiedenen Arzneipflanzen so wird dieses als pflanzliches Kombinationspräparat deklariert.
Somit unterscheidet sich die rationale Phytotherapie grundsätzlich von der Therapie mit synthetischen Wirkstoffen, die als Einzelsubstanzen verabreicht werden und deren singuläre Wirkungen bekannt sind. Pflanzliche Zubereitungen können als Preßsäfte, Ölmazerate aus Frischpflanzen, Pulver aus geschnittenen oder zerkleinerten getrockneten Drogen gewonnen werden. Extrakte sind Auszüge die mittels Lösungsmitteln, Fraktionierungen, oder durch Eliminierungen unerwünschter Bestandteile gewonnen werden. Phytotherapeutika werden in üblichen Darreichungsformen wie Tropfen, die Tabletten, Dragees oder Kapseln angeboten.
Allgemeine Information
Die rationale Phytotherapie erhebt den Anspruch, auf die verabreichten Phytopharmaka die gleichen Wissenschaftsmethoden anzuwenden, wie auf synthetische Arzneimittel. Sie ist nach den Richtlinien der Good Clinical Practice ausgerichtet, mit belastbaren pharmakologischen und toxikologischen Untersuchungen, sowie mit einem Wirksamkeitsnachweis in randomisierten, kontrollierten Doppelblindstudien.
Literatur
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Colalto C (2018) What phytotherapy needs: Evidence-based guidelines for better clinical practice. Phytother Res 32: 413-425
- Fürst R et al. (2015) Evidence-Based Phytotherapy in Europe: Where Do We Stand? Planta Med 81(12-13):962-967.
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Loew D et al. (1999) Phytopharmakareport. Steinkopff Verlag Darmstadt S 7.